71-Jähriger Evangelist

Über zwei Millionen TikTok-Abonnenten

Cliffe Knechtle in einer Debatte mit Alex O'Connor
Auf einmal tragen vier Jahrzehnte Lern- und Evangelisationsarbeit auf den Campussen verschiedener Universitäten nun im Internet bei der jungen Generationen Früchte. Unabhängig vom Alter: Auf Social Media lassen sich andere erreichen.

Cliffe Knechtle (71) predigt am Sonntag in einer unabhängigen Gemeinde vor ein paar hundert Menschen … und darüber hinaus. Auf TikTok, Instagram und YouTube verzeichnet er Millionen von Aufrufen: Die auf sozialen Medien veröffentlichten Videos zeigen Knechtle, wie er mit lautstarken Gegnern debattiert oder ruhig an der Seite von Menschen geht, die mit anhaltenden Zweifeln an der christlichen Botschaft ringen.

Bevor sein Einfluss auf den Online-Plattformen plötzlich zunahm, führte Cliffe Knechtle ein langes, eher unscheinbares, aber beständiges Leben: Er lehrte von Campus zu Campus, oft gemeinsam mit seiner Frau Sharon und den drei Söhnen. Auch wenn sich vieles verändert hat, betont er, dass eines gleichgeblieben sei: Nicht die Popularität, sondern die Treue sei der Massstab für den Erfolg eines Predigers und seines Dienstes.

Gespräche mit Skeptikern

1981, in seinem ersten Jahr, besuchte er über 30 Campusse – ein Tempo, das er über das folgende Jahrzehnt beibehielt. Cliffe Knechtle begann jede Veranstaltung mit einer kurzen Einführung und forderte dann die Anwesenden auf, Fragen zu stellen.

Er sprach mit vielen jungen Skeptikern oder Agnostikern, die oft versuchten, ihn in die Enge zu treiben. Manchmal gelang es ihnen. In solchen Momenten griff Knechtle immer wieder – Wort für Wort, mit Pausen und den Fingern abzählend – auf den Satz zurück, der für ihn zu einem Leitmotiv wurde: «Ich. Weiss. Es. Nicht.»

Cliffe Knechtle begründet: «Ich halte sie auch heute noch für eine der besten Antworten, die ich geben kann.» Er habe diese Worte so oft gesagt, dass dies sogar die ersten Worte seines ältesten Sohnes Robert gewesen sein sollen. Diese Ehrlichkeit und Verletzlichkeit unterschieden ihn von dem Predigertyp, den die meisten Studenten erwartet hatten. Zwar zog er weiterhin Störenfriede an, doch viele Nichtchristen schätzten seine Offenheit.

Warum Debatten nicht öffentlich machen?

Paul Tokunaga, damals Universitätsseelsorger in Florida, beobachtete diese Dynamik Anfang der 1980er-Jahre. Die Studenten waren es gewohnt, Strassenprediger zu sehen, «die schrien und Leute beschimpften», erinnert er sich.

Deshalb wurde Cliffe Knechtle eingeladen, in der Hoffnung, dass er die Studenten auf konstruktive Weise in den Dialog einbeziehen würde, ohne ihre Aufmerksamkeit zu verlieren.

Anfang der 1990er Jahre fragte der leitende Pastor von Knechtles Kirche, ob er schon einmal daran gedacht habe, seine Campus-Debatten im Fernsehen zu zeigen. Zunächst zögerte er, wandte sich aber an Leighton Ford (ein Freund und langjähriger Vize-Präsident der «Billy Graham Evangelistic Association»), der ihn ebenfalls dazu ermutigte.

Den engsten Freund vorstellen

Kurz darauf begleitete ein kleines Filmteam Knechtle an mehrere Universitäten. Ein Produzent schnitt das Material zu halbstündigen Episoden, die auf einem lokalen Sender in Connecticut und anderen Märkten ausgestrahlt wurden.

In diesen schreitet er umher, beantwortet Fragen, unterstreicht seine Aussagen mit ausdrucksstarken Gesten oder bewusst gesetzten Pausen. Er stellt sich schwierigen theologischen oder moralischen Fragen, verfolgt jedoch stets ein Ziel: Den Studenten «seinen engsten Freund, Jesus Christus» vorzustellen.

Seit 2020 postet sein Sohn Stuart Knechtle kurze Videos auf TikTok. Es sind Sequenzen, die Cliffe Knechtle im Gespräch oder in einer Debatte zeigen, begleitet von einem prägnanten Zitat. Einige Clips wurden schnell populär – insbesondere jene, die grössere gesellschaftliche Themen aufgriffen. Inzwischen haben die Accounts des Dienstes über zwei Millionen Abonnenten auf TikTok und Instagram sowie mehr als 880’000 auf YouTube.

Die Geschichte von Cliffe Knechtle zeigt: Via Social Media kann man unabhängig vom Alter andere Menschen erreichen.

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Datum: 26.08.2025
Autor: James Thompson/Daniel Gerber
Quelle: Christianity Today/gekürzte Übersetzung: Livenet

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