Als es nur Papierversionen gab

Sie erhielt eine von einer Million Bibeln!

Chinesin mit einer Bibel
Im Juni 1981 wurden im Rahmen des Projekts «Perle» eine Million Bibeln heimlich nach China gebracht. Mehr als vier Jahrzehnte später gibt es immer noch Berichte darüber, wie diese Bibeln die christlichen Gemeinschaften in China bewegt haben.

Anfang der 1980er Jahre lebte Chao-xing (Name geändert) als kleines Mädchen im Osten Chinas, als sie mit ihrer Mutter eine Hauskirche besuchte. «Ich ging damals noch zur Schule, aber ich hatte Jesus kennengelernt und ihn schon in jungen Jahren als meinen Erlöser angenommen», erzählt sie.

In ihrer Hausgruppe bestand ihre Aufgabe darin, Lieder auf Papier zu schreiben: «Ich war eine der wenigen Personen, die schreiben konnten. Eine meiner Aufgaben in der Kirche war es, jede Zeile aus den Gesangbüchern abzuschreiben, damit die anderen Brüder und Schwestern sie nachlesen und mitsingen konnten.»

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Sie erinnert sich, dass die Gemeinde sehnlichst um eine Bibel gebetet hatte. Zu dieser Zeit gab es in ihrer Region nur wenige christliche Bücher und Materialien. Sie waren so selten, dass die Christen Teile der Bibel untereinander aufteilen mussten. Diese wurden reihum weitergegeben, damit jeder Zugang dazu hatte. 

«Ich erinnere mich noch daran, dass wir zu Hause nur die Apostelgeschichte hatten. Eigentlich hatten wir nur ein paar Seiten davon. Es war nicht einmal das ganze Buch. Wir teilten die Kapitel, die wir hatten, mit dem Rest der Gemeinde. Wenn ein Haushalt ein paar Seiten hatte und ein anderer ein paar mehr, setzten wir sie wie ein Puzzle zusammen, bis wir ein Kapitel oder ein Buch vervollständigen konnten. So lasen wir unsere Bibel», erzählt Chao-xing mit leuchtenden Augen.

Ein vollständiges Exemplar als Geschenk

Originalbibel aus dem Projekt «Perle»

Eines Tages stellte sie zu ihrer grossen Überraschung fest, dass ihre Mutter eine ganze Bibel besass. Sie wusste nicht, woher sie diese hatte, aber sie erinnert sich, dass sie sehr glücklich war. Sie erzählt: «Meine Mutter war Analphabetin, als sie jünger war, aber das hinderte sie nicht daran, Gott besser kennenlernen zu wollen. Sie brachte sich selbst das Lesen bei. Jeden Tag las sie die Seiten aus ihrer Bibel. Nach und nach studierte sie das Wort Gottes. Jeden Tag lernte sie neue Wörter, und ihr Wunsch, die ganze Bibel zu lesen, wurde immer grösser.» 

Chao-xings Mutter betete zu Gott, dass sie eines Tages ein vollständiges Exemplar der Bibel erhalten möge. «Gott ist ein Gott, der Gebete erhört! Er hat das Gebet meiner Mutter erhört! Sie hat die Bibel von einer Freundin bekommen, aber ich weiss nicht, wo ihre Freundin sie gefunden hat.»

Vermutlich aus dem Projekt «Perle»

Kürzlich nahm Chao-xing an einer Schulung teil, die von Partnern von Open Doors organisiert wurde. Während dieser Schulung erfuhr sie von der Geschichte des Projekts «Perle» – der Lieferung von einer Million Bibeln in einer Nacht! Chao-xing dachte sich, dass die wertvolle Bibel ihrer Mutter sicherlich Teil dieser kostbaren Ladung war.
 
«Anfangs sah ich keinen Zusammenhang. Aber je mehr ich über das Projekt erfuhr, desto plausibler erschien es mir. Wenn man sich den Zeitpunkt ansieht, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Bibel aus dem Projekt «Perle» stammt, und dafür sind wir sehr dankbar, denn damals war es unglaublich schwierig, wenn nicht sogar unmöglich, an eine vollständige Ausgabe zu kommen. Heute können wir die Bibel auf unseren mobilen Apps lesen, aber damals gab es nur die Papierversion», erklärt Chao-xing. 

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Datum: 16.06.2025
Quelle: Open Doors CH

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