«Gott hat mir das Leben geschenkt»

Von Boko Haram entführter Priester wieder frei

Pater Alphonsus Afina
Ein katholischer Priester hat einen erschütternden Bericht darüber abgegeben, wie es war, 51 Tage lang von bewaffneten Extremisten in Nigeria gefangen gehalten zu werden.

Pater Alphonsus Afina wurde am 1. Juni von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram entführt. Gegenüber dem katholischen Hilfswerk «Kirche in Not» (KIN) berichtete er, dass er durch schwere Misshandlungen beinahe ein Auge verloren hätte.

Seine persönlichen Gegenstände wurden gestohlen und sein Auto wurde in Brand gesetzt, bevor er gemeinsam mit 14 weiteren Menschen in ein abgelegenes Berggebiet verschleppt wurde. Am 21. Juli kam Pater Afina schliesslich wieder frei und kehrte in seine Diözese Maiduguri zurück, um medizinisch versorgt zu werden.

Der Überfall

Er schilderte, dass er sich auf dem Weg zu einem Workshop befand und von Mubi nach Maiduguri fuhr – gemeinsam mit zwei Mitarbeitern –, als sie einen Militärkontrollpunkt bei Limankara passierten.

Nur wenige Minuten später fielen Schüsse: «Bewaffnete Männer kamen aus dem Gebüsch am Strassenrand und eröffneten das Feuer auf uns. In diesem Wirrwarr verliess ich mein Fahrzeug und rannte davon.» Er sah verlassene Busse auf der Strasse stehen, Menschen liefen panisch in alle Richtungen, während er und seine Begleiter zurück zum Kontrollpunkt rannten. «Andere Fahrzeuge, die weit hinter uns waren, wendeten und fuhren direkt in das Feuergefecht zwischen Militär und Angreifern.»

Gefangen

Die Angreifer verfolgten ihn auf Motorrädern, hielten ihn an und richteten eine Waffe auf ihn. «Ich blieb stehen und hob die Hände, um mich zu ergeben.» Die Dschihadisten nahmen ihm seine Handys, Uhr und das Bargeld ab. Sie zwangen ihn zurück zu seinem Auto zu gehen, das sie anschliessend ausplünderten.

«Die Männer begannen, mich zu schlagen. Dabei wurde mein Auge verletzt – Blut lief über mein Gesicht in mein Auge und weiter über meine Schulter», erinnert sich Pater Afina.

Verschleppt

Er wurde gewaltsam in sein Auto gesetzt, das Teil eines Konvois wurde – bestehend aus drei weiteren Fahrzeugen voller Gefangener –, der tief in das Buschland fuhr.

Am Fusse des Gwoza-Gebirges kam es zu einem weiteren Feuergefecht zwischen den Dschihadisten und nigerianischen Soldaten. Die Bewaffneten zwangen Pater Afina und die 13 weiteren Gefangenen dazu, aus den Fahrzeugen auszusteigen, anschliessend setzten sie diese in Brand und trieben die Überlebenden zu Fuss den Berg hinauf.

«An diesem Tag wurden 14 von uns gefangen genommen. Einige konnten fliehen, andere wurden ermordet – einer unserer Mitarbeiter war unter den Getöteten», sagte der Priester.

«Gott hat mir das Leben geschenkt»

Während seiner Gefangenschaft schlief er mit vier anderen Geiseln in einem Raum, der von bewaffneten Männern bewacht wurde. «Drei Wochen nach unserer Gefangennahme startete das Militär eine Offensive mit Luftschlägen und Artilleriebeschuss auf das Gebiet, in dem wir festgehalten wurden. Seitdem fällt es mir schwer zu schlafen – aus Angst, getötet zu werden. Auch jetzt noch», erklärte er.

Pater Afina, der weiterhin medizinisch behandelt wird und auf eine Augenoperation wartet, zeigte sich dankbar für alle Menschen, die für ihn gebetet und sich für seine Freilassung eingesetzt haben: «Ich habe die Wirkung der Gebete aus aller Welt gespürt – das zeigte sich auch im Verhalten der bewaffneten Männer mir gegenüber. Vor allem aber bin ich Gott dankbar, dass er mir inmitten dieser furchtbaren Erfahrung das Leben geschenkt hat.»

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Datum: 10.08.2025
Autor: Donna Birrell / Daniel Gerber
Quelle: Premier / Übersetzung: Livenet

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