Vorsicht vor Gehirnerschütterungen: Wenn Kinder Fussball spielen

Kopfball

Washington. Passend zur Weltmeisterschaft ist es jetzt auch wissenschaftlich belegt: das Gefährlichste am Fussball sind die Kopfbälle. Vor allem Kinder und Jugendliche müssen, so fordert ein kürzlich veröffentlichter Report der National Academy of Sciences (NAS), besser vor den bei diesem Sport häufiger als bekannt auftretenden und nur selten diagnostizierten Gehirnerschütterungen geschützt werden.

Seit Jahren wird unter Sportmediziner die Frage diskutiert, ob beim Fussball erlittene Quetschungen bei Kindern zu einem Gehirnschaden mit Entwicklungsstörungen führen können. Der reguläre Kopfball ist nach Einschätzung von Don Kirkendall von der University of North Carolina nicht das Problem, das zielgenaue Treffen des Balles - der mit bis zu 110 km/h auf den Kopf auftreffen kann - mit dem Stirnbein ist wenig verletzungsträchtig.Viele Gehirnerschütterungen bleiben unbemerkt. Die schwerwiegenden Kopftraumen geschehen vielmehr, wenn ein darauf nicht vorbereiteter Spieler versehentlich angeschossen wird, vor allem aber, wenn zwei Spieler mit den Köpfen zusammen stossen.

Rund 40 Prozent der amerikanischen Jugendlichen, die regelmässig Fussball spielen, haben bis zum Erreichen der Hochschulreife mindestens einmal eine Gehirnerschütterung erlitten, bei dem als viel gewalttätiger geltenden American Football ist diese Quote deutlich niedriger. Viele Gehirnerschütterungen verlaufen unbemerkt und werden etwa von Trainern, Eltern oder Schiedsrichtern kaum richtig eingeordnet. Verletzungen an den Extremitäten erfreuen sich einer wesentlich grösseren Aufmerksamkeit.

Als wichtigste Hinweise auf die beim Fussball häufigen leichten Gehirnerschütterungen gelten: verlangsamte Antworten leicht verwirrter Gesichtsausdruck Desorientierung Sprachstörungen Koordinationsschwierigkeiten.

Eigentlich sollten die Patienten in Verdachtsfällen, so der Neurologe J. Kelly aus Chicago, ein MRT erhalten, um die typischen Manifestation der Kontusion, die Gehirnschwellung und das Auftreten kleiner, meist über das Kleinhirn verteilter Blutungen, nachzuweisen oder auszuschliessen. Vor allem Kostengründe sprechen gegen dieses Vorgehen in der Praxis. Spieler und Betreuer unterschätzen die Verletzung. Die Verletzung wird nicht nur von den Betreuern, sondern auch von jugendlichen Spielern weithin unterschätzt. Jugendliche Fussballspieler hätten im Vergleich zu Gleichaltrigen, die andere Sportarten betrieben, ein deutlich vermindertes bildliches Gedächtnis. Analytisch vorzugehen, und Flexibilität seien reduziert.

Bei Kindern unter zehn Jahren sollte Fussball grundsätzlich ohne Köpfen gespielt werden. Eine im Sommer beginnende Langzeitstudie über fünf Jahre soll nun endgültig Klarheit darüber bringen, ob der Kopf beim Fussball wirklich nachhaltigen Schaden erleidet.

National Academy of Sciences

Datum: 07.06.2002

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