Matthäus und Thomas Teil 2

Thomas, der Pessimist Der letzte Apostel der zweiten Vierergruppe ist uns ebenfalls vertraut: Thomas. Normalerweise ist er auch als »zweifelnder« oder »ungläubiger Thomas« bekannt, obgleich es nicht die pas­sendste Bezeichnung für ihn zu sein scheint. Er war ein besse­rer Mann, als der Volksmund erahnen lässt.Allerdings können wir durchaus mit Recht behaupten, dass Thomas ein pessimistischer Mensch war. Er war ein Schwarz­seher, ein Grübler, und neigte zu Sorgen und Ängstlichkeit. Er rechnete immer mit dem Schlimmsten. Eher sein Pessimismus als sein Zweifeln scheint seine ständige Untugend gewesen zu sein.Laut Johannes 11,16 wurde Thomas auch »Zwilling« (griech.: didymos) genannt. Anscheinend hatte er einen Zwillingsbru­der oder eine Zwillingsschwester, doch die Schrift erwähnt den anderen Zwilling nicht.Wie Nathanael taucht Thomas in den synoptischen Evan­gelien nur jeweils einmal auf. Er wird nur zusammen mit den anderen elf Aposteln aufgeführt. Matthäus, Markus und Lukas nennen keine Einzelheiten über ihn. Alles, was wir über seinen Charakter wissen, erfahren wir aus dem Johannes-Evangelium.Johannes macht seine Neigung deutlich, nur die dunklen Seiten des Lebens zu sehen. Bei allem schien er immer nur mit dem Schlimmsten zu rechnen. Trotz seines Pessimismus schimmern im Johannes-Evangelium auch erneuerte Wesens­züge durch.Das erste Mal wird Thomas in Johannes 11,16 erwähnt. Es ist nur ein einziger Vers, aber dieser spricht Bände über seinen wirklichen Charakter.Kurz bevor Lazarus aus den Toten auferweckt wurde, meldete sich Thomas zu Wort. Jesus hatte Jerusalem verlassen, weil sein Leben dort in Gefahr war: »Und er ging wieder weg jenseits des Jordan an den Ort, wo Johannes zuerst taufte, und er blieb dort« (Joh 10,40). Viele Menschen kamen zu Jesus, um ihn predigen zu hören. Johannes sagt: »Und es glaubten dort viele an ihn« (Joh 10,42). Möglicherweise erlebten die Jünger die fruchtbrin­gendste Zeit, seitdem sie Jesus nachfolgten. Menschen bekehr­ten sich. Und Jesus konnte seinen Dienst ohne den Widerstand der religiösen Führer in Jerusalem ausüben.Doch dann geschah etwas, das ihren Aufenthalt in der Wüste beendete. Johannes schreibt: »Es war aber einer krank, Laza­rus, von Betanien, aus dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta. Maria aber war es, die den Herrn mit Salböl salbte und seine Füße mit ihren Haaren abtrocknete; deren Bruder Laza­rus war krank« (Joh 11,1-2). Betanien lag am Stadtrand von Je­rusalem. Und Jesus hatte eine enge und liebevolle, von einer besonderen Zuneigung geprägte Beziehung zu der dort leben­den kleinen Familie. Sie nahmen ihn auf und kümmerten sich um seine Bedürfnisse.Nun war sein lieber Freund Lazarus krank, und Maria und Marta ließen Jesus die Nachricht überbringen: »Herr, siehe, der, den du lieb hast, ist krank!« (V. 3). Sie wussten: Wenn Jesus zu Lazarus kommen würde, dann könnte er ihn heilen.Es war eine unglückliche Situation. Würde Jesus in die Nähe von Jerusalem kommen, dann würde er sich ärgster Feindschaft aussetzen. In Johannes 10,39 wird berichtet, dass die jüdischen Führer ihn ergreifen wollten. Sie hatten sich bereits entschie­den, ihn zu töten. Schon einmal war er ihrem Zugriff entwichen, doch wenn er nach Betanien zurückkehren würde, würden sie ihn sicherlich aufspüren und wieder ergreifen wollen.Die Jünger müssen vor Erleichterung aufgeatmet haben, als Jesus sagte: »Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde« (Joh 11,4). Natürlich meinte er, Laza­rus’ Tod sei nicht das endgültige Ergebnis seiner Krankheit. Der Sohn Gottes würde sich durch Lazarus’ Auferweckung aus den Toten verherrlichen. Jesus wusste, dass Lazarus sterben würde. Er kannte sogar seine genaue Todesstunde.Johannes schreibt: »Jesus aber liebte die Marta und ihre Schwester und den Lazarus. Als er nun hörte, dass er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war« (V. 5-6). Auf den ersten Blick erscheint die Gegenüberstellung der beiden Aussagen hier seltsam: Jesus liebte Lazarus und seine Familie, doch blieb er, wo er war, während Lazarus starb. Er zögerte, um Lazarus sterben zu lassen. Aber es war ein Akt der Liebe, da der Segen, den sie durch Lazarus’ Totenauferweckung empfingen, größer war, als wenn er von seiner Krankheit geheilt worden wäre. Es war eine größere Verherrlichung für Jesus und stärkte ihren Glauben an ihn viel mehr. Deshalb wartete Jesus einige Tage, so dass Lazarus bei seiner Ankunft bereits vier Tage tot war (V. 39).Aufgrund seines übernatürlichen Wissens war ihm der ge­naue Todeszeitpunkt bekannt. Aus diesem Grund wartete er. »Danach erst spricht er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen« (V. 7).Die Jünger hielten das für unvernünftig. Sie sagten: »Rabbi, eben suchten die Juden dich zu steinigen, und wieder gehst du dahin?« (V. 8). Ehrlich gesagt wollten sie nicht zurück nach Je­rusalem. Der Dienst in der Wüste war fantastisch. In Jerusalem riskierten sie dagegen alle, gesteinigt zu werden. Es war kein guter Zeitpunkt für einen Besuch in Betanien, das praktisch in Sichtweite des Tempels lag, wo die erbittertsten Feinde Jesu ih­ren Sitz hatten.Seine Antwort darauf ist interessant. Er gibt ihnen ein an­schauliches Beispiel. »Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wenn jemand am Tag umhergeht, stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht; wenn aber jemand in der Nacht umhergeht, stößt er an, weil das Licht nicht in ihm ist« (V. 9-10). Er musste also nicht herumschleichen wie ein gewöhnlicher Verbrecher. Er war entschlossen, seine Aufgabe am helllichten Tag zu tun, weil man dann nicht anstößt. Diejenigen, die in der Dunkelheit unterwegs sind, laufen Gefahr, anzustoßen – insbesondere die religiösen Führer, die heimlich nach einer Möglichkeit such­ten, ihn zu töten.Dies sagte er den Jüngern, um sie zu beruhigen. Es war offen­sichtlich, dass sie nicht zurückgehen und sterben wollten. Aber Jesus versicherte ihnen, dass sie nichts zu befürchten hätten. Und natürlich wusste er, dass seine Todesstunde in den Hän­den Gottes und nicht in den Händen seiner Feinde lag. Unser Herr gab seine Absicht zu erkennen, als er sagte: »Lazarus, un­ser Freund, ist eingeschlafen; aber ich gehe hin, damit ich ihn aufwecke« (V. 11).Die Jünger verstanden ihn nicht und erwiderten: »Herr, wenn er eingeschlafen ist, so wird er geheilt werden« (V. 12). Warum sollte man ihm nicht Ruhe gönnen, wenn er nur eingeschlafen war? Schließlich hatte Jesus bereits gesagt, dass diese Krankheit nicht zum Tode wäre. Die Jünger konnten die Dringlichkeit der Situation nicht erkennen. Für sie klang es so, als wäre Lazarus schon auf dem Weg der Besserung.»Jesus aber hatte von seinem Tod gesprochen: sie aber mein­ten, er rede von der Ruhe des Schlafes. Dann nun sagte ihnen Jesus gerade heraus: Lazarus ist gestorben; und ich bin froh um euretwillen, dass ich nicht dort war, damit ihr glaubt; aber lasst uns zu ihm gehen« (V. 13-15).Jetzt verstanden sie. Jesus musste zurückkehren. Er war fest dazu entschlossen. Sie hätten es ihm nicht ausreden können. Für sie muss es wie die größtmögliche Katastrophe ausgesehen haben. Sie waren starr vor Angst. Sie waren überzeugt: Würde Jesus nach Betanien zurückgehen, dann würde er getötet wer­den. Aber sein Entschluss stand fest.Nun meldete sich Thomas zu Wort. An dieser Stelle begegnen