Michael Moore: «Bin eher Christ als Sozialist»
Mit seinem neuen antikapitalistischen Film spielt Moore einen unerwarteten Trumpf gegen seine lautstarken Gegner aus: den christlichen Glauben. Moore hat die Religion ins Zentrum seines neuen Films Kapitalismus - eine Liebesgeschichte gestellt. Neben den politischen Argumenten argumentiert Moore auch mit der grundsätzlichen Unvereinbarkeit von Kapitalismus und Christentum.
Kapitalismus widerspricht den Lehren von Jesus
In dem Film interviewt er mehrere Priester und lässt diese erklären, warum die freie Marktwirtschaft mit ihrer Betonung von Habgier und egoistischem Handeln gegen die Glaubensgrundsätze der Bibel verstosse. Einer der Priester, Dick Preston, sagt Moore: «Der Kapitalismus ist böse, unmoralisch und widerspricht den Lehren von Jesus.»Vor kurzem wurde Moore auf dem rechten Privatsender Fox News von Talkmaster Sean Hannity interviewt. Moore überraschte Hannity mit der Aussage, er betrachte sich in erster Linie als Christ, nicht als Sozialist. Dann drehte Moore den Spiess um und fragte Hannity, wann dieser denn zum letzten Mal eine Kirche von innen gesehen habe und was denn das Thema der Predigt gewesen sei. Hannity blieb die Antwort auf die Frage nach dem Thema der Predigt schuldig.
Starke Umweltbewegung
Moores Verwendung religiöser Argumente in Kapitalismus - eine Liebesgeschichte bezieht sich auch auf breitere Themen , die dort auftauchen, wo die amerikanische Politik und das Christentum einander berühren. Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten die religiösen Debatten über Abtreibung und andere gesellschaftspolitische Fragen scheinbar im Vordergrund standen, scheinen diese Kulturkriege ein wenig abgeflaut zu sein. Unter den Evangelikalen ist eine starke Umweltbewegung entstanden, die ökologische Fragen im Lichte religiöser Argumente bezüglich der Bewahrung der göttlichen Schöpfung diskutiert.Genaue Beobachter Moores können über seinen Verweis auf das Christentums eigentlich nicht verwundert sein. Denn schon seit langem bekennt er sich zu seinem Glauben.
Quelle: Paul Harris/The Guardian übersetzt von Holger Hutt
Datum: 28.11.2009