Ein Jahrzehnt nach Chibok

Nigeria: 287 Schüler entführt

Nigerianische Schulkinder (Symbolbild)
Mit AK-47 bewaffnete Extremisten griffen eine Schule im nigerianischen Bundesstaat Kaduna an. Sie entführten mindestens 287 Schüler – dies ist bereits die zweite gross angelegte Entführung in Nigeria innerhalb einer Woche.

In den frühen Morgenstunden am vergangenen Donnerstag umzingelten bewaffnete Angreifer die «LEA Primary and Secondary School» in der Stadt Kuriga. Laut dem Schulleiter Sani Abdullahi sind 187 der Entführten Sekundarschüler und 100 weitere gehörten der Grundschule an. Sie sind zwischen fünf und zwölf Jahre alt.

«Die Regierung des Bundesstaates Kaduna und die Sicherheitsbehörden arbeiten rund um die Uhr, um die sichere Rückkehr der Schulkinder zu gewährleisten», sagt Abdullahi. «Ich habe vom Präsidenten und dem Nationalen Sicherheitsberater starke Zusicherungen erhalten, dass nichts unversucht bleiben wird, um die Kinder zurückzubringen.»

«Nichts anderes ist akzeptabel»

Das Muster der Entführungen, das seit der Entführung von 276 überwiegend christlichen Schülerinnen in Chibok am 14. April 2014 häufig vorkommt, hat sich im Norden Nigerias verschärft. Im Visier der bewaffneten Gruppen sind ländliche Gemeinden, um Lösegeld zu erpressen.

Es ist bereits der zweite Grossangriff im laufenden Monat: Am 1. März entführten Boko-Haram-Islamisten rund 200 Frauen und Mädchen, die in Flüchtlingslagern im Bundesstaat Borno nahe der Grenze zu Kamerun lebten. Darüber hinaus setzten die Angreifer Unterkünfte in Brand und sie zerstörten Häuser in der Stadt Ajari, was zu Verlusten in Millionenhöhe führte.

«Ich erhielt die Briefings der Sicherheitschefs zu den beiden Vorfällen in Borno und Kaduna und ich bin zuversichtlich, dass die Opfer gerettet werden», äusserte sich Nigerias Präsident Bola Tinubu. «Nichts anderes ist für mich und die wartenden Familienangehörigen dieser entführten Bürger akzeptabel. Ich habe die Sicherheits- und Geheimdienste angewiesen, die Opfer unverzüglich zu retten und sicherzustellen, dass die Täter dieser abscheulichen Taten bestraft werden.» Freilich wächst der Druck auf seine Regierung; so berichtet «France 24»: «Zwischen Juli 2022 und Juni 2023 wurden in Nigeria 3’620 Menschen in 582 Angriffen entführt, so das lokale Risikoanalyseunternehmen SBM Intelligence. Seit dem Amtsantritt von Tinubu im Mai letzten Jahres wurden 4’777 Menschen entführt.»

Boko-Haram-Abspaltung verantwortlich gemacht

Ein Lehrer, der den Entführern in Kuriga entkommen konnte, erinnert sich, dass die Angreifer das Schulgelände umzingelt hatten. «Sie forderten uns auf, in den Busch zu gehen.» Zusammen mit den rund 700 Schülern gehorchten sie der Aufforderung. «Im Busch hatten wir das Glück, dass viele von uns entkommen konnten.»

Er selbst kehrte ins nahe Dorf zurück, um den Militanten zusammen mit der Bürgerwehr und den Sicherheitskräften von Vigilance Service (KADVIS) zu folgen. «Leider ohne Erfolg. Jemand von den Vigilance wurde getötet.» In Presseberichten wird die Boko-Haram-Abspaltung Ansaru für den Angriff in Kuriga verantwortlich gemacht.

Die anhaltende Gewalt hat dazu geführt, dass Nigeria von internationalen Gremien als besonders besorgniserregendes Land eingestuft wird. Religiöse Verfolgung ist weit verbreitet und die christlichen Gemeinschaften zahlen einen erheblichen Tribut.

So ist Leah Sharibu seit nun über fünf Jahren in Gefangenschaft. Ihr Fall ist besonders bemerkenswert: 110 Mädchen wurden damals in Dapchi entführt, fünf von ihnen kamen dabei ums Leben. Kurz danach erkannten die Entführer einen schweren Fehler: Sie hatten versehentlich eine muslimische Schule überfallen. 104 Mädchen wurden kurz danach zurückgebracht – bis auf die einzige Christin Leah Sharibu. Von den Chibok-Mädchen sind immer noch gegen hundert in Gefangenschaft. Ausserdem wurden in den vergangenen vier Monaten 100 Christen ermordet.

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Datum: 12.03.2024
Autor: Anugrah Kumar / Daniel Gerber
Quelle: The Christian Post / Übersetzt und bearbeitet von Livenet

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