Harte Bandagen im US-Wahlkampf

Ringen um Glaubwürdigkeit mit religiösen Obertönen

Im Rennen um die republikanische Kandidatur fürs Weisse Haus versucht jeder Bewerber das Renommée seiner Konkurrenten zu beschädigen. Glaubwürdigkeit gründet für viele Amerikaner nach wie vor in der Religion und einem Lebensstil, der davon Werte bezieht.
Rick Santorum und Mitt Romney

In der letzten TV-Debatte vor den Vorwahlen in zwei Bundesstaaten morgen Dienstag und in zehn Bundesstaaten am 6. März 2012 fahren die Bewerber einander nochmals kräftig an den Karren. Mitt Romney drängte den zuletzt erfolgreichen Rick Santorum in die Defensive mit dem Hinweis, er habe einen Senator unterstützt, der später Obamas Gesundheitsreform bejahte.

Punkten bei den Evangelikalen

Santorum hat namentlich von wertkonservativen Protestanten (Evangelicals) starke Unterstützung erhalten. Im Unterschied zu ihm kann Mitt Romney als erfolgreicher Kapitalist sich nicht ohne weiteres an die Seite des einfachen Mannes stellen. Romney musste seine Steuerdaten offenlegen; danach hat der Mormone in zwei Jahren über 4 Millionen Dollar an die Mormonenbewegung gespendet.

Alle möglichen Details, die den Konkurrenten belasten können, werden im total medialisierten US-Wahlkampf  ausgeschlachtet. Rick Santorum gab über 600‘000 Dollar für TV-Spots in den Kabelnetzen des Bundesstaates Michigan aus. Der Ex-Senator aus Pennsylvania, ein Katholik und sechsfacher Vater, hat sich auch gegenüber Amtsinhaber Barack Obama kantig positioniert. Er unterstellte dem Präsidenten «unechte Theologie» (some phony theology) und versuchte damit die scharfe Abneigung konservativer Christen gegenüber der säkular-humanistischen Weltsicht der Demokraten auf seine Mühle zu leiten. Die unklare, aber polemische Stossrichtung der Bemerkung erläuterte Santorum später mit dem Hinweis auf die Umweltpolitik. Es sei ihm nicht darum gegangen, Obamas Religionszugehörigkeit in Frage zu stellen. 

Pfeile gegen Obama

In der aufgeheizten Atmosphäre wurde Franklin Graham, der Sohn von Billy Graham, im Fernsehen auf Obamas Religion angesprochen. Auf die Frage, ob der Präsident «Jesus Christus angenommen» habe, antwortete der Sohn des Evangelisten, das wisse er nicht. Das müsse man ihn selbst fragen. «Er hat gesagt, dass er ein Christ ist; ich habe davon auszugehen, dass er es ist.» Eine erstaunlich grosse Minderheit von US-Bürgern rechnet Obama, der sich öffentlich als Christ bezeichnet hat und vor kurzem am Nationalen Gebetsfrühstück auftrat, weiterhin der islamischen Religion seines Vaters zu.

Kulturkampf mit dem Werte-Argument

Vor texanischen Pastoren sagte Santorum kürzlich, dass die politische Linke «Glauben nimmt und zerschlägt». Der Präsident versuche «die traditionellen jüdisch-christlichen Werte Amerikas systematisch zu zerschlagen», doppelte er letzte Woche in Arizona nach. Ein Mitarbeiter Santorums unterstrich, der Kandidat gehe von Gott-gegebenen Rechten der Bürger aus. «Und diese Rechte werden weggenommen, wenn der Staat weiter wächst.» Dieses Argument werde von den Leuten verstanden. In Detroit kritisierte er Obamas Plan, die Steuerabzüge bei Spenden an wohltätige Organisationen zu kürzen. Solche (oft christlichen) Organisationen kämen der Regierung, die die Bürger versorgen wolle, in die Quere.

Datum: 27.02.2012
Quelle: Livenet

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