Am Arbeitsplatz miteinander das Abendmahl feiern?
Dominic Prétat, Sie plädieren in Ihren Videos
(Beispiel unten nach diesem Artikel) für ein Umdenken am Arbeitsplatz. Was
genau stellen Sie sich darunter vor?
Dominic Prétat: Die Spiritualität bzw. der Glaube und die
Arbeit sind nach hebräischem Denken eng miteinander verbunden. Das dualistische
Gedankengut, das in unserer Kultur dominiert, trennt diese beiden Bereiche
stärker voneinander. Für mich ist Arbeit am Arbeitsplatz von Montag bis Freitag
ebenfalls ein Gottesdienst, also ein Ort, wo ich Gott diene. Wir verbringen bis
zur Pension über 90'000 Stunden an unserem Arbeitsplatz und nur 5'000 Stunden
am Sonntag in der Kirche. Was wäre, wenn Gott bei Ihrer Arbeit stärker im
Zentrum stünde?
Das müssen wir noch etwas konkreter anschauen... Was tun
Sie mit Ihrem Team von «Umdenken mit Prétat Coaching» in den Firmen?
Wir geben Inputs über Gott und die Bibel in Firmen,
Geschäftsleitungen sowie Kadermeetings. Wir beten mit Mitarbeitern, Kunden
sowie Lieferanten. Wir nehmen das Abendmahl am Arbeitsplatz und bei
Teamkonflikten üben wir die Thematik der Vergebung. Und wir erklären CEO’s,
Kadermitgliedern und Mitarbeitern auch ganz praktisch das Evangelium am
Arbeitsplatz. Wir haben 55 Seniorinnen und Senioren, die im Hintergrund
für die konkreten Gebetsanliegen in den betroffenen Firmen beten. Kurz
zusammengefasst: Was viele Christen am Sonntag praktizieren, machen wir von
Montag bis Freitag in den Firmen.
Offensichtlich finden Sie in den Unternehmen oft eine
Offenheit für geistliche Aspekte vor. Wie erklären Sie sich das?
Jesus selbst war Zimmermann, seine Jünger arbeiteten in
handwerklichen Berufen und somit im vollzeitlichen Dienst. Geistliche Aspekte
wie Werte und Prinzipien können nicht von einer Unternehmung getrennt werden.
Private Angelegenheiten nimmt der Mitarbeiter ebenso wie der Chef in die
tägliche Arbeit mit. Der wirtschaftliche Druck in der Arbeitswelt nimmt zu, umso
wichtiger ist daher die Verknüpfung von Alltag und Glauben.
Ihr Aufruf zum «Umdenken» hat natürlich auch einen
provokativen Aspekt, indem Sie dadurch andere, vielleicht konventionellere Wege
direkt angreifen. Ist Ihnen das bewusst?
Christen dürfen wieder gesellschaftsrelevant Denken und
Einfluss nehmen an ihrem Arbeitsplatz. Wir greifen niemanden persönlich an,
suchen jedoch neue Wege, dass Gottes Liebe und Vergebung wieder konkret im
Alltag gelebt werden kann und die gute Nachricht unser Umfeld erreichen kann.
Wir sehnen uns nach einer Transformation am Arbeitsplatz: «Gehet hin und machet
zu Jüngern...» (Matthäus-Evangelium, Kapitel 28, Vers 19).
Werden die immer noch stark gepflegten und gelebten
Bereiche in den Gemeinden (Gottesdienste, Kleingruppen, Diakonie,
evangelistische Anlässe) in Ihren Augen überbetont?
Aus meiner Sicht werden diese Gefässe tatsächlich
überbetont, vor allem aus Sicht der suchenden Menschen, welche Fragen haben an
Gott. Nach meiner 15-jährigen Evangelisationstätigkeit war ich irgendwann
einfach nicht mehr zufrieden und fragte mich, ob wir mit diesen klassischen
Ansätzen wirklich die beste Wirkung auf die Gesellschaft haben. So suchte ich
mit Gleichgesinnten andere Wege und Lösungen, um suchende Menschen zu
erreichen.
In meiner Tätigkeit in den Firmen darf ich immer wieder erleben, wie wertvoll es ist, die Menschen dort abzuholen, wo sie leben und arbeiten. Der Arbeitsplatz ist ein wichtiger Ort. Aus meiner Sicht dürfen Christen hier ihren Blickwinkel gerne erweitern und über den Tellerrand denken und blicken.
Welches sind Ihre nächsten Projekte mit «Umdenken mit
Prétat Coaching»?
Wir werden weiterfahren mit unseren monatlichen Videoclips,
welche jeweils Ende Monat ausgestrahlt werden. Wir bieten Schulungen mit
«Umdenken am Arbeitsplatz» an. Ebenfalls sind wir im Aufbau einer Stiftung und
bilden neue CPO (Chief Prayer Officer) aus, welche in den Firmen tätig sein
werden. Auf der Website www.pretat-coaching.ch
werden die nächsten Schulungen publiziert.
Zur Person:
Dominic Prétat ist verheiratet und wohnt im Kanton
Aargau. Er ist Coach für Führungskräfte, Unternehmer und Kirchen. Als sogenannter
«Chief Prayer Officer» ist er in verschiedenen Firmen tätig.
Zum Video:
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Datum: 31.01.2020
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet