Indische Christen wenden sich an England
Führende Vertreter der indigenen Volksgruppen in Manipur, einem Bundesstaat im Nordosten Indiens, haben sich mit einem eindringlichen Appell an den britischen Sonderbeauftragten für Religions- und Glaubensfreiheit gewandt. Sie betonen, dass internationale Unterstützung notwendig sei, um das Überleben angesichts der anhaltenden Christenverfolgung zu sichern.
Die Gewalt begann vor zwei Jahren, als hinduistische Extremisten rund 360 Kirchen und 7’000 christliche Wohnhäuser niederbrannten und mehr als 200 Menschen töteten. Die Überlebenden können bis heute nicht in ihre Dörfer zurückkehren. Inzwischen leben über 60’000 Christen als Binnenvertriebene (IDPs) in der Region.
Brief an Sondergesandten
Kirchenvertreter der Kuki-Zo-Gemeinschaft haben einen Bericht über die aktuelle Lage erstellt, der dem britischen Sondergesandten Ben Smith MP sowie Vertretern des britischen Aussenministeriums vorgelegt wurde.
Pastor Kailean Khongsai, ein gebürtiger Angehöriger der Kuki-Zo und heute in Harrow tätig, erklärte: «Die Krise in Manipur zeigt auch unter der derzeitigen präsidialen Verwaltung aus Neu-Delhi keinerlei Anzeichen einer Besserung. Täglich höre ich den Schmerz in den Stimmen meiner Eltern, Verwandten und meiner Gemeinde – Echos von Angst, Leid und Verzweiflung. Viele haben die Hoffnung verloren; ihre Zukunft ist von Vertreibung und Trauer überschattet.»
Regierung bleibt untätig
Er betonte, dass grosse Teile seiner Gemeinschaft vollständig vom Zugang zu lebenswichtigen staatlichen Leistungen abgeschnitten seien. Die Regierung kenne die Lage genau, doch bislang habe sie untätig zugesehen.
«Wir brauchen die Aufmerksamkeit der Welt – sie soll uns sehen, uns hören und uns helfen zu überleben. Seit fast zwei Jahren leben Tausende von uns unter unerträglichen Bedingungen: entwurzelt, vergessen und ihrer Würde beraubt», so Khongsai weiter. «Kinder wachsen in Lagern ohne Bildung auf. Kranke leiden ohne medizinische Versorgung. Trauernde begraben ihre Angehörigen ohne Gewissheit. Wie lange sollen wir noch warten?»
Britische Priorität
Britische Regierungsvertreter haben dem Vernehmen nach geäussert, das Schicksal der Kuki-Zo sei eine «Priorität» und der Bericht könne helfen, das Verständnis für die von ausländischen Besuchern weitgehend abgeschottete Region Manipur zu vertiefen.
Khongsai berichtete ausserdem von Gesprächen mit führenden Christen aus der Region: «Eine bittere Wahrheit zieht sich durch all diese Begegnungen: Sie sind gebrochen – durch die Zerstörung ihrer Kirchen, ihrer Häuser und ihrer Existenzgrundlagen.»
Unrecht soll verurteilt werden
Ein Pastor habe mit zitternder Stimme gefragt: «Wie sollen wir ins Imphal-Tal zurückkehren? Wie sollen wir unsere Dörfer betreten, wenn sich radikale Meitei-Gruppen dort ungehindert bewegen können? Wer wird uns schützen, wenn Premierminister Modi schweigt und der ehemalige Chief Minister – dem man Mitschuld an der Gewalt gibt – noch immer frei umhergeht und verehrt wird?»
Abschliessend forderte Khongsai die britische Regierung dazu auf, das Unrecht öffentlich zu verurteilen und Druck auf die indische Regierung auszuüben, damit sie endlich Massnahmen zum Schutz und zur Versorgung der verfolgten Stammesbevölkerung ergreift.
Zum Thema:
Dossier: verfolgung.jetzt
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Datum: 01.06.2025
Autor:
Christian Today / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Today / Übersetzung: Livenet