«Aussteigen und nicht mehr zurückkehren!»
2001 entschied ich mich, den ungeliebten Pfarrer-Job hinter mir zu lassen. Nach fast elf Jahren als Pfarrer war ich frustriert und erschöpft. Die Dinge hatten sich nicht so entwickelt, wie ich es gerne gehabt hätte.
Als wir eine grössere Summe Geld erbten, reifte mein Entschluss: Aussteigen, nicht nur ein Studiensemester lang, sondern richtig! Die Pfarrstelle verlassen und nicht mehr zurückkehren! Ein Jahr Beurlaubung, vielleicht zwei. Komplett frei von den Fesseln der Gemeindearbeit neue Kraft tanken.
Gottes Fürsorge
Der Preis war hoch: Zwar war ich als Pfarrer etwas abgesichert dadurch, dass ich meinen Beamtenstatus nicht verlieren würde, aber die Arbeitsstelle wäre ich los. Ich würde die Auszeit zu einhundert Prozent selbst finanzieren müssen. Unklar war auch, wie die kirchliche Zukunft für einen «Aussteigerpfarrer» aussehen könnte.
Wir brauchten innerhalb kurzer Zeit eine grosse Wohnung – und die war schwer zu finden. Meine Gebete wurden immer intensiver. Was blieb mir übrig, als mich einfach auf Gott zu verlassen? Gott enttäuschte uns nicht: Wir fanden eine Wohnung, die perfekt zu uns passte.
Das Jahr ohne Gemeinde und ohne Arbeit wurde zu einer wunderbaren Zeit, in der ich neue Kontakte knüpfte, als Prediger viel unterwegs war, die musikalische Arbeit mit unserer kleinen Musikgruppe intensivierte und einfach auftanken konnte.
Als wir nach einem Jahr überlegten, wie lang das Geld noch reichen würde, kam der Tipp einer Freundin, die mir eine Arbeitsstelle empfahl: keine klassische Gemeindearbeit, sondern in einem diakonischen Verband und mit einem Tätigkeitsprofil, das mir sehr gut gefiel. Und siehe da: Ich wurde genommen!
Sieben Jahre «Urlaub»
Aus dem einen Jahr Beurlaubung wurden dann schliesslich sieben, in denen sich mein Horizont durch die neue Tätigkeit erweiterte und sich mein Verhältnis zu meiner Berufung als Pfarrer veränderte.
Irgendwann war mir klar, dass ich zu meinen pastoralen Wurzeln zurückkehren möchte. Da kam die Anfrage einer Gemeinde, aus der ein intensiver Kontakt entstand und schliesslich dann auch ein Arbeitsverhältnis. Fast genau mit dem Tag des Ablaufs meines Urlaubs konnte ich dort als Pfarrer beginnen.
Im Nachhinein bin ich erstaunt, dass Gott mit einem Timing die Fäden knüpfte, wie es besser nicht hätte sein können. Ein bisschen schäme ich mich auch, weil ich es Gott nicht wirklich zutraute, dass er das hinkriegt. Aber er hat es hinbekommen, und ich kann nur sagen: Danke, Gott, für deine Güte!
Datum: 08.03.2013
Autor: Frankjörn Pack
Quelle: Adam Online