Sicher ein gut gemeinter Rat, aber kann man den nicht immer durchhalten. Mich ärgerte dieser Ratschlag oft, weil er mich auch an Versäumnisse mahnte. Ich erinnerte mich dann gerne an ein anderes Wort, das aber weniger „goldig“ tönt. „Allen Menschen recht getan ist eine Kunst die niemand kann.“ In der Tat ist es sehr schwierig allen Menschen gerecht zu werden, vor allem auch deshalb, weil ich mir selber nicht immer gerecht werde. Im täglichen Umgang mit Menschen sind wir immer wieder gefordert. Wir wollen doch mit unseren Mitmenschen gut umgehen, bewusst „z’leidwärchen“, das tun doch eigentlich die wenigsten Menschen. In der Bergpredigt spricht Jesus eine goldene Regel für das Zusammenleben aus: „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 7,12) Helmut Thielicke, Theologieprofessor in den fünfziger Jahren in Hamburg, schreibt zu diesem Satz: „Wo der Mensch vergessen hat, dass er der Augapfel Gottes ist, dass er geliebt und teuer erkauft ist, da verliert sein Leben den unendlichen Wert. Nur wer von seinem Nächsten weiss, dass er der Augapfel Gottes ist, achtet ihn in seiner Unantastbarkeit.“ Wenn Gott selber den Menschen so hoch einschätzt, wie können da Menschen untereinander oft so lieblos sein ? Paulus geht noch ein Schritt weiter und schreibt im Brief an die Gemeinde in Kolossä auch ein goldenes Wort: „Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn Jesu und danket Gott, dem Vater durch ihn. (Kolosser 3,17) Unser Umgang mit unseren Mitmenschen orientiert sich also am Mitmensch Jesus Christus.
Datum: 11.06.2004
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich