Woran glaubt Dan Brown?

Sein Buch trägt den freimütigen Titel "Frevel" ("Sakrileg"), und seine Theorien rütteln an den Säulen des Christentums. - Welche Beweise liefert Dan Brown? Und was heisst für ihn "Glauben"?
Dan Brown

Geheime Codes und Gesellschaften, die im Verborgenen wirken, faszinierten den Autor von "Sakrileg" von Jugend an. Es war ihm in die Wiege gelegt; sein Vater war Mathematikdozent, die Mutter Kirchenmusikerin. Sein eigenes Studium der Kunstgeschichte eröffnete seiner Phantasie weitere Quellen.

Der Skeptiker

Dabei bezeichnet er sich selber als einen "Skeptiker". In einem Gespräch mit dem ZDF-Magazin "Aspekte" erklärte er, er sei "nicht jemand, der zu vielen Verschwörungstheorien anhängt". - Aber doch einigen; zum Beispiel, dass Leonardo da Vinci verborgene Botschaften in seine Bilder gemalt hätte, dass ein Geheimbund die "Tatsache" einer Ehe zwischen Jesus und Maria Magdalena unterdrückt oder dass erst das Konzil von Nicäa unter Kaiser Konstantin Anfang des 4. Jahrhunderts die Gottheit von Jesus proklamiert habe.

"Eigentlich wollte ich ein Buch schreiben, das all diese Theorien widerlegt", erzählte er gegenüber dem deutschen Sender. Mehrere Reisen nach Paris und zweijährige Studien hätten aus ihm dann aber "einen Gläubigen" gemacht. Vor diesem Hintergrund schrieb er das "Sakrileg". - Was genau hat Dan Brown herausgefunden? Und was versteht er unter "Glaube"?

Der "Forscher"

Das wollte auch sein Interviewpartner von ihm wissen. Dan Browns Antworten waren jedoch enttäuschend dürftig. Als Beleg für die angebliche Zions-Bruderschaft verweist er auf ein "echtes Dokument" in der französischen National-Bibliothek. Doch im gleichen Atemzug schränkt er ein, dass darin nur von einem Geheimbund von Wissenschaftlern die Rede sei. Und einen Satz später erklärt er es zur Glaubenssache, ob es diesen Beleg nun tatsächlich gebe oder nicht. 1)

Seine Erläuterungen über Leonardo da Vinci sind von der gleichen Qualität. Die Behauptung selber ist massiv: Im Bild "Das Letzte Abendmahl" sei Maria Magdalena zu sehen. Woraus er das schliesse? - "Man kann da unmöglich sicher sein", beginnt Brown seine Beweisführung. Doch es gebe ja noch viele andere, die ebenfalls derartige Vermutungen aufgestellt hätten .... 2) Eine Behauptung von eminenter historischer Tragweite wird damit belegt, dass es ja auch andere Leute gebe, die ähnlich spekuliert hätten ....

Für die postulierte Ehe von Jesus stochert Brown schon gar nicht mehr in pseudohistorischen Untiefen. Da reicht es, dass diese Behauptung ihm selber sinnvoll erscheint. 3) Und überhaupt sei es ja gar nicht wichtig, ob man seine Theorien für wahr halte. Entscheidend sei vielmehr, dass nun alle Welt über spirituelle Fragen diskutiere. - Die Form verdrängt den Inhalt; Plauderstoff ersetzt Überzeugungen.

Der Zustimmende

Diese "Fakten" also haben den Autor dazu gebracht, an seine eigenen Theorien zu glauben - wobei er "glauben" mit "zustimmen" ineinssetzt. Das fällt ihm gegenüber Legenden aus dem 3. Jahrhundert, den sogenannten "gnostischen Evangelien", offenkundig leichter als gegenüber Bibelworten, deren Überlieferung tatsächlich bis in den Jüngerkreis der historischen Jesus zurückverfolgt werden kann.

Der "Gläubige"

Was bleibt nach diesen "Enthüllungen" für Brown selber noch vom christlichen Glauben übrig? Er scheint die Frage nicht verstanden zu haben. Dass Jesus nur rückwirkend zum Sohn Gottes erklärt worden sein soll, 300 Jahre nach seinem Tod, berührt für den Schreiber gar nicht den Kern des Christentums. Der Botschaft dieses Christus täte das gar keinen Abbruch. Der könne man noch genauso nachzuleben versuchen - wie er selber, Brown, das ja ebenfalls tue. 4)

Glauben heisst für Dan Brown also, einer Theorie vage zustimmen. Als Christ leben ist für ihn darum nicht mehr als sich von einer ungewissen biblischen Überlieferung anregen zu lassen. Die lebendige Frische der ersten Christen und die Erfahrung, dass dieser Jesus von damals auch heute noch lebt und seine Worte Leben bewirken, das alles scheint dem Bestseller-Autor verschlossen zu sein.

Mehr zum Thema: www.jesus.ch/da_vinci_code


1) Dan Brown wörtlich: "As in the beginning of the book is said that all of the documents that are in the book are fact, are true. And that is true. There is a document in the Bibliothéque Nationale describing the privy of science. That document exists. Whether you believe that this document is fact or not, is really a matter of personal opinion. I happen to believe it."


2) "There is no way to be absolutely sure. Leonardo Da Vinci is not the only one who created paintings in which there is ambiguity. And certainly the gnostic gospels and the gospel of Mary, the gospels of Thomas, these are documents that certainly suggest Mary Magdalene and Jesus had a very special relationship."

3) aspekte: "One interesting statement in your book is that you claim that Jesus was married. Do you believe he really was?"
Dan Brown: "Again: I believe yes. The story makes eminently more sense to me than the story that I was taught in church."


4) "The idea that Christ became divine really by vote does not undermine the power and the importance of his message."
".... wonderful historical figure named Jesus Christ, who had power for messages that a lot of us including myself try to live by even today."

Quellen: ZDF/Kipa

Datum: 17.05.2006

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