SMS-Ente

22 Missionarsfamilien in Afghanistan in Lebensgefahr?

In christlichen Kreisen kursiert ein SMS, wonach in Afghanistan 22 Missionarsfamilien hingerichtet werden sollen. Ein gutinformierter Missionsleiter bezeichnet das als Falschmeldung.
Dorf in Afghanistan (Foto: afghanistan-schulen.de)

Der Missionsverantwortliche, der ungenannt bleiben will, erinnert daran, dass bereits 2009 derartige SMS die Runde machten. Damals sei von 22 Missionaren die Rede gewesen – ohne realen Hintergrund. Tatsache ist hingegen: 2007 nahmen die Taliban 23 Koreanerinnen und Koreaner als Geiseln. Zwei wurden ermordet und die anderen freigelassen, als Südkorea sich verpflichtete, keine Missionare mehr nach Afghanistan zu lassen.

Weniger Ausländer am Hindukusch

Am derzeit versandten (und von alarmierten Christen ohne Nachprüfung weitergeleiteten) SMS deutet gemäss dem Missionsverantwortlichen alles, auch die Zahl, auf eine Falschmeldung. Der Aufruf, für diese «Missionarsfamilien» zu beten, macht es nicht wahrer. Gäbe es eine solche Bedrohung, wüsste man – wie 2007 – innert Stunden weltweit von den Betroffenen. Wegen der kompromisslosen Feindschaft der Taliban gegenüber dem Westen und dem Christentum haben Hilfsorganisationen schon vor Jahren Personal aus Afghanistan zurückgerufen. Im August 2010 wurden zehn Helfer, die entlegenen Dörfern medizinische Hilfe gebrachten, erschossen, unter ihnen acht Ausländer.

Einheimische an Leib und Leben bedroht

Allerdings sind einheimische Christinnen und Christen am Hindukusch dringend auf weltweite Gebetsunterstützung angewiesen. Wenige Namen dringen nach aussen, da jede Nennung im Netz im Land höchste Gefahr bedeuten würde. Bekannt wurde kürzlich das Verfahren gegen Shoaib Assadullah, dem der Richter die Hinrichtung androhte, wenn er Christus nicht absage.

Ziel: Christentum ausmerzen

Zu den finsteren Seiten der Taliban-Herrschaft in Afghanistan gehört das Bestreben, andere Religionen und namentlich das Christentum auszumerzen. Unter ihrem Druck gehen die vom Westen gestützten Behörden des Staates zunehmend zur Verfolgung von Einheimischen über, die sich vom Islam abgewandt haben. Die Vermutung ist nicht unbegründet, dass Einheimische, die sich für Jesus Christus interessieren oder an ihn glauben, bedroht oder getötet werden.

Kein Verfassungsschutz

Die geltende Verfassung Afghanistans garantiert die Glaubensfreiheit nicht und erlaubt die Einschränkung von Grundrechten durch Gesetze. Vor allem hält sie fest, dass kein Gesetz dem Islam widersprechen darf. Daher haben Kämpfer für die Rechte religiöser Minderheiten und der Frauen einen schweren Stand. Die US-Kommission für Religionsfreiheit hielt in ihrem letzten Bericht fest, die USA hätten den Menschenrechten in Afghanistan, «Religionsfreiheit eingeschlossen», nicht die ihnen zukommende vorrangige Beachtung gegeben. Das Drängen auf die Achtung der Religionsfreiheit müsse ein integraler Bestandteil der US-Strategie im Land sein, «besonders weil die Regierung Afghanistans einen Friedens- oder Versöhnungsprozess mit Aufständischen verfolgt».

Wie die Altvordern

Die Taliban eifern – wie Islamisten in anderen Teilen Asiens und Afrikas – dem Vorbild der frühen Muslime nach (von der arabischen Bezeichnung für die «Altvordern» leitet sich der Begriff Salafisten ab). Diese säuberten im 7. Jahrhundert die Arabische Halbinsel von Christen, als sie ihre Macht konsolidiert hatten. Saudi-Arabien kämpft noch heute gegen christliche Versammlungen auf seinem Territorium und versucht sie zu unterbinden. Der Bau von Kirchen ist nicht erlaubt. Zugelassen ist nur der sunnitische Islam in der wahhabitischen Auslegung.

Datum: 18.01.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung