Das Schlimmste in der Schweiz sind die Vorurteile. «Viele Schweizer haben Angst vor mir und meinen, ich sei ein Drogenhändler – bloss weil ich schwarz bin», erzählt Benjamin Lelebe. Dabei hätte der 19-jährige Kongolese gar keine Zeit, Drogen zu verkaufen: An sechs Tagen in der Woche arbeitet er in einer Schweinemästerei im aargauischen Muhen. Die Arbeitsbewilligung bekam er, weil kein Schweizer den Job machen wollte. 16 Jahre alt war Benjamin, als er zusammen mit seiner erst 13- jährigen Nichte aus dem Kongo floh. Seine Familie habe mit dem Militär Probleme bekommen, weil sie Kontakte mit der Regierung des früheren Diktators Mobutu gehabt habe. Schliesslich wurden die beiden Kinder in einer Nacht- und Nebelaktion in ein Flugzeug nach Italien gesetzt; von dort brachten Schlepper sie in die Schweiz. Die Behörden quartierten Benjamin in einem Asylantenheim in Aarau ein. Hier war für den jungen Afrikaner, der an Jesus glaubt und sich als Christ bezeichnet, alles neu. Er fragte sich, warum die Aarauer duschen, wenn sie die Aare vor der Tür haben. Er wunderte sich, dass die schönen Kirchen so leer sind. Und dass jene Schweizer, die zur Kirche gehen, so schläfrig wirken. «In Afrika tanzen die Menschen in der Kirche», erzählt er. Zu beten bedeute doch mit Gott zu reden. Noch heute kann Benjamin deshalb nicht verstehen, dass die Schweizer Kirchenbesucher das Gespräch mit Gott derart emotionslos führen. Benjamin Lelebe war schon in Afrika ein Christ. Das bedeute für ihn, Jesus Christus persönlich zu kennen, erklärt er. «In der Schweiz glauben die Leute alles zu haben, aber vielen fehlt das Allerwichtigste. Wenn man Jesus kennt, hat alles andere keine Bedeutung mehr.» Das heisst nicht, dass Benjamin keine Sorgen hat. Ob seine Familie noch lebt, weiss er nicht; seit drei Jahren hat er nichts mehr von ihr gehört. In der Mästerei ist es Benjamins Aufgabe, die Ställe der rund 800 Schweine sauber zu halten. Sein Chef ist des Lobes voll: «Er macht seine Sache tipptopp.» Benjamin selber meint, es sei besser zu arbeiten, als herumzuhängen und Probleme mit der Polizei zu bekommen. Noch lieber möchte er allerdings eine Lehre machen, zum Beispiel als Mechaniker. Doch für einen Asylbewerber sei das «sehr schwierig», hat er festgestellt. Benjamin möchte viel lernen, das er später brauchen kann. «Wenn der Krieg im Kongo zu Ende ist und meine Mutter noch lebt, will ich zurück.»Viele Fragen
Datum: 20.10.2005
Quelle: 4telstunde für Jesus