Das Kind im Mutterleib als Gabe sehen
Das Argumentarium trägt den Titel «Leben testen?» und enthält zehn Fragen und zehn Antworten aus theologisch-ethischer Sicht. Darin äussert sich der SEK kritisch gegen die neuen Tests zur vorgeburtlichen Diagnose von Trisomien, unter anderem der Trisomie 21 (Down Syndrom).
Ungewöhnlich deutlich hinterfragt die Broschüre die Selbstverständlichkeit, mit der sich werdende Mütter heute testen lassen (müssen): «Vorgeburtliche Untersuchungen sind kein Selbstzweck. Vielmehr stellt die Pränataldiagnostik das ungeborene Leben in gewisser Weise unter einen generellen Risikoverdacht. Sie rechnet mit Risiken, sonst wäre sie überflüssig. Das ungeborene Kind erscheint als potentieller Risikofaktor für die Mutter oder die Eltern, und die Risiken wachsen mit jeder hinzukommenden diagnostischen Option. Risiken bestehen aber nicht – wie fälschlicherweise behauptet wird – für das Kind, sondern nur für die Mutter oder die Eltern.» Dem Kind selbst könne aber kein Interesse an einem Test unterstellt werden.
Die Tests dienen aus Sicht des Kirchenbundes als Auswahlentscheidung zur Verhinderung eines Kindes mit bestimmten genetischen Merkmalen. Der Kinderwunsch werde so zusehends überlagert durch die Auswahl eines Wunschkindes.
90 Prozent der positiv auf Trisomie 21 getesteten Schwangerschaften würden abgebrochen. Dies dokumentiere nicht eine Ausnahmesituation, sondern den Regelfall, stellt der Kirchenbund fest: «An die Stelle der Tatsache meines Geborenseins tritt der Entschluss Dritter, dass ich geboren werden soll.»
Leben als Gabe
Aus christlicher Sicht sei das Leben eine Gabe, so der SEK. Diese Haltung zeige sich «in der Ehrfurcht und der Achtung gegenüber dem Leben: Der Mensch wird nicht bestimmt durch seine Leistungsfähigkeit oder Gesundheit, sondern durch seine Geschöpflichkeit als Bild Gottes, das mit jedem Menschen in die Welt kommt».
Seit Sommer vergangenen Jahres ist in der Schweiz ein Schwangeren-Bluttest zur vorgeburtlichen Bestimmung des Down-Syndroms (Trisomie 21) auf dem Markt. Der SEK lehnt nicht nur diesen Test ab, sondern weist darauf hin, dass unterdessen auch der sogenannte Prendia-Test verfügbar ist, mit dem sämtliche Trisomien, also auch Trisomie 18 und 13, sowie seltene Abweichungen beim X-Chromosom diagnostiziert werden können.
Die Broschüre «Leben testen? 10 Fragen – 10 Antworten zu neuen vorgeburtlichen Tests» kann kostenlos heruntergeladen werden. Auf der SEK-Webseite steht ausserdem eine ausführliche theologisch-ethische Stellungnahme des Kirchenbundes zum Thema bereit.
Datum: 11.06.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / Kipa