Afghanistan: Deutsche Christin nach 36 Stunden in Geiselhaft befreit

Christina Barbara Meier
Marktszene in Kabul.

Ein überraschendes und glückliches Ende hat die Entführung einer deutschen Hilfsprojektleiterin in der afghanischen Hauptstadt Kabul gefunden.

Gut 36 Stunden nach ihrer Entführung konnten Sicherheitskräfte die 31-jährige Christina Barbara Meier aus den Händen ihrer Geiselnehmer befreien. Die Mitarbeiterin der christlichen Hilfsorganisation 'ora international' (Korbach/Nordhessen) war am 18. August vor den Augen ihres Ehemanns, des Ingenieurs Thomas Meier, aus einem Imbiss in der Hauptstadt Kabul gekidnappt worden. Die vier Entführer zerrten die Frau in einen blauen Toyota Corolla und flüchteten. Bei der Geiselnahme wurde ein Passant getötet.

Keine Taliban-Aktion

Die Polizei riegelte daraufhin alle Ausfallstrassen aus Kabul ab. Noch am Sonntagmorgen hatte der private Sender Tolo TV ein Video mit der Geisel und einem der Entführer ausgestrahlt. Christina Meier las von einem Blatt ab, dass es ihr gut gehe und sie nicht bedroht werde. In dem Video trat einer der Geiselnehmer vermummt auf und sagte, dass die Gruppe nicht zu den Taliban gehöre.

Bei der Befreiung Meiers am Sonntag gegen Mitternacht im Westen Kabuls wurden bis auf einen Wachmann alle Geiselnehmer verhaftet. Meier befindet sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes in der deutschen Botschaft in Kabul in Sicherheit. Bundesaussenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erleichtert über die Befreiung und dankte Regierung und Behörden in Afghanistan für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Christina Meier, Bauerstochter aus dem Schwarzwald und seit 2005 verheiratet, hatte die zweijährige Ausbildung der Akademie für Weltmission in Korntal-Münchingen absolviert und war 2006 nach Afghanistan ausgereist. Seitdem leitet sie das Büro der christlichen Hilfsorganisation Ora International in Kabul. Im Oktober wollte sie mit ihrem Mann nach Deutschland zurückkehren, um in der Heimat ihr erstes Kind zur Welt zu bringen.

Angepasste Hilfe

Kirchenrat i. R. Albrecht Hauser, der zuletzt Fachreferent für Mission und Geschäftsführer des Arbeitskreises für Islamfragen der württembergischen Landeskirche war, sagte den Stuttgarter Nachrichten, er habe die Meiers noch im Mai in Kabul besucht. "Sie haben sich in dem Land gut eingelebt, erstaunlich schnell die afghanische Sprache gelernt und etliche Hilfsprojekte auf den Weg gebracht", sagte Hauser.

Ora wurde 1981 von Heinrich Floreck gegründet, der die Organisation noch heute leitet. Sie ist in etwa 30 Ländern tätig, seit 1991 auch in Afghanistan. 20 Mitarbeiter sind vor allem in der Gesundheitsvorsorge engagiert. Die Organisation betreibt am östlichen Stadtrand von Kabul seit 1993 eine Klinik.

Datum: 21.08.2007
Autor: Lothar Rühl
Quelle: Livenet.ch

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