Beten statt Ballern

Christliche Computerspiele

Seit langem stehen zahlreiche Computerspiele in der Diskussion. Kritiker sehen in Ballerspielen häufig eine Quelle für Gewalttätigkeit unter jugendlichen Spiele-Fans. Nun wollen gläubige Entwickler der Gewalt in Videospielen mit biblischen Inhalten entgegnen. Statt auf ihre Feinde loszugehen, sollen die Spieler für sie beten.
Szene aus dem christlichen PC-Spiel "Timothy and Titus"

Bislang wurden Computerspiele von Gewalt und Grauen dominiert: In "Doom 3" treten Spieler in blutigen Szenarien gegen mutierte Monster an, während Spiele wie "Call of Duty" die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges detailgetreu nachstellen. Beide Spiele sind bei Jugendlichen beliebt und absolute Verkaufsschlager. Doch solche Szenarien müssen nicht sein, meinen christliche Spiele-Entwickler. Gemeinsam möchten Sie den Millionen Spielern weltweit jetzt gottesfürchtige Alternativen zu Gewalt- und Prügelspielen bieten, schreibt "Spiegel - Online".

Mit diesem Ziel trafen sich gläubige Entwickler und Unternehmen im vergangenen Monat in Portland, Oregon zur vierten "Christian Game Developers Conference" (CGDC). Ziel des Treffens war es, Glauben und biblische Werte in Spielkonzepte zu integrieren. Mit dem Slogan "Spiele-Entwickler befähigen, Gott zu preisen" hoffen die Veranstalter, Moral und Aufrichtigkeit in einer Industrie zu bekräftigen, die gegen solche Werte oftmals ankämpft.

Christliche Unternehmer: "Industrie grundlegend verändern"

Ralph Bagley, christlicher Spiele-Entwickler und Pressesprecher der Konferenz, will mit Veranstaltungen wie der "CGDC" die Spiele-Industrie grundlegend verändern. Dem US-Spielemagazin "Wired" sagte Bagley: "Die säkulare Industrie versucht immer schockierender zu sein - und wir wollen zeigen, dass Spiele von mehr inspiriert sein können als von Gewalt und Begierde". Doch diese Aufgabe sei keine leichte, warnte der Pastor und Spiele-Designer Peter Churness auf der Veranstaltung. Es sei schwierig, als "David" in diesem Geschäft mit einem "Goliath" wie dem säkularen Unternehmen "Electronic Arts" zu konkurrieren.

Die Entwickler hoffen, von dem Boom christlicher Musik und Filme zu profitieren, der derzeit in den USA zu beobachten ist. Da Computerspiele eine hohe Bedeutung im Leben der Jugendlichen haben, sehen christliche Unternehmer wie Churness in ihnen eine ideale Möglichkeit, um die biblische Botschaft zu verbreiten. "Computergrafik ist das beste Erzählwerkzeug der Welt", sagte Churness in einem Interview mit "Wired". "Welchen besseren Weg gibt es, um die grossartigste aller Geschichten zu erzählen?"

Punkte für Liebe und Glaube

Eine fromme Geschichte soll auch das Rollenspiel "Timothy and Titus" erzählen, das von der australischen Firma "White Knight Games" entwickelt wird. Der Spieler übernimmt hier die Rolle eines Jüngers des Paulus, der in den Jahren nach der Kreuzigung Christi die Botschaft des Evangeliums verbreiten soll. Während in anderen Spielen des Genres mit so genannten "Frags" Punkte für das Töten möglichst vieler Gegner verteilt werden, sammelt der Spieler in "Timothy and Titus" Punkte für Liebe, Hoffnung und Glaube. Gegner werden nicht angegriffen, man betet vielmehr für sie. Das Spiel soll im November dieses Jahres erscheinen.

Auch das Unternehmen "Left Behind Games" hat sich der Entwicklung christlicher Spiele verschrieben. Das aktuelle Projekt basiert auf der gleichnamigen Buchreihe "Left Behind" der Autoren Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins, die in Deutschland unter dem Titel "Finale" (erschienen im Verlag Gerth Medien) veröffentlicht wurde. Bisher verkauften sich über 60 Millionen Bücher der Serie, die von den letzten Tagen der Erde nach der Offenbarung des Johannes erzählt.

"Left Behind Games" will an diesen Erfolg anknüpfen und zu einem der grössten unabhängigen Entwickler der Spiele-Industrie heranwachsen. Die Veröffentlichung des ersten Spiels ist für Frühjahr 2006 geplant. Das Strategiespiel "Eternal Forces" soll sowohl christliche als auch säkulare Spiele-Fans ansprechen. Chefentwickler Troy Lyndon erhofft sich viel von seinem Konzept, denn die Resonanz der Medien auf die Buchserie ist erfolgversprechend. "Es kombiniert Tom-Clancy gleiche Spannung mit einem Hauch von Romantik, High-Tech und zahlreichen biblischen Bezügen", schrieb die amerikanische Tageszeitung "New York Times" über "Left Behind".

Mit der Entwicklung solcher "frommer" PC-Spiele wollen Christen eine Antwort auf die Frage nach den Auswirkungen von Computerspielen auf Jugendliche geben. Nicht zuletzt nach Amokläufen in den USA und in Erfurt streiten sich die Experten über gewaltverherrlichende PC-Spiele und deren potenzielle Vorbildfunktion für Gewalttaten. Die praktische Antwort christlicher Spiele-Entwickler auf diese Kontroverse lautet schlicht: "Wir bieten Alternativen. Besser missionieren statt massakrieren."

Autor: Oliver Theiss

Datum: 29.08.2005
Quelle: KEP

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