Christentum in Gefahr? Eigentlich nicht, im Gegenteil...
Der britische Fernsehmoderator und Kolumnist Jeremy Clarkson hat eine deutliche Warnung vor der Zukunft des Christentums ausgesprochen. Er sieht in den stark rückläufigen Geburtenraten in der westlichen Welt eine potenzielle existenzielle Bedrohung für das langfristige Überleben des christlichen Glaubens.
In seiner Kolumne für «The Sun» wies er auf die sinkende Geburtenrate namentlich in der westlichen Welt hin. Um eine Bevölkerung stabil zu halten, wäre eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau nötig.
Schrumpfende Länder
Doch derzeit liegt der Schnitt in jedem westlichen sowie jedem europäischen Land meist deutlich darunter. Grossbritannien liegt bei 1,54, die USA bei 1,62, Frankreich bei 1,64, Deutschland bei 1,46, die Schweiz bei 1,44, Spanien bei 1,23 und Italien bei 1,21. Auch ohne höhere Mathematik ist erkennbar, dass die westliche Bevölkerung bereits jetzt am Schrumpfen ist.
Länder, die keine klassischen Einwanderungsländer sind, sind bereits am Schrumpfen; teilweise auch wegen Abwanderung. Wie etwa Polen (1,31), Serbien (1,50) oder Italien (1,21). Ein Trend der sich auch in anderen grossen Playern wie China (1,02), Japan (1,23) oder besonders drastisch in Südkorea (0,75) bemerkbar macht.
Seit mittlerweile 53 Jahren würde Deutschland ohne Zuwanderung Jahr für Jahr schrumpfen, nicht viel anders sähe es in der Schweiz aus.
Christentum vor dem Aus?
Clarkson rechnet damit, dass mit dem zunehmenden Säkularismus im Westen auch die Werte und der Glaube, die diese Gesellschaften einst prägten, allmählich verblassen.
Dass das Christentum in Gefahr gerät, ist eine These. Eine weitere, die verschiedentlich zu hören ist, lautet, dass der Islam wächst.
Wachsender Islam
Dass der Islam im deutschsprachigen Raum wächst, ist eine statistische Gegebenheit: In der Schweiz beträgt der Anteil an Muslimen mittlerweile 5,9 Prozent, in Deutschland rund 6,6 Prozent und in Österreich 8,3 Prozent.
Durch die aktuellen Migrationsbewegungen und die etwas höhere Geburtenrate der bereits ansässigen, islamischen Bevölkerung setzt sich dieser Trend automatisch fort.
Wachsendes Christentum
Auch wenn die westeuropäischen Völker sowohl schrumpfen und gleichzeitig säkularer werden, bedeutet das aber noch lange nicht, dass das Christentum damit «untergeht». Im Gegenteil: Die afrikanische Christenheit – die übrigens bis in die biblische Zeit zurückgeht (der erste nicht-jüdische Konvertit war ein Äthiopier) – wächst in Europa. Der Glaube ist für afrikanische Einwanderer im west-europäischen Vergleich eine wichtige Angelegenheit; gleich ob eine Person freikirchlich, protestantisch, katholisch oder orthodox geprägt ist.
Insgesamt ist die Zahl der Menschen afrikanischer Herkunft in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen, sowohl durch Migration als auch durch Einbürgerungen. Und die Einwanderung von Menschen mit afrikanischen Wurzeln dürfte tendenziell in den nächsten Jahren zunehmen und damit auch von Personen mit religiösem – namentlich christlichem und muslimischem Bezug.
Eine Chance für das Christentum
Trotz des demografischen Rückgangs und der fortschreitenden Säkularisierung in der Schweiz und anderen westeuropäischen Ländern steht das Christentum nicht zwangsläufig vor dem Aus. Im Gegenteil: Durch die Einwanderung von Christen aus Afrika erlebt das hiesige Christentum in manchen Regionen eine Erneuerung, kulturelle Bereicherung und ein potenzielles Wachstum.
Das Christentum dürfte nicht verschwinden, sondern sich wandeln und multikultureller, lebendiger, vielfältiger und zukunftsfähiger werden. Afrikanische Christen bringen oft eine starke persönliche Glaubenspraxis, lebendige Gottesdienste und eine hohe Gemeindebindung mit.
Kulturelle Vielfalt als Stärke
Nicht wenige afrikanische Gemeinden sind missionarisch orientiert und nicht auf den Erhalt des Bestehenden fixiert. Sie bringen die Bereitschaft mit, den Glauben aktiv zu teilen – auch in einer säkularisierten Umgebung. Ihre Modelle (Hauskirchen, unabhängige Freikirchen, multikulturelle Netzwerke) bieten Alternativen zu klassischen, teilweise alternden Kirchstrukturen.
Die afrikanische Einwanderung führt zu einer stärkeren ethnischen Durchmischung im Christentum der Schweiz. Dies fördert interkulturellen Dialog, neue Ausdrucksformen des Glaubens und ein weltkirchliches Bewusstsein. Nicht wenige afrikanische Familien stellen eine jüngere, wachsende und kinderreiche Bevölkerungsgruppe dar. Sie sichern damit langfristig auch die zahlenmässige Präsenz des Christentums in der Schweiz.
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Datum: 12.05.2025
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet