Genauso machen wir es auch mit Gott. Hat mal irgendwas in unserem Leben nicht geklappt, schieben wir das Gott in die Schuhe und sagen ihm nach: Er hat uns Böses gewollt. Das tragen wir ihm dann auch das halbe Leben nach. Das viele Gute dagegen in unserem Leben, das ja auch von Gott kommt, nehmen wir gar nicht mehr wahr: Dass wir immer genug zu essen haben, einen Job, einen Partner, Kinder und die vielen Gaben, die in uns stecken. Wir sind damit übrigens nicht allein. Dem Volk Israel ging es mit Gott nämlich genauso. Was hatte der ihnen doch alles Gutes getan? Wie oft hatte er sie vor Feinden gerettet? Wie oft ihnen in schwierigen Zeiten geholfen? Aber die Leute ließen Gott links liegen. - Gott muss die Israeliten deshalb tadeln. Er sagt: Das Regenwasser verläuft sich nicht so schnell, wie ihr mich vergesst. (Jeremia 18, 14-15) Was für eine Frechheit! Was für eine Undankbarkeit! Gott muss sich ja wie der letzte Depp vorkommen. Nach dem Motto: Warum streng ich mich eigentlich so an und tue den Menschen so viel Gutes, wenn nichts dabei rüberkommt? Sollte uns Gott vielleicht ab und zu eine reindrehen, damit wir ihn nicht vergessen? - Nur: Das ist nicht seine Art. Wir müssen darum lernen, Gott nicht zu vergessen. - Ich will es lernen! - Lernen, die guten Gaben in mir wahrzunehmen. Lernen, die vielen Selbstverständlichkeiten als Gottes Gabe an mich zu sehen. Und lernen, Gott dafür zu danken. Das wäre doch das Mindeste, oder? Nicht umsonst sagt der Psalm: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was Gott dir Gutes getan hat. (Psalm 103, 2)
Datum: 22.08.2004
Autor: Heiko Brattig
Quelle: ERF Deutschland