Chrischona-Magazin: Was haben Sie gegen Homosexuelle? Warum haben Sie sich denn dem Referendumskomitee gegen das neue eidgenössische Partnerschaftsgesetz als Co-Präsident zur Verfügung gestellt? 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung würden lesbisch oder schwul empfinden, wird zum Beispiel in einem Berner Schulprojekt gesagt. Sollte der Staat einer so starken Minderheit nicht vermehrt entgegenkommen? Die meisten Studien zeigen, dass der Anteil an schwulen oder lesbischen Menschen unter zehn Prozent liegt und diese zudem viel häufiger als heterosexuelle Menschen den Partner wechseln. Es ist deshalb davon auszugehen – und ausländische Erfahrungen bestätigen es –, dass von den rund 8 Prozent Gleichgeschlechtlichen nur ein kleiner Teil eine feste dauerhafte Partnerschaft eingehen will. Deshalb würden das Partnerschaftsgesetz und die aufwändige Änderung von Dutzenden bestehender Gesetze nur gerade eine verschwindend kleine Minderheit unserer Bevölkerung betreffen, nämlich weniger als ein Prozent. Der Kanton Zürich kennt neuerdings die registrierte Homo-Ehe. Wie viele Homosexuelle treten vor den «Traualtar»? Wo sehen Sie die Schattenseiten des schwulen Lebensstils? Selbst unter Vertretern der Evangelischen Volkspartei, etwa im Thurgau, mag man das Referendum nicht unterstützen. Die Entwicklung sei ohnehin nicht aufzuhalten... Resignation ist falsch. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Auch gegen einen momentan anders laufenden gesellschaftlichen Trend muss man zu seiner Überzeugung stehen und dafür kämpfen. Doch die Chancen in der kommenden Volksabstimmung sind nicht gerade rosig. Abtreibung, Sterbehilfe, Gen-Manipulation, Homo-Ehe: Ethische Grenzen werden immer mehr verwischt und gar aufgelöst. Wie kommt es dazu? Was kann und soll die Politik dagegen tun?
Ruedi Aeschbacher: Nichts. Im Gegenteil: in meinem recht grossen Freundes- und Bekanntenkreis gibt es einige gleichgeschlechtlich Fühlende, mit denen ich mich sehr gut verstehe.
Das Partnerschaftsgesetz setzt ein falsches Zeichen und ist zudem unnötig. Unnötig, weil die Gesellschaft heute viel toleranter ist und Gleichgeschlechtliche ohne besondere Hindernisse zusammenleben und auch ihre Beziehungen (Unterhalt, Erbrecht, Besuchsrechte etc.) frei unter sich vereinbaren können. Es braucht dafür kein neues Gesetz und keinen neuen Zivilstand. Und ein falsches Zeichen gibt das neue Gesetz, weil die gleichgeschlechtliche Partnerschaft so zu sagen gleichwertig und als Alternativmodell neben Ehe und Familie gestellt würde. Ehe und Familie aber haben für unser Volk und unser Land und seinen Fortbestand schon noch eine ganz andere Bedeutung!
Welche Erfahrungen haben Sie beim Unterschriften sammeln gemacht?
Unterschiedliche: Es gab Leute, die das Referendum sehr spontan unterschrieben haben, weil sie Schwulen- und Lesben-Ehen als «widernatürlich» empfinden und sich auch stark stören an gewissen Medien, die gleichgeschlechtliche Liebe geradezu als «coole» Alternative darstellen, die jeder und jede zumindest einmal ausprobiert haben müsste. Und dann gab es viele, die keine Ahnung haben, worum es geht und denen es egal ist, ob ein solches Gesetz kommt oder nicht. Bei jenen aber, denen man in Ruhe erklären konnte, worum es geht, gab es kaum negative Reaktionen.
Was stört Sie an diesem Partnerschaftsgesetz besonders?
Dass es sich so stark an die Familie anlehnt und beim Volk den Eindruck erweckt, die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften seien eine gleichwertige Alternative zu Ehe und Familie und sie müssten deshalb auch so behandelt werden: also automatisches Erbrecht, Vorsorge- und Sozialleistungen wie bei Ehegatten, Aufenthaltsrechte des ausländischen Partners wie bei ausländischen Ehegatten etc. Und dies alles, obwohl die gleichgeschlechtliche Partnerschaft viel einfacher einzugehen ist als die Ehe und noch viel einfacher wieder aufgelöst werden kann. Dahinter steckt auch ein grosses Missbrauchspotenzial!
Etliche gleichgeschlechtliche Paare haben auf diese kantonale Registrierung gewartet und rasch davon Gebrauch gemacht. Die Tendenz ist aber stark rückläufig: Zur Zeit werden monatlich noch etwa 8 Partnerschaften eingetragen. Denen stehen 1200 «normale Ehen» gegenüber.
Untersuchungen zeigen, dass Lesben und Schwule – diese besonders ausgeprägt – viel häufiger die Partner wechseln, als heterosexuelle Menschen. Beim schwulen Lebensstil zeigen sich daher die gesundheitlichen und sozialen Probleme, die mit Partnerwechseln auch bei Heterosexuellen verbunden sind, viel häufiger und deutlicher.
Das werden wir noch sehen! Viele getrauen sich nicht mehr, offen ihre Meinung zu sagen und haben auch Angst, dass sie als unaufgeschlossen oder stockkonservativ abgestempelt werden könnten. Wenn sie dann aber im stillen Kämmerlein ihren Stimmzettel ausfüllen, könnte es ohne weiteres andere Mehrheiten geben, als es die öffentliche Diskussion erwarten lässt.
Fast alle gesellschaftlichen, ethischen und religiösen Normen und Verhaltensregeln werden in immer schnellerem Tempo in Frage gestellt. Das macht mir allergrösste Sorgen. Damit zerfällt eine Gesellschaft, zerfällt ein Volk in Abertausende von nur noch auf sich bezogene und für sich schauende Individuen. Egoismus, Materialismus, Entsolidarisierung, Beliebigkeit und Oberflächlichkeit sind die Folge. Und der Staat hat nicht mehr die Kraft oder den Willen, die in demokratisch-rechtsstaatlichen Verfahren erlassenen Gesetze durchzusetzen. Woher das kommt? Von der Bequemlichkeit der Eltern, die ihre Kinder nicht mehr erziehen und ihnen nicht sagen mögen, wo es lang geht; von der Bequemlichkeit und Angst der Behörden und Autoritäten, Recht und gesellschaftliche Spielregeln entschlossen durchzusetzen; von der Bequemlichkeit und Angst all unserer Mitmenschen, Verantwortung und soziale Kontrolle wahrzunehmen.
Die Politik muss wieder ehrlicher werden und den Leuten wirklich sagen, was sie will. Und ihnen nicht zum reinen Stimmenfang populistisch Honig ums Maul streichen oder Dinge versprechen, die sie nie einlösen kann. Und natürlich: Sie muss klar zu unserem Rechtsstaat und den grundlegenden ethischen, christlich-abendländischen Werten stehen, auf denen er beruht.
Was können die christlichen Kirchen und Gemeinden tun?
Sie dürfen sich ihrerseits nicht anbiedern, nicht den modischen «Main-Streams» aufhocken, sondern sollen klar zu ihren Grundsätzen stehen und zu allen Lebens- und Gesellschaftsfragen eindeutig Stellung beziehen. Nicht nur am Sonntag beim Gottesdienst, sondern auch im Alltag. Immer und überall.
Datum: 19.10.2004
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: Chrischona Magazin