Not macht erfinderisch
«Heute Morgen war ich in der Stadt. Eine ältere Frau fragte mich leise, ob ich nicht ein paar Münzen für sie hätte, um etwas zu essen! Ich war geschockt: Die Armut hat uns im Griff!
Krisenstab in der Kirche
In unserer Brüdergemeinde wird der Krisenstab ausgebaut. Die Zahl der Bedürftigen nimmt zu. Letzte Woche kam ein Freund bei einem Autounfall ums Leben. Die Witwe mit zwei Söhnen hatte kein Geld für die Bestattungskosten. Was macht man da? Man greift tiefer in die Tasche. Wenn das noch nicht reicht, plündert man die Kasse der Gemeinde.
Suche nach einträglicher Arbeit
Die Jungen, die Arbeit haben, werden in der Regel schlecht entlöhnt. Eine Familie gründen ist schwer. Mama und Papa sorgen weiter für die jungen Erwachsenen – oft ist ihnen nicht bewusst, wie schwierig das Ganze ist. Wir hoffen nur, dass unsere Generation durchhält! Unsere zwei Ältesten sind persönlich engagiert, Anderen zu helfen. Zusammen lernen wir umzudenken und in jeder Situation dankbar zu bleiben.Schon lange suchen wir frische Einkommensquellen im Ausland. Wer Arbeit findet in Business, Networking usw. und auf ausländische Einkünfte zählen kann, ist gut dran und kann den weniger Glücklichen helfen.
Nöte verdrängen Prioritäten
Von den Freikirchengemeinden, die wir kennen, sind einige von grösseren Problemen verschont worden. Andere haben sehr viele Arbeitslose in ihren Reihen. Uns belastet, dass viele Gemeinden keine Missionare mehr unterstützen können. Einzelne spenden weiter; der Gemeinde fehlen die Mittel.
«Tischlein deck dich» – durch das Jahr
Vor Jahren organisierten wir eine Lebensmittelverteilung. Sie wird wieder aktuell: Läden geben Produkte, deren Verkaufsdatum überschritten ist, gratis ab. Wir verteilen sie. Bei Teigwaren, Reis, Konserven und Konfitüre ist das kein Problem. Das Programm heisst «Banco Alimentare» und ist in Italien recht populär. Jedes Jahr gibt es zudem einen Tag, an dem die Italiener in Lebensmittelgeschäften landesweit Produkte kaufen und sie für die Bedürftigen in grosse Schachteln legen. Aus Apotheken kommen so Medikamente wie Aspirin und Schmerzmittel zu jenen, die kein Geld dafür haben.
Viele Italiener heuern Arbeitslose für Malerarbeiten und anderes an. In unserer Gemeinde sind etliche Rumänen und Albanier, geschickte Handwerker. Wir wenden uns an sie für alle erdenklichen Arbeiten. Als ich krank war, kam eine nette Rumänin und half mir im Haushalt.
Originell schenken
Eine Gemeinde in Marsciano pflegt das Schenken an Geburtstagen auf originelle Weise. Da die Leute der Gemeinde miteinander befreundet sind, wissen sie, was die Betreffenden wirklich nötig haben. So wird ein grosses Paket spediert. Mal sind es Teller und Besteck, mal Lebensmittel, Kleider, Schulsachen, Medikamente oder Bücher... Nachahmenswert!
Der wahre Reichtum
Not macht erfinderisch. Not macht auch einfühlsamer. Vielleicht sehen wir in mageren Zeiten besser, worum es wirklich geht. Die überflüssigen Dinge fallen weg und es bleibt das wirklich Wertvolle. Was will uns Christus, der Herr, lehren? Dass Ferien, neue Kleider, Autos, Reisen... dankbar entgegengenommen werden dürfen, aber eben nicht lebensnotwendig sind. Liebe zum Nächsten, Teilnahme, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Gastfreundschaft machen viel reicher als ein dickes Bankkonto. Wir lernen, dass man wahren Reichtum nicht zählen noch für sich behalten kann, und dass die ewigen Münzen nicht in irdischen, sondern in himmlischen Banken hinterlegt sind. Wir vertrauen Gott und loben ihn, denn Er hat alles, auch unsere Krisen, unter Kontrolle. Wir lernen das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen.»
Datum: 28.08.2012
Autor: Pia Vogel Bassetti
Quelle: Livenet