Ungläubige Schutzengel?

airplane

Im Zeichen der Endzeit-Bestseller beschreiten amerikanische Fluglinien einen neuen Weg: Bei der Zusammenstellung der Cockpitcrew soll dem Vernehmen nach nun auch der Glaube eine Rolle spielen. Es werde darauf geachtet, dass mindestens ein Pilot mitfliegt, der sich als «nicht wiedergeborener Christ» zu erkennen gibt.

Nicht dass die Airlines etwas gegen die vielen «born again»-Leute hätten. Ganz im Gegenteil. Die Überlegung ist eine ganz andere: Sollte die in der Bibel beschriebene Entrückung eintreffen und die gesamte Cockpitbesatzung bestände aus wiedergeborenen Christen (die in den Himmel entrückt würden), wäre das Flugzeug auf einen Schlag führerlos. Mit womöglich Hunderten Passagieren an Board. Um das zu verhindern braucht es also pro Cockpit mindestens einen Piloten, der nicht entückt wird. Als Schutzengel quasi.

Spannend nicht? Eine bombastische Geschichte mit Endzeit-Feeling. Bereits von mancher Seite gehört. Die Story macht die Runde. Aber um welche Fluggesellschaften handelt es sich? Wirklich um alle? Diese «Kleinigkeit» ist nämlich nicht Teil der Geschichte.

Also fragte ich bei einer der renommiertesten Fluglinien nach: bei «American Airlines». Partout wollte man dort von nichts wissen. Man wusste auch von keiner anderen Gesellschaft, in der Nichtchristen zumindest einen «reservierten» Cockpitplatz hätten. Auch «United Airlines» und «America West» wollten von dieser Praxis nichts wissen.

Die anderen Fluglinien sparte ich mir. Ein paar Anrufe und E-Mails, schon hat sich die Story im Nichts aufgelöst. Eine christliche Wandersage. Blanker Unsinn, wie die Procter & Gamble–Satansstory oder jenes Märchen vom Kinofilm, der demnächst erscheine und in dem Jesus und die Jünger schwul sein sollen.

Die Frage ist aber: Warum fallen wir Christen nicht nur regelmässig auf solchen Schwachsinn herein, sondern erzählen ihn sogar noch brühwarm weiter? Weil wir nicht gescheiter sind oder weil wir damit herrliche Weltverschwörungstheorien ausweiden und das Ticken der Weltenuhr förmlich hören können? Ob der Sache Gottes damit wirklich gedient ist, scheint mir sehr fraglich.

Datum: 27.01.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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