Verschlafene Mr. posieren im osmanischen Reich - Claudio Minder - die Serie (12. Folge)

Claudio Minder
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In der Türkei buhlt ein halbes Dutzend Boulevardblätter um die Gunst der Leserschaft. Dementsprechend viele Medienvertreter erwarteten unsere Ankunft am Flughafen. Blitzend, knipsend, schubsend und laut protestierend kämpften sie um Fotos und Statements. Ein Basar, "Zeter Mordio" und Blitzlichtgewitter sondergleichen. Wir schafften es sogar in die Nachrichtensendungen. Wir kannten uns gerade vier Stunden und mussten bereits das erste Mal gemeinsam posieren. Halb verschlafen nach dem Flug. Mit zwei Koffern in der Hand. So sah man uns tags darauf auf den Titelseiten verschiedener Zeitungen. Per Übersetzer beantworteten wir Fragen und sagten - auf die entsprechenden Fragen - "we love Turkey" und dass es uns hier sehr gut gefällt. Nachdem wir immerhin die Wandelhalle des Flughafens gesehen haben...

Wir konnten tags darauf die Berichte in den Zeitungen zwar sehen - gross und farbig - verstanden aber natürlich kein Wort. Eine neue, witzige Erfahrung. Wir übernachteten die ganze Woche im malerischen Hotel "Topkapi Palace" das direkt an einem Hafen im Süden der Türkei liegt.

Claudio "Benjamin" Minder

Ich war der jüngste. Und mit 1,83 einer der kleinsten. Betreffend Körpergrösse ragten nur zwei heraus. Der eine mit 1,92 Metern, der andere gar mit 1,93. Wir anderen waren zwischen 1,81 und 1,86. Ausgerechnet die beiden grössten sollten später mit mir zu dritt im Final stehen. Deshalb sah ich dort so klein aus; so unfair. Die waren zehn Zentimeter grösser.

Trotz gedrängtem Zeitplan feierten wir in der Türkei ein riesiges, einwöchiges "Fest". Wir lachten mit und übereinander. Ausser zwei Kandidaten, die sich als etwas besseres fühlten und sich von uns separierten. Somit hatten wir statt einem "Röstigraben" eine "Mr. Schlucht".

Nicht dass sie nicht mit uns gesprochen hätten, aber eine Distanz war spürbar. Unsichtbare Schranken. Es waren die beiden, die später an der Richtigkeit des Ergebnisses zweifeln sollten.

Mr. Komplexhaufen

Bald entdeckte ich, dass es hinter den schönen Fassaden noch "schöner" arbeitete. Dass ich nicht der einzige war, der sich - beim betrachten der anderen - am falschen Platz fühlte. Von Komplexen geplagt, trugen die beiden Kleinsten beispielsweise immer Schuhe mit Plateausohlen. Sieben Zentimeterabsätze! Die Schuhe waren ihr Image. Ihr Götze. Wir konnten baden gehen, die beiden zogen ihre Schuhe erst einen Meter vor dem Pool aus. Sogar im Tanzunterricht wollten sie nicht von ihren Hohen Schuhen heruntersteigen. Mussten sie aber, auf Geheiss der Choreographin Grazia Covré. Auch sie mussten sich selbst einreden, dass sie die schönsten sind. Nicht aus Hochnäsigkeit sondern wegen Minderwertigkeitskomplexen.

So werden aus "Buben" werden "Mister"

Wir wurden durch ein gutes, straffes Programm gedrillt. Der eine ist hier in einem Interview, der andere dort an einem Fotoshooting, jener ist für diese Aufnahmen an einer andern Stelle... Die Tage waren dicht gedrängt und hart. Für die Schweizer Illustrierte musste ich am Morgen um viertel vor sieben Uhr am Pool sein. Bei neun Grad in den Badehosen. Anderthalb Stunden, wie bei jedem der zwölf Kandidaten. Es war brutal kalt. Auf den Bergen im Hintergrund lag Schnee. Die Leute von der Schweizer Illustrierten mussten am Freitag abfliegen und die Fotos über das Wochenende zusammenstellen. Am Montag wurden wir als Kandidaten offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt, auf der "Illu" prangten wir an diesem Tag bereits auf der Titelseite. Exklusiv.

Dieser Morgentermin gehörte ebenso zum Programm wie die einstündigen Sitzungen abends um zehn oder halb Elf. Medienschulung, wie man vor der Kamera umgeht, verhalten auf dem Laufsteg, in welcher Position sieht mein Körper am vorteilhaftesten aus und so weiter. Der Ausgang war uns überlassen und ging vom Luxusgut "Schlaf" ab.

Spätestens morgens um halb acht startete das Programm mit Pflicht-Joggen - damit jeder wach wird - gefolgt von anschliessendem Tanzunterricht.

Aufgezeichnet von Daniel Gerber

Gold in Sicht

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Claudio Minder im Forum

Zum Start der Serie Claudio Minder: www.livenet.ch/www/index.php/D/article/14/8721/

Datum: 18.08.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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