wir ihm zum ersten Mal in den Evangelien: »Da sprach Tho­mas, der auch Zwilling genannt ist, zu den Mitjüngern: Lasst auch uns gehen, dass wir mit ihm sterben« (V. 16).Das war pessimistisch und außerdem typisch für Thomas. Aber es ist ein heroischer Pessimismus. Er sah nichts anderes als eine Katastrophe vor sich liegen und war überzeugt, dass Je­sus direkt in seine Steinigung hineinlief. Doch wenn es das war, was der Herr tun wollte, war Thomas entschlossen, ihm zu fol­gen und mit ihm zu sterben. Dieser Mut ist bewundernswert.Es ist nicht leicht, Pessimist zu sein. Vielmehr ist es eine sehr unglückliche Lebenseinstellung. Ein Optimist hätte vielleicht gesagt: »Lasst uns gehen; es wird schon. Der Herr weiß, was er tut. Er sagt, dass er nicht ins Stolpern geraten wird. Er wird es schaffen.« Aber der Pessimist sagt: »Er wird sterben, und wir mit ihm.« Wenigstens hatte Thomas den Mut zur Treue – trotz seines Pessimismus. Für einen Optimisten ist es wesentlich einfacher, loyal zu sein. Er rechnet immer mit dem Besten. Für einen Pessimisten hingegen ist es schwer, da er vom Schlimms­ten überzeugt ist. Was wir hier bei Thomas sehen können, ist also ein heroischer Pessimismus – wahrer Mut.Thomas hatte sich Christus ausgeliefert. In dieser Hinsicht könnte man ihn mit Johannes vergleichen. Denken wir an je­manden, den der Herr liebte und der mit ihm eine vertraute Beziehung pflegte, dann kommt uns normalerweise immer Jo­hannes in den Sinn, weil er Jesus immer nahe war. Aber diese Schilderung macht klar, dass Thomas nicht ohne Jesus leben wollte. Sollte Jesus sterben, so war Thomas bereit, mit ihm zu sterben. Im Grunde sagt er: »Jungs, schluckt es; lasst uns gehen und sterben. Besser zu sterben und bei Christus zu sein, als al­lein zurückzubleiben.«Für die restlichen Apostel war Thomas ein Beispiel von Stär­ke. An diesem Punkt folgten anscheinend alle seiner Führung und sagten: »O.K., lasst uns gehen und sterben« – denn sie folg­ten Jesus tatsächlich nach Betanien.Offensichtlich besaß Thomas eine tiefe Hingabe an Christus, die selbst sein Pessimismus nicht aufhalten konnte. Er unter­lag nicht der Illusion, dass Jesu Nachfolge leicht sei. Alles, was er sehen konnte, waren die Klauen des Todes, die ihn ergreifen wollten. Dennoch folgte er Jesus mit unerschütterlichem Mut. Er hatte beschlossen, notfalls eher mit dem Herrn zu sterben, als ihn zu verlassen. Er würde lieber sterben, als ohne Christus zurückzubleiben.Seine tiefe Liebe für den Herrn zeigt sich auch in Johan­nes 14. Aus unserem Studium über Philippus wissen wir, dass Jesus ihnen von seinem bevorstehenden Weggang erzählt hat­te. »Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten« (Joh 14,2). »Und wohin ich gehe, dahin wisst ihr den Weg« (V. 4).In Vers 5 sagt Thomas: »Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie können wir den Weg wissen?« Hier sehen wir wieder seinen Pessimismus. Im Grunde sagte er: »Du verlässt uns. Und wir kommen nie dahin, wo du hingehst. Wir wissen nicht einmal, wie wir dahin kommen können. Wie sollen wir dorthin kommen? Es wäre besser für uns, wenn wir mit dir ster­ben würden, dann würden wir nicht von dir getrennt werden. Würden wir zusammen sterben, so blieben wir auch zusam­men. Aber wenn nur du gehst, wie sollen wir dich je finden? Wir wissen nicht einmal, wie wir dahin kommen.«Er besaß eine tiefe Liebe. Er war ein Mann, dessen Beziehung zu Christus so stark war, dass er nicht von ihm getrennt sein wollte. Sein Herz zerbrach, als er hörte, wie Jesus von seinem Abschied sprach. Er war erschüttert. Der Gedanke, Christus verlieren zu können, lähmte ihn. In all den Jahren war er mit Jesus so sehr verbunden gewesen, dass er froh gewesen wäre, mit ihm sterben zu können. Aber ein Leben ohne ihn wollte er sich nicht vorstellen. Seine Hingabe an Christus ist bewun­dernswert.Das war fast zu viel für Thomas. Und seine schlimmsten Befürchtungen erfüllten sich auch noch. Jesus starb, er aber nicht.Johannes 20 gibt uns einen weiteren Einblick in seinen Cha­rakter. Nach Jesu Tod waren alle Jünger in tiefer Trauer. Aber sie trafen sich, um einander zu trösten. Außer Thomas. In Jo­hannes 20,24 heißt es: »Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.«Leider war er nicht anwesend, als Jesus kam und den an­deren Jüngern erschien. Sie hatten sich in irgendeinem Raum eingesperrt (höchstwahrscheinlich im Obersaal in Jerusalem). Johannes schreibt: »Die Türen, wo die Jünger waren, waren aus Furcht vor den Juden verschlossen« (V. 19). Obwohl Türen und Fenster fest verschlossen waren, »kam Jesus und trat in die Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch! Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen« (V. 19-20).Thomas verpasste diese Begegnung. Warum war er nicht dort? Möglicherweise war er so pessimistisch und so melan­cholisch, dass er völlig am Boden zerstört war. Wahrscheinlich hielt er sich von ihnen fern und wälzte sich in seinem Elend. Er konnte in allem nur das Schlimmste sehen. Jetzt waren sei­ne ärgsten Befürchtungen eingetroffen. Jesus war weg, und Thomas war sich sicher, dass er ihn nie wieder sehen würde. Vielleicht dachte er immer noch, er würde den Weg zu Jesus niemals finden. Ohne Zweifel bereute er, nicht mit Jesus ge­storben zu sein, wozu er doch anfangs so fest entschlossen war.Möglicherweise fühlte sich Thomas im Stich gelassen, abge­lehnt, verlassen. Es war vorbei. Der, den er so sehr liebte, war gegangen, und es riss ihm das Herz aus dem Leib. Er war nicht in der richtigen Stimmung, um sich unter Menschen zu bege­ben. Er war untröstlich, niedergeschlagen, am Boden zerstört. Er wollte nur allein sein. Er konnte das ganze Gerede einfach nicht aushalten. Im Moment konnte er keine Menschen um sich haben, nicht einmal seine Freunde.»Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen« (V. 25). Sie sprudelten über, waren außer sich und wollten die gute Neuigkeit mit Thomas teilen.Aber jemand, der gerade in einer solchen Stimmung wie er war, konnte nicht so einfach aufgeheitert werden. Noch immer war er ein hoffnungsloser Pessimist. Er konnte nur das Schlech­te an den Dingen erkennen, und diese Nachricht war zu gut, um wahr zu sein. »Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben« (V. 25).Aufgrund dieser Worte bekam er seinen Spitznamen »un­gläubiger Thomas«. Doch sollten wir nicht zu hart mit Thomas sein. Auch die anderen Jünger glaubten nicht an die Aufer­stehung, bis sie Jesus sahen. Nachdem Maria Magdalena ihn gesehen hatte, berichtet Markus 16,10-11: »Die ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren und trauer­ten und weinten. Und als jene hörten, dass er lebe und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie nicht.« Die beiden Emmaus-Jünger waren schon eine ganze Weile mit ihm unterwegs ge­wesen, bevor sie überhaupt erkannten, wer er war. Und dann »gingen jene hin und verkündeten es den übrigen; auch jenen glaubten sie nicht« (V. 13). Als Jesus den Raum betrat, in dem sich die Jünger befanden, »zeigte er ihnen die Hände und die Seite« (Joh 20,20). Erst jetzt glaubten sie. Alle begannen nur sehr langsam zu glauben. Was Thomas von den anderen zehn Jüngern unterschied, war nicht sein Zweifel, sondern seine größere Trauer.Johannes 20,26 berichtet uns, dass acht Tage vergingen, be­vor sich Jesus den Jüngern erneut zeigte. Mittlerweile hatte sich sein nagender Kummer anscheinend etwas gelegt. Denn als die Apostel in den Raum zurückkehrten, wo Jesus ihnen er­schienen war, war Thomas bei ihnen. »Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und trat in die Mitte und sprach: Friede euch!