Auf Philippinen: «Wir bringen die Kirche in jedes Haus»
«Unser Ziel ist es, alle einzubeziehen und gleichzeitig tief in Gottes Wort einzutauchen», sagt Rolly Del Monte. Gemeinsam mit Max Beloso ist er Co-Regionalleiter des «NewThing»-Netzwerks zur Gemeindemultiplikation in Ost- und Südostasien. «Dieser Ansatz hilft Menschen, das Wort Gottes zu lernen, eine Verbindung dazu aufzubauen und es im Alltag anzuwenden. Es ist ein einfacher und leicht reproduzierbarer Prozess mit acht klaren Schritten. Viele merken schnell: Das ist machbar – ich kann selbst eine Gruppe leiten.»
Rolly Del Monte berichtet beispielsweise von einem jungen Mann, der vor nicht allzu langer Zeit in einer abgelegenen Bergregion in Del Montes Haus zum Glauben kam. Inzwischen hat dieser Mann nicht nur seine eigene Mikrokirche gestartet, sondern begleitet auch bereits eine weitere Person beim Aufbau einer neuen Gruppe.
Aufbruch in entlegenen Gebieten
Seit 2020 wurden auf den drei grössten Inseln der Philippinen über 10’000 neue Jünger begleitet. Bis zum 1. Dezember 2024 hat der von einheimischen geleitete Zweig des weltweit tätigen Netzwerks 2’892 Leiter geschult und 2’923 Mikrokirchen gegründet. Die meisten dieser Leiter sind Freiwillige, Bauern oder Handwerker, die ihre Häuser öffnen und wiederum andere ausbilden, selbst Mikrokirchen zu gründen.
Etwa die Hälfte der philippinischen Bevölkerung lebt in ländlichen Gebieten, viele davon in schwer zugänglichen Bergregionen. Eine weite Anreise zu einem zentralen Gottesdienst ist für viele kaum regelmässig möglich. Deshalb findet das geistliche Wachstum der meisten Menschen direkt in ihrer Mikrokirche statt.
Kirche hat das Gebäude verlassen
Del Montes Mutter war die erste Christin in seiner Familie. Nachdem sie zum Glauben kam, brachte sie ihn in die Sonntagsschule ihrer Gemeinde, wo auch er Jesus kennenlernte. Anfangs waren seine Geschwister skeptisch – doch schliesslich wurden sie alle Christen. Für sie war das Kirchengebäude damals der zentrale Ort für geistliches Wachstum.
Während dieses Modell für städtische Gebiete gut funktioniert, sieht Del Monte das hausbasierte Modell als biblisch fundierter und effektiver für die ländlichen Regionen, die er erreichen möchte.
Heute leitet seine 86-jährige Mutter jede Woche eine Mikrokirche mit 20 bis 30 Personen in ihrem Wohnzimmer, und auch Del Monte und seine Frau haben im Laufe der Jahre viele Mikrokirchen in ihren Häusern begleitet.
Wie in der Apostelgeschichte
«Hauskirchen ziehen sich durch die ganze Apostelgeschichte», sagt er. «Wir glauben: Jesus hat die Kirche so begonnen, wie er sie wollte – und heute will er sie wieder so haben, wie er sie begonnen hat. Mikrokirchen helfen Menschen zu verstehen, worum es bei Kirche wirklich geht – und dass es nicht vom Gebäude abhängt.»
In seiner Arbeit, neue Jünger, Leiter, Kirchen, Netzwerke und Bewegungen hervorzubringen – alles aus einer Leidenschaft für Evangelisation und einem tiefen Bekenntnis zum Missionsbefehl – hat Del Monte festgestellt: Das meiste Wachstum passiert nicht in, sondern ausserhalb von Kirchengebäuden. «Durch Gottes Gnade haben wir das Gebäude verlassen. Wir bringen ‚Kirche‘ in jedes Haus, das Gott uns öffnet – zu Betriebsbahnhöfen, unter Bäumen, in Slums und überall sonst.»
Vertrauen muss verdient werden
In der philippinischen Kultur, so Del Monte, wird Vertrauen nicht automatisch gegeben – es muss verdient werden. Menschen müssten spüren, dass man sie wirklich liebt und sich für sie interessierst, bevor sie bereit sind, über den Glauben zu sprechen. Eine starke Beziehung sei die Grundlage für Vertrauen – und Transformation.
Hauskirchen lebten von echter Gemeinschaft. Es gehe nicht nur um Treffen, sondern um ein Miteinander im Alltag – geteilte Freuden, Kämpfe und echte Beziehungen. Diese Authentizität fördere geistliches Wachstum und ein tiefes Zugehörigkeitsgefühl.
Mikrokirchen bestehen meist aus 10 bis 15 Personen, maximal 30. Jede hat einen Leiter und meistens einen Leiter-«Lehrling». Das Besondere: Alle werden in die Leiterschaft hineingenommen und geschult.
Es funktioniert überall, weil alle Menschen nach Beziehung suchen, erklärt Del Monte. «Gott gebraucht gewöhnliche Menschen für aussergewöhnliche Aufgaben. Mikrokirchen geben Gläubigen aus allen Lebensbereichen die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und sich in Leiterschaft hineinzuentwickeln – etwas, das viele sich zuvor nie zugetraut hätten.»
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Datum: 08.04.2025
Autor:
Warren Bird / Daniel Gerber
Quelle:
Outreach Magazine / gekürzte Übersetzung: Livenet