Christen aus Eritrea in der Schweiz unterdrückt
Das dürfte in der Schweiz nicht passieren. Ist es aber – und zwar mitten in Bern. Mehr noch: es wiederholt sich regelmässig in Basel. Die Rede ist von eritreischen Christen, die von Nordafrika aus bedroht werden. Wenn sie nicht willfährig gehorchen – so die Drohung aus der Hauptstadt Asmara –, dann würden ihre Familien in Eritrea misshandelt.
Folgendes ist in Bern passiert: Am 29. Mai 2008 solidarisierten sich auf dem Münsterplatz tausend Menschen mit den rund 200 Millionen Christen, die weltweit verfolgt werden. Auch in der Schweiz lebende Christen aus Eritrea wollten bei der Kundgebung dabeisein. Dazu aufgerufen hatte die christliche Menschenrechtsbewegung «Christian Solidarity International» (CSI). Doch die Regierung des afrikanischen Staats hebelte die Meinungs- und Versammlungsfreiheit in der Schweiz aus.
«Die Eritreer sagten, sie würden in grösserer Zahl kommen. 27 meldeten sich an; wir stellten einen Bus bereit», erzählt Heinz Gstrein, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Orthodoxer Kirchen (AGOK), zu denen auch die eritreischen Christen gehören. Sie hätten bei der Kundgebung die grösste orthodoxe Gruppe gebildet.
Mittelsmänner in der Schweiz
Doch der Bus war schliesslich überflüssig. Gstrein, früherer Korrespondent für die NZZ und Radio DRS 1: «In der Schweiz leben nun aber Mittelsmänner, von denen man weiss, dass sie Vertraute des Regimes sind.» Sie würden nicht davor zurückschrecken, Menschen in der Schweiz zu bedrohen. So auch in diesem Fall.
Das Resultat: «Am Abend vor der Kundgebung rief mich ein eritreischer Pfarrer unter Tränen an. Sie seien gewarnt worden: Wenn euch das Leben eurer Lieben in Eritrea etwas wert ist, dann bleibt der Demonstration in Bern fern», erzählt Gstrein, der an dieser Kundgebung auch als Referent in Erscheinung trat.
Gstrein verärgert auf der Kundgebung: «Es ist ein Skandal, wie diese Diktatur sogar die in der Schweiz lebenden eritreischen Christen manipuliert.» Und es sei kein Einzelfall, wie das Beispiel Basel zeige. Dort pflegt der griechisch-orthodoxe Matthias Amiet Kontakte zu Christen aus Eritrea.
«Ein Eritreer, seinen Äusserungen zufolge offenbar ein Vertreter des eritreischen Staates, bat in einem Gespräch mit Amiet um Unterstützung bei der Einrichtung eines Versammlungsortes, obwohl ein solcher bereits existierte. Die Absicht war klar: Die eritreische Gemeinschaft sollte unter die Kontrolle des afrikanischen Staates gebracht werden», schildert Gstrein. Amiet ging auf das Ansinnen nicht ein. «Er wollte keinen Raum für Bespitzelung und Unterdrückung schaffen.» Das geschehe in Basel auch so schon häufig.
Gstrein: «Eine üble Sache!»
«Es ist eine üble Sache, dass das auf Schweizer Boden geschieht», sagt Heinz Gstrein. «Der Druck kommt nicht vom Islam, sondern von der kommunistischen Regierung. Es ist ein ähnliches Regime, wie wir es auch in China, Kuba und Nordkorea antreffen.»
Auch Moslems würden unterdrückt; sie hätten keinen besseren Status als die Christen. «In Eritrea sind neo-kommunistische Kräfte am Werk, die sich auf weite Teile Afrikas ausbreiten können. Man darf das nicht auf die leichte Schulter nehmen, was dieses kleine Land anrichten könnte.»
Eritreas Arm reicht bis in die Schweiz
«Familienangehörige bedrohen gehört zum Gemeinsten, was es gibt», sagt Annette Walder, Geschäftsführerin von Christian Solidarity International (CSI). CSI organisierte die Berner Kundgebung. «Die Macht Eritreas ist auf Angst und Terror gebaut, ähnlich wie früher beim russischen KGB. Der Arm des eritreischen Regimes reicht bis in die Schweiz.» Sie hoffe, dass die Schweizer Regierung das nicht länger hinnimmt.
Hier hätten Einwanderer alle Freiheiten, während ihre Familien im Ursprungsland unterdrückt werden. «Das zeigt auch, dass die Religionsfreiheit ein wichtiges Menschenrecht ist. Deshalb freute ich mich, dass FDP-Nationalrat Werner Messmer an der Kundgebung sagte, die Menschenrechte seien ohne Religionsfreiheit nicht zu haben.»
Doch in der Schweiz lebende Ausländer erfahren diese Grundrechte selbst hier nicht. wie Ende Mai eine afrikanische Regierung in Bundes-Bern demonstrierte. Und eine harsche Rüge oder Distanzierung durch die Schweizer Regierung blieb bislang aus.
Lesen Sie auch:
Kundgebung gegen Christenverfolgung in Bern
Datum: 03.07.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch