«Ich bin für die Leute da, nicht sie für mich»
Angekündigt wird Martin Hess im Talk, der vom «Hope Business Club» präsentiert wird, von Moderator Ruedi Josuran als «der Stratege mit Herz». «Selbst würde ich das nie so sagen», schmunzelt Martin Hess, Präsident des VBG-Vorstandes («Vereinigte Bibelgruppen in Schule, Universität, Beruf»). «Es gibt Leute, die sagen, dass ich ein Feeling habe für Strategie, für das, was dran ist.»
Manches sei bei der Umsetzung nicht so einfach, «da sehe ich den Menschen im Vordergrund». In den vergangenen 25 Jahren führte er Geschäftsführungskräfte in verschiedenen Bereichen und begleitete sie als Mentor. «Es geht vor allem ums Zuhören und Zeit haben für sie. Ich hatte immer den Blick für das Ganze und konnte vernetzen und Rahmenbedingungen schaffen, damit sie ihren Raum haben.»
Ehrlichkeit und Gnade
«Mir ist vor allem wichtig, dass ich für die Leute da bin und nicht sie für mich – das ist mir in der Führung ein grosses Anliegen», betont Martin Hess. In der Personalentwicklung könne man nur entwickeln, wenn es etwas zu entwickeln gibt. «Sonst wird es schwierig.» Man könne versuchen, die Person in eine Position im Unternehmen zu verschieben – sofern dies möglich ist – wo die Voraussetzungen, die es in dieser Position braucht, bereits vorhanden sind. «Sonst ist es ein furchtbarer Murks, der für diese Person, den Chef und das Umfeld nur schlechte Ergebnis gibt. Aus einer schiefen Buche kann man eine schöne, gerade machen, aber es wird nie eine Eiche.» Da müsse man die Gnade haben und sagen, dass diese Person Fähigkeiten hat, aber nicht jene, die es hier braucht.
«Wer bin ich?»
Wichtig für eine Führungskraft ist, dass sie – betreffend Selbstführung – ihre Grenzen kennt und sich entsprechend ergänzt, und weiss, wer sie selbst ist. «Ich weiss, was ich kann und was ich nicht kann – und ich kann damit immer besser umgehen.»
Er selbst habe eine strategische Ader. «Wenn man nun aber das Gefühl hat: ‘Das ist es jetzt!’, dann ist das Stillstand und Stillstand ist für mich kein Leben. Ich habe das Gefühl, man kann zwei, drei Punkte festmachen und sagen, dass es in diese Richtung geht, aber nicht sagen: ‘Das ist es jetzt’ und es abhaken. Abhaken bedeutet erledigt. Aber es ist nicht so, denn an jedem Tag ist man wieder ‘der Martin im Alltag’.»
Leute eingestellt, die besser waren
Er hat immer wieder Menschen eingestellt, die auf ihren Positionen besser qualifiziert waren, als er selbst. Und dies ganz bewusst. «Das ist eine gute Situation. Ich kann Dinge besser als sie und sie können Dinge besser als ich. Es ist schwierig, wenn man einen Chef hat, der nicht nur alles besser weiss, sondern auch alles besser kann – dann ist man nur der verlängerte Arm des Chefs und es wird uninteressant.»
Unverwechselbare, christliche Werte
Für Martin Hess sind christliche Werte wichtig. «Unverwechselbar ist das Thema Demut, auch das Bewusstsein, dass man ein Geschöpf ist und nicht der Schöpfer. Daraus kommt natürlich auch, dass man Ergänzung braucht. Respekt vor anderen Menschen und Meinungen ist ebenfalls wichtig.» Daraus folgt auch Verantwortung und ein Gerechtigkeitssinn. «Diese Themen haben starke, christliche Wurzeln, die ich versuche zu leben.»
Sich seiner Identität sicher zu sein, ist ebenfalls wichtig: «Ich bin ein geliebter Sohn von Jesus Christus, er freut sich über mich … aber er freut sich auch an anderen, aber ich bin nicht der einzige, der geliebt ist.»
Zum Talk:
Zur Website:
Hope Business Club
Zum Thema:
Dossier: Livenet-Talk
Paradigmenwechsel: Leiten mit Liebe
Talk mit Yves Ettlin: Was hat Führung mit Liebe zu tun?
Datum: 24.10.2025
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet