Besorgte Nachbarn bestellen die Spezialeinheit zum Ort des Geschehens. Dort angelangt, eröffnet ein alkoholisierter Mann das Feuer. Die Hüter der Ordnung haben keine Wahl, das Haus muss gestürmt werden. Unter ihnen befindet sich auch ein Christ. Seinem Funkkontakt zu Gott ist es vielleicht zu verdanken, dass die Gefahrensituation unblutig endet: Ins Haus eingedrungen, finden die Polizisten den vorher schiesswütigen Mann schlafend in seinem Bett vor. Felix Ceccato, Präsident der Christlichen Polizeivereinigung, war dabei: «Zwar können wir unsere Kollegen oder die Zentrale um Rat fragen, aber die Gewissheit, dass Jesus immer bei mir ist, stärkt und beruhigt mich jeden Tag», so der Bundespolizist aus Bern. Er sei sich aber auch bewusst, dass er vielleicht einmal abends nicht mehr nach Hause komme. Nicht alle erleben göttlichen Beistand wie der gebürtige Bündner, der selbst schon die Waffe auf sich gerichtet sah. Und so ist er heute zivil auf Besuch bei den Berufskollegen im Aargau. Seine Mission: Das Vorstellen der kürzlich auf Deutsch erschienenen Polizeibibel – mit Erfolg: «Jetzt muss ich gleich zehn Exemplare nachbestellen», erzählt der Präsident. Demnächst wolle die CPV mit einer grösseren Verteilaktion die Deutschschweiz mit Gottes Wort beschenken. Noch suche man aber einen entsprechenden Anlass. Ceccato: «Als Polizist kannst du ja nicht irgendwo einen Stand aufstellen und anfangen, Bibeln zu verteilen.» Ins Rollen brachte die Idee der Tessiner EDU-Politiker Giovanni Isella. Anfang Jahr verteilte er mit Bewilligung der Regierung Bibeln an 600 Polizisten und löste damit grosses Medieninteresse aus. «Es hat einzelne kritische Stimmen gegeben, aber wir haben von verschiedenen Polizisten nur positive Rückmeldungen erhalten», so Ceccato. In der Polizeibibel finden sich auch zahlreiche Erlebnisberichte und Ratschläge zur Ausübung des Berufes. Wer jedoch den direkten Kontakt zu christlichen Kollegen sucht, kann sich einer Regionalgruppe anschliessen. «Am Tatort müssen Beamte funktionieren. In der Regel fragt niemand danach, wie es uns während der Bearbeitung eines Verkehrsunfalls geht», so der Bundespolizist. Zwar könnten die Beamten bei traumatischen Erfahrungen an einem "Debriefing" teilnehmen, jedoch werde davon aus Angst, Schwäche zu zeigen, wenig Gebrauch gemacht. Alles der Frau zu erzählen, sei auch nicht immer eine gute Idee. «Ich kenne ungläubige Kollegen, die stattdessen versuchen, ihre Erlebnisse mit Alkohol zu vergessen», berichtet der Branchenkundige. Die Regionalgruppen hingegen böten Gespräch und Gebet unter Gleichgesinnten an, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Auch im Dienstalltag müsse man den Glauben nicht ausziehen, um die Uniform anzulegen. Natürlich seien nicht alle polizeilichen Konflikte mit einem Lächeln lösbar. Aber etwa ein Verletzter sei dankbar für ein mitfühlendes Wort. Bei der Überbringung einer Todesnachricht könne man auf den Trost verweisen, den nur Gott spende. Ebenfalls müsse man einen Demonstranten als Menschen sehen, den Gott geschaffen hat und welchen man, Gottes Gebote achtend, lieben solle. Nicht so gefährlich, aber doch Alltag sind auch die ungeliebten Verkehrsbussen. Da komme es schon mal vor, dass auch ein Auto mit Fischkleber geblitzt werde. Ceccato: «Auch Christen müssen lernen, dass man sich ans Strassenverkehrsgesetz hält und die Busse bezahlen muss.» Die Christliche Polizeivereinigung CPV ist neben Gebeten für die Obrigkeit, Kalenderaktionen an Gefangene und Polizisten sowie Familienwochenenden auch an Präventionsarbeiten und Vorträgen an internationalen Seminaren für Justiz-, Richter-, Polizei- und Gefängnispersonal beteiligt. In der Schweiz treffen sich die Mitglieder einmal monatlich in regionalen Gruppen. Gegenseitig stärken sie sich für die täglichen Herausforderungen des Polizeidienstes. Autorin: Monika BreidertBesonderes «Dienstbuch»
Bedrückenden Situation bewältigen
Glaube im Dienstalltag
Datum: 02.08.2006
Quelle: idea Schweiz