Ganz schnell oder mit viel Zeit?
Dass Menschen bei ihren Entscheidungen grundsätzlich frei sind, bezweifelt der Coach und Laufbahnberater Urs R. Bärtschi. Denn Entscheidungen gründeten auf Werten und Massstäben, die jeden «unbewusst leiten. Wir ziehen in unseren Entscheidungen, ohne es zu merken, immer das Vertraute vor», so Bärtschi; er ist Theologe und Inhaber der Firma «Coachingplus GmbH» (8424 Embrach, Schweiz).
Vieles läuft automatisch
Auch wer sich um gut begründete Entscheidungen bemühe, so Bärtschi, sei vor «Sackgassen und Denkfallen» nicht gefeit. «Ein Grossteil unseres Denkens besteht aus Automatismen: Wir tun, was wir bisher getan haben. Manchmal sind diese Wiederholungen energiesparend und manchmal führen sie zu einer Zusatzschlafe, weil ‚energiesparende Lösungen’ nicht immer weiterhelfen.»
Bärtschi beobachtet, dass Entscheidungen oft unnötig viel Zeit kosten. Er wünscht Menschen den Mut sich schnell und klar zu entscheiden. Auf dem Weg dazu könne die Hilfe eines Coaches entscheidend sein.
Viele Wege führen zur Entscheidung
Oft würden Menschen unterscheiden, ob sie sich bei ihren Entscheidungen von Argumenten oder eher von Gefühlen leiten lassen. Bärtschi bestreitet, dass sich das klar trennen lässt, denn der Mensch sei eine «ganzheitliche Persönlichkeit».
Er beschreibt verschiedene Typen von Entscheidungen:
- Blitzschnelle Entscheidungen
- Entscheidungen aus dem Bauch heraus
- Entscheidungen, die man danach fällt, welchen Nutzen sie bringen
- Intuitive Entscheidungen
- Magische Entscheidungen
Solche Menschen sagen mit Überzeugung: «Eines Morgens, wenn ich aufstehe, weiss ich, dass die Entscheidung an diesem Tag getroffen wird», erklärt Bärtschi.
Zur intuitiven Vorgehensweise, bemerkt Bärtschi, dass sie «vor allem gespeist (wird) aus gemachten Erinnerungen, Sinneseindrücken und Empfindungen. Das Gelernte steht dann bei passender Gelegenheit plötzlich und unerklärlich zur Verfügung.» Und er sagt weiter: «Das, was ich bisher erlebt habe, beeinflusst mich mehr, als ich mir dessen bewusst bin. Zu schnellen, intuitiven Lösungen kommen wir bei Gebieten, in denen wir Experten sind.»
Ausweichen bringt nichts!
Entscheidungen auszuweichen, so Bärtschi, sei der falsche Weg, Beispielsweise dadurch, dass man sich auf äussere Umstände beruft, die einem die Entscheidung erschweren oder gar unmöglich machen. «Manche müssen seit Jahren nicht mehr handeln, weil die Zeiten so schwierig sind. Besser als Nachdenken wäre Vordenken, oder (nicht) getroffene Entscheidungen zu reflektieren», rät der Coach.
Ein anderer Fluchtweg sei es, die Entscheidung aufzuschieben. Doch dies sei eine der grössten «Verschwendungsmechanismen». «Den einzigen Moment, den wir gestalten können, ist das Jetzt», so Bärtschi.
Datum: 26.09.2012
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet