Trennlinie durchbrechen

«Religion kann der Psychiatrie beistehen»

Seelische Probleme haben nach Ansicht von Wissenschaftlern häufig ihre Wurzeln in religiösen Vorstellungen der Patienten. Deshalb dürfe man die Religion nicht ausklammern.
Eine ganzheitliche Betreuung schliesst Gott nicht aus.

«Die Vorstellung von Besessenheit oder einem strafenden Gott sind in der deutschen Psychiatrie keine seltenen Phänomene», sagt der Ethnologe Arne Steinforth von der Universität Münster. «Viele Menschen verstehen eine psychische Erkrankung nicht gemäss schulmedizinischen Parametern, sondern in einem religiösen Kontext.» Religiöse Vorstellungen könnten eine «Blaupause für alternative Therapieansätze» sein, sagte Steinforth. Er sprach sich dafür aus, «die lange gehegte und strikte Trennung zwischen wissenschaftlich-säkularer Medizin und religiösen Modellen leichter überbrückbar zu machen». Die Religion könne so der Psychiatrie beistehen.

Religion wahrnehmen

«Es geht uns darum, dass religiöse Konzepte des Patienten stärker wahrgenommen und ernst genommen werden sollten, auch wenn sie nicht in das rationale Weltbild des Arztes passen», erläuterte Steinfort sein Anliegen.

Die Ethnologin Helene Basu bestätigt diese Aussage: «Es scheint so, dass viele Psychiater Religiosität für eine Privatsache halten und in der Behandlung gar nicht darauf eingehen.» Jedoch gebe es wissenschaftliche Studien, die belegten, dass der religiöse Glaube eines Patienten zum Erfolg einer psychiatrischen Therapie beitragen könne, erklärte Basu.

Schon umgesetzt

Eine Klink, die dieses Anliegen praktiziert, ist die «Stiftung für ganzheitliche Medizin» (SGM) in Langenthal. Im Leitbild heisst es unter anderem: «Unser Ziel ist die Führung einer christlichen Privatklinik mit den Schwerpunkten Psychosomatik und Psychiatrie. Dabei ist uns wichtig, die Patienten als Person und Gott als Handelnden ins Zentrum zu stellen, entsprechend unserem Leitsatz aus der Bibel: ‚Gott sandte sein Wort und machte sie gesund.’ Darunter verstehen wir eine ganzheitliche Betreuung auf biblischer Grundlage.»

Datum: 07.03.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / Ärzte Zeitung

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