« (V. 26).Natürlich musste niemand Jesus erzählen, was Thomas ge­sagt hatte. Er schaute Thomas direkt an und sagte: »Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!« (V. 27). Der Herr war äußerst freundlich zu ihm. Thomas irrte sich, weil er ein mehr oder weniger großer Pessimist war. Aber es war der Irrtum einer tiefen Liebe. Ihn plagten Kummer, Untröstlichkeit, Unsicherheit und Einsam­keit. Niemand konnte so fühlen wie Thomas, solange er Jesus nicht auch so sehr liebte wie er. Deshalb ging Jesus liebevoll mit ihm um. Er kennt unsere Schwachheiten (Hebr 4,15) und versteht daher unsere Zweifel. Er hat Verständnis für unsere Unsicherheit und Geduld mit unserem Pessimismus. Wenn wir seine Schwächen sehen, dann müssen wir genauso auch Thomas’ heroische Hingabe an Christus anerkennen, die ihm zeigte, dass Sterben besser wäre, als von seinem Herrn getrennt zu sein. Seine tiefe Verzweiflung bewies seine Liebe.Anschließend sprach Thomas die größten Worte, die den Aposteln wahrscheinlich je über die Lippen kamen: »Mein Herr und mein Gott!« (V. 28). Jemand, der Christi Gottheit anzwei­felt, sollte einmal Thomas begegnen!Plötzlich vertrieb die Gegenwart Jesu Christi seinen Hang zum Melancholischen, zu Untröstlichkeit, Pessimismus und Verdrießlichkeit für immer. In diesem Augenblick wurde aus ihm ein großer Evangelist. Kurze Zeit später wurde er zu Pfings­ten gemeinsam mit den anderen Aposteln vom Heiligen Geist erfüllt und zum Dienst bevollmächtigt. Wie seine Kameraden trug auch er das Evangelium an die Enden der Erde.Bemerkenswert viele alte Zeugnisse legen nahe, dass Tho­mas das Evangelium bis nach Indien brachte. In der Nähe des Flughafens von Chennai (Madras), Indien, gibt es dort, wo Thomas angeblich beerdigt wurde, noch heute einen kleinen Hügel. Die Ursprünge einiger Gemeinden in Süd-Indien lassen sich auf die Anfänge des Zeitalters der Gemeinde zurückfüh­ren, und die Überlieferung besagt, dass sie durch den Dienst von Thomas gegründet wurden. Die glaubhaftesten Überlie­ferungen berichten, er sei wegen seines Glaubens mit einem Speer durchbohrt worden. Ein passender Märtyrertod für je­manden, dessen Glaube zur vollen Entfaltung kam, als er das Mal des Speeres an der Seite seines Herrn sah, und der sich da­nach sehnte, wieder mit ihm vereint zu sein.Zwei verwandelte MännerInteressanterweise gebrauchte Gott einen Zöllner wie Mat­thäus und einen Pessimisten wie Thomas. Matthäus gehörte einst zu den schlimmsten Sündern – er war ein elender, ver­achtenswerter Ausgestoßener. Thomas war ein empfindsamer, stimmungsabhängiger, melancholischer Mensch. Aber Chris­tus veränderte sie auf die gleiche Weise wie die anderen. Ver­stehen Sie allmählich, welche Menschen Gott gebraucht? Er kann jeden gebrauchen. Persönlichkeit, Status und familiärer Hintergrund sind allesamt nebensächlich. Das, was außer Ju­das alle gemeinsam hatten, war die Bereitschaft, ihre eigene Sündhaftigkeit anzuerkennen und bei Christus nach Gnade zu suchen. Er begegnete ihnen mit Gnade, Barmherzigkeit und Vergebung und veränderte sie so, dass ihr Leben ihn verherr­lichte. Dies tut er mit allen, die ihm wirklich vertrauen.Fortsetzung: Die letzte Vierergruppe der Apostel - Jakobus, Der Kleine; Simon, Der Zelot; Judas (nicht der Iskariot), der Apostel mit den drei Namen

Datum: 02.07.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: 12 ganz normale Männer

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