Claudio Minder, ehemaliger Geschäftsführer von „MY MUI“, ist von dem Vorgehen des Konzerns sehr enttäuscht. Er kann seinen Angestellten bis auf weiteres keine neue berufliche Perspektive bieten. Doch gerade das sollte mit der Gründung von „MY MUI“ erreicht werden. «Der Teufel trägt Prada» lautete der urkomische Titel eines Kinofilms, der für Furore sorgte. Weitere negative Schlagzeilen macht das italienische Modeunternehmen „Prada“ nun in der Schweiz. Es droht dem innovativen Unternehmen „MY MUI“ mit einer Zivilklage, falls dessen Name vom Institut für Geistiges Eigentum registriert werden sollte. „Prada“ unterhält eine Tochterfirma namens „MIU MIU“. Die Ähnlichkeit im Namen sei dem Konzern zu gross. „MY MUI“ war vor einem Jahr vom 18-jährigen Mathias Müller gegründet worden; „Mui“ ist dessen Spitzname. Das neue Label sollte bezahlbare Mode für junge Leute auf den Markt bringen. Das Projekt war sehr sozial ausgerichtet, indem es Menschen eine Chance gab, die jahrelang keine Arbeit gefunden, die Lehre abgebrochen hatten oder aus finanziell schwachen Randgruppen stammen. Die Patentanwälte von „MY MUI“ rieten nun, den Betrieb bis auf weiteres einzustellen. Im Klartext: Während das millionenschwere Unternehmen „Prada“ über einzelne Vokale im Namen stolpert, geht ein faires und innovatives Unternehmen den Bach runter. Und mit ihm die beruflichen Perspektiven von siebzehn Angestellten. Im Interview mit Livenet äussert sich Claudio Minder, ehemaliger Geschäftsführer von „MY MUI“, zu diesen Vorgängen und zur Lage des Unternehmens. Claudio, was wolltet ihr mit dem Label „MY MUI“ erreichen? Worauf habt ihr in der Firma MY MUI besonders Wert gelegt? Was geschieht jetzt mit den 17 Angestellten? War dieser Schritt von „Prada“ absehbar? Weshalb ändert Ihr nicht einfach den Namen? Wie geht es jetzt weiter? zum Thema:„Prada“ droht mit Zivilklage
Soziales Projekt geht den Bach runter
Wir wollten eine bezahlbare Marke von Jungen für Junge machen, und zwar mit Leuten, die sonst auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben: Junge ohne Lehrstellen, Arbeitslose, Menschen aus Randgruppen.
Aufgebaut wurde die Firma auf klar christliche Werten. Ich selber bin dort eingestiegen, weil wir uns unter anderem zum Ziel setzen, immer klar und wahrhaftig zu kommunizieren. Zudem wurden alle Personen in einer Leitungsfunktion aufgefordert, den Mitarbeitern zu dienen. Dies bringt eine ganz besondere Atmosphäre in den Alltag und die Mitarbeiter fühlen sich geschätzt und arbeiten produktiver.
Sie haben im Moment keine Perspektive. Sie sind vor den Kopf gestossen und haben Angst vor der Zukunft.
Wir schickten der Firma ein Schreiben, aber „Prada“ hatte sechs Monate lang nicht darauf reagiert. Unser Anwalt meinte, sie hätten kein Interesse mehr an der Sache; das sei wahrscheinlich vom Tisch. Deshalb haben wir auch nichts weiter unternommen.
Wenn wir das Label umbenennen würden, dann ginge es bestimmt ein halbes Jahr, bis neue Kleider geliefert würden. Ausserdem muss man ein Label auch durch Werbung unterstützen. Aber so schnell geht das nicht. Wir müssten die Läden mindestens sechs Monate leer stehen lassen und trotzdem die Löhne zahlen. Das können wir finanziell nicht verkraften.
Wir wissen es nicht. Die Luft ist im Moment draussen. Ideen sind da, aber es fehlt uns der Enthusiasmus, um neu anzufangen.
Die Presse-Erklärung von „MY MUI“
Datum: 08.12.2006
Autor: Iris Muhl
Quelle: Livenet.ch