Druck auf Christen in Nigeria

29 Menschen getötet, 10 freigelassen

Der Druck auf Christen in Nigeria steigt
Angreifer töteten 23 Menschen im zentral-nigerianischen Bundesstaat Benue und sechs weitere in Plateau. Ein Jugendleiter aus der Region spricht von einer «stillen ethnisch-religiösen Säuberung». Rund zehn Entführte kamen kürzlich aber wieder frei.

Mindestens 23 Menschen wurden bei vier separaten Angriffen durch bewaffnete Männer im Bundesstaat Benue im Zentrum Nigerias getötet. Wie häufig in dieser Region, stehen die Angriffe im Zusammenhang mit wiederkehrenden Auseinandersetzungen zwischen nomadisch lebenden Viehhirten und ortsansässigen Bauern.

Viele der Viehhirten gehören der muslimischen Volksgruppe der Fulani an, während die meisten Bauern Christen sind. Laut Anthony Abah, Vertreter des «Roten Kreuzes» in Benue, starben acht Menschen im Gebiet Ukum, neun in Logo und jeweils drei in Guma sowie in Kwande. Weitere Personen wurden verletzt.

Einige der betroffenen Orte in Benue waren bereits vor einem Monat Ziel ähnlicher Angriffe.

Sechs weitere Tote bei Fulani-Angriff in Plateau

In zwei christlich geprägten Dörfern im Bundesstaat Plateau haben mutmasslich radikale Fulani-Hirten sechs Christen getötet und Dutzende verletzt. Die Überfälle ereigneten sich in der Region Barkin Ladi.

Die Angreifer drangen am 4. Mai am Abend in das Dorf Kakuruk im Gashish-Distrikt ein, eröffneten das Feuer und töteten drei Menschen. Vier weitere wurden verletzt. Bereits einen Tag zuvor waren in einem nahegelegenen Dorf drei Christen aus dem Hinterhalt erschossen worden.

Stille, ethnische Säuberung

Bature Iliya Adazaram, ein Jugendleiter aus der Region, erklärte, dass die Angriffe Teil einer grossangelegten Strategie seien, Christen zu vertreiben. «Die wiederholten Übergriffe durch Fulani-Milizen dienen nicht nur der Landnahme, sondern sind Teil eines Plans, die Präsenz von Christen in Plateau und darüber hinaus zu beseitigen», so Adazaram. «Diese Gewalttaten haben den Charakter einer stillen ethnisch-religiösen Säuberung.»

Bereits Anfang April hatten nicht identifizierte bewaffnete Männer bei zwei Attacken im Bundesstaat Plateau mehr als 100 Menschen getötet.

Christliche Leiter wie Pastor Danjuma Byang sprechen von einem «koordinierten Plan zur Auslöschung von Christen» in Plateau. Über 60 ehemals christliche Dörfer seien mittlerweile von Fulani-Hirten besetzt – und viele dieser Orte könnten von ihren ursprünglichen Bewohnern wohl nie wieder zurückgewonnen werden.

Ernteausfälle

Das nigerianische Militär äusserte sich ebenfalls alarmiert: Generalmajor Folusho Oyinlola, Leiter der Operation «Safe Haven», warnte vor einem massiven Zustrom von Fulani und deren Viehherden in landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Die daraus resultierenden Konflikte hätten bereits zu Ernteausfällen, Angriffen auf Farmen und wachsenden Spannungen geführt. «Diese Entwicklung bedroht nicht nur die Sicherheit, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität und den sozialen Frieden in der Region», sagte Oyinlola.

Neben den Fulani-Milizen sind in Nord- und Zentralnigeria auch andere islamistische Gruppen wie Boko Haram, der ISIS-Ableger ISWAP und die neue Terrororganisation Lakurawa aktiv. Letztere agiert im Nordwesten Nigerias, ist mit al-Qaida verbunden und verfügt über moderne Waffen und ein klar definiertes islamistisches Expansionsziel.

Zehn entführte Studenten freigelassen

Kürzlich wurden zehn adventistische Studierende freigelassen, nachdem sie von bewaffneten, mutmasslichen Hirten im südnigerianischen Bundesstaat Edo entführt worden waren, berichtet der adventistische Pressedienst APD.

Die zehn Entführten wurden in den Wald gebracht und gezwungen, über 40 Stunden barfuss zu gehen. Sie mussten dabei mehrere Flüsse überqueren und lebten von Mangos, Kakao und unsauberem Wasser.

Misshandelt und fast getötet

«Einer der erschütterndsten Momente während unserer Entführung war, als mein Freund Solomon geschlagen und fast getötet wurde», sagte einer der Freigelassenen. «Ein wütend aussehender Mann richtete dreimal seine Waffe auf mich. Das war traumatisierend. Wir kamen in ein Lager, wo man uns die Augen verband. In diesem Moment konnte nichts mehr helfen. Nur Gott konnte uns retten. Und er hat es getan.»

Einige der Jugendlichen sagen, dass diese traumatische Erfahrung ihren Glauben und ihr Vertrauen in Gottes Vorsehung vertieft habe. Andere, die noch immer traumatisiert waren, konnten kein Wort sprechen. Während die Freilassung der entführten Mitglieder eine grosse Erleichterung darstellt, sind die Täter weiterhin auf freiem Fuss.

Ein adventistischer Pastor aus Nordnigeria berichtete kürzlich, dass in seiner Kirche, die etwas mehr als 100 Mitglieder zählt, derzeit 44 Personen von Entführern festgehalten werden.

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Datum: 16.05.2025
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Info Chrétienne / Christian Post / APD

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