Chilbigottesdienst in Wetzikon

Jeremia im Autoscooter

Autoscooter beim Chilbigottesdienst in Wetzikon
Kino im Auto ist allen ein Begriff, aber Kirche im Autoscooter?! Seit 30 Jahren besteht der Trägerverein Chilbi-, Markthändler- & Circus-Pfarramt TPSC. Ein Besuch des August-Chilbigottesdienstes in Wetzikon mit Pfarrerin Beatrice Teuscher.

Kaum stehen Autoscooter still, muss rennen, wer für die nächste Runde ein Gefährt ergattern will … Dieses Wettrennen bei Fahrgeschäften scheint Teil des Vergnügens zu sein. Nicht so hektisch, aber zügig füllten sich die «Tütschiautos» am Sonntag, 16. August, für den Wetziker Chilbigottesdienst. Bunte Lichter blinkten, und alle Wagen waren in Reih und Glied parkiert auf das Kassenhäuschen ausgerichtet, denn hier vorne spielte die Musik. Konkret: Country-Star Marco Gottardi & The Silver Dollar Band. Ob das Publikum in den Scootern und auf den Klappbänken an diesem diesigen Sommermorgen für Musik oder Message kam, sei hier nicht weiter erörtert; beides ergänzte sich wunderbar!

Seelsorge für die «Gemeinde unterwegs»

Beatrice Teuscher

Für die Message zeichnete Pfarrerin Beatrice Teuscher verantwortlich. Genau vor einem Jahr trat die reformierte Pfarrerin aus Bern ihr Amt als Chilbi-, Markthändler- und Circus-Pfarrerin an (ca. 20-25 %). Vom gleichnamigen Trägerverein TPSC wird auch die Stelle ihres katholischen Kollegen Adrian Bolzern finanziert. Interessant dabei: Der Verein fusst auf Wunsch der Schausteller, Markthändler und Circusleute nach seelsorgerlicher Begleitung als «Gemeinde unterwegs». Etwa einmal pro Monat reist Teuscher mit einer Predigt im Gepäck an einen Ort des Geschehens und hält für ihre Zuhörerschaft wertschätzende und ermutigende Worte bereit. Seit bald neun Jahren arbeitet sie als Seelsorgerin für Asylsuchende, weiss also gut, wo Menschen ohne festen Wohnsitz der Schuh drückt und was sie bewegt.

«Heillose und schwankende» Herzen

Heute war eine Passage aus dem Buch Jeremia angesagt (Jeremia Kapitel 17, Verse 7 bis 10). Die Mutter zweier erwachsener Kinder zückte zu Beginn einen Bund Radieschen und stellte ihre Predigt unter das Thema «Verwurzelung». «Schausteller und Verwurzelung – ist das nicht ein Widerspruch in sich?», räsonierte sie selbst, um sogleich über sorgfältige Befestigung und solide Verankerung zu sprechen. Diese seien für die Sicherheit von Riesenrad & Co. zentral.
Der Prophet Jeremia sorge sich um die seelische Verankerung des israelitischen Volks. Teuscher fokussierte auf Vers 9, der das menschliche Herz als «heillos und schwankend» bezeichnet. Von der hebräischen Wortwurzel her beziehe sich der Beschrieb auf Jakob, den «Fersenhalter», der seinen Bruder betrog. Auch unser Herz greife gern nach der Ferse des Vordermanns, hindere andere am Vorwärtskommen, missgönne Erfolge. «Wie schwierig es ist, bei sich selbst verankert zu bleiben, wissen wir …», resümierte die Pfarrerin.

Gott wirken lassen, bedeutet ...

Teuscher betonte die Notwendigkeit und Herausforderung, in Gott verankert und verwurzelt zu sein – als Quelle, die nicht zu begreifen oder zu beweisen sei. Jedoch: «Verwurzelt im Unfassbaren blühen und wachsen wir. Wie – das weiss ich selbst nicht», bekannte die Theologin. Gottes Kraft sei es, die diese Wurzeln und Kanäle in uns anlege, wenn wir es zuliessen. Dann seien die Schleusen zu Gott offen, die Seelenkapillaren frei für Lebenssaft bis ins letzte Blatt.
«So gesehen bedeutet seelisch verankert sein, loslassen, sich der göttlichen Führung hingeben – zur Ruhe zu kommen», schloss Beatrice Teuscher.

Als sollten ihre klaren Worte unterstrichen werden, hatte der Himmel sich zwischenzeitlich geputzt und die Sonne strahlte. Bei Country-Sound und einem kleinen Apéro klang der Morgen stimmungsvoll aus.

Zur Webseite:
«Schausteller-, Markthändler- und Circus-Pfarramt»

Zum Thema:
Inklusion inklusive: Jubiläumsgala im Zirkuszelt 
Life on Stage 2016: Himmelsfeste über Wetzikon
Anstellung des Metalpfarrers: Metall-Installation der besonderen Art

Datum: 23.08.2025
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung