Duzen Sie Gott?

Duzen Sie Gott? Ich meine, sagen Sie zu Gott "Du"? Was für eine merkwürdige Frage, werden Sie denken. Natürlich sage ich "Du" zu Gott. Gott zu siezen wäre doch mehr als ungewöhnlich. Jedenfalls in unseren Breiten.

Und doch ist das wirklich selbstverständlich, Gott zu duzen? So, wie ich einen Freund, einen Mitschüler, einen Kollegen duze? Einen, mit dem ich auf Augenhöhe rede?

Damals, als Kind, war das doch gerade der Unterschied: Die Großen, die Erwachsenen, die hat man gesiezt. Mit Respekt. Obwohl die natürlich "Du" gesagt haben. Das machte den Unterschied deutlich, den Abstand zwischen den Erwachsenen und den Kindern. Und zwischen Menschen und Gott ist doch auch ein großer Abstand, oder? Vor Gott muss man doch auch großen Respekt haben. Ist es dann nicht doch ein bisschen, sagen wir, anmaßend, zu Gott, dem Herrn einfach "Du" sagen?

Aber andererseits: "Herr Gott, ich danke Ihnen" nein, das passt auch nicht. Das passt nicht zu der Art und Weise, wie Jesus von Gott und mit Gott gesprochen hat. Von Gott als einem liebevollen, fürsorglichen Vater. Einem Vater, der auch streng ist, der seine Spielregeln hat, aber eben doch ein Vater, der die Menschen wie seine Kinder liebt. Und mit Gott sogar mit einer Anrede, die sonst kleine Kinder gegenüber ihrem Vater verwendeten: "Abba, lieber Vater". Die noch viel mehr ist als das bloße "Du" zwischen Freunden: eine zärtliche, eine intime Anrede.

Im Brief an die Galater ist zu lesen: "Weil ihr nun Gottes Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unser Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!" Der Geist, den Gott uns schenkt, der macht uns zu solchen Menschen, die ihn so zutraulich ansprechen dürfen. Der macht uns zu solchen Menschen, die Gott direkt ins Ohr flüstern, danken und bitten dürfen. Die Gott auch direkt in den Ohren liegen dürfen.

So ist Gott. Und so dürfen wir uns an ihn wenden. Heute und an jedem Tag.

Datum: 06.01.2003
Autor: Oliver Hoesch
Quelle: ERF Deutschland

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