Christlicher Konvertit wegen Terrorismus angeklagt
Ein zum Christentum konvertierter Mann ist in Ägypten wegen Terrorismus angeklagt worden, nachdem er einen neuen Ausweis beantragt hatte, der seine geänderte Religionszugehörigkeit widerspiegelt. Der Mann sieht sich nun dem Vorwurf ausgesetzt, Unruhe zu stiften und falsche Nachrichten zu verbreiten.
Saeid Mansour Abdulraziq wurde laut der britischen Organisation «Christian Solidarity Worldwide» (CSW) am 15. Juli auf der Polizeiwache von Al-Matareiah in Kairo verhaftet, als er rechtliche Hilfe suchte, um offizielle Dokumente zu erhalten, die seine Konversion vom Islam zum Christentum anerkennen.
Plötzlich wegen Terror angeklagt
Am 22. Juli wurde er von der Staatssicherheitsstaatsanwaltschaft wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung, Anstiftung zu Unruhen und Verbreitung falscher Informationen angeklagt.
Abdulraziq konvertierte 2016 zum Christentum und wurde während seines Aufenthalts in Ägypten in die russisch-orthodoxe Kirche aufgenommen. Diese Entscheidung brachte ihm schwerwiegende persönliche und gesellschaftliche Konsequenzen: Er wurde von seiner Familie verstossen, in seinem Umfeld stiess er auf Feindseligkeit, und jedes offene Bekenntnis zu seinem Glauben führte zu regelmässiger Polizeischikane.
Kritik unerwünscht
2018 reiste er nach Russland, wo er Asyl beantragte und begann, sich öffentlich kritisch über den Islam zu äussern. Seine Aussagen stiessen auf heftige Reaktionen in Teilen der muslimischen Gemeinschaft Russlands. 2019 wurde er von den russischen Behörden verhaftet. Nach Verbüssung einer einjährigen Haftstrafe wurde ihm der Asylstatus entzogen, und er wurde 2024 nach Ägypten abgeschoben.
Nach seiner Rückkehr wurde Abdulraziq von den ägyptischen Behörden kurzzeitig befragt und unter der Auflage freigelassen, sich nicht öffentlich zu äussern oder missionarisch tätig zu werden. Trotz Berichten, dass islamistische Gruppen die Regierung unter Druck setzten, ihn zu verhaften, blieb er bis zu seinem aktuellen Antrag auf einen neuen Ausweis in Freiheit.
Viele haben ähnliche Probleme
Der christliche Anwalt Saeid Fayaz erklärte, dass Tausende Konvertiten in Ägypten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hätten – ohne Rechte und mit kaum Unterstützung. «Sie leben isoliert und in ständiger Angst. Saeid glaubte an die ägyptische Verfassung, die Religionsfreiheit garantiert – ohne zu erkennen, dass es sich dabei um eine Einbahnstrasse handelt», sagte er.
Denn wer vom Christentum zum Islam konvertieren will, erhält den entsprechenden ID-Eintrag umgehend; in die umgekehrte Richtung warten schwere juristische Schikanen.
Die Bevölkerung Ägyptens zählt etwa 111 Millionen Menschen. Rund 90 Prozent bekennen sich zum sunnitischen Islam, etwa zehn Prozent sind Christen. Trotz ihrer Zahl von rund elf Millionen erleben Christen im Land weit verbreitete Diskriminierung und Verfolgung.
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Datum: 03.08.2025
Autor:
Anugrah Kumar / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Post / gekürzte Übersetzung: Livenet