Das ABC des Glaubens: Y - Ysop

Ysop? Was ist denn das, mag sich manch ein Leser fragen. Es ist ein einheimisches Gewächs im Vorderen Orient. Das wohlriechende Kraut wurde zur Reinigung verwendet. In der Bibel finden wir es insgesamt zwölf Mal.
Ysop (Hyssopus officinalis)

Vergleichen wir es mit Begriffen, die viele hundert Male in der Bibel auftauchen – wie Glaube, Sünde, Gnade und Gebet – scheint dieses Wort nicht so wichtig zu sein. Warum steht es aber hier im «ABC des Glaubens»?

Reichtum in der Bibel

Die Antwort: Erstens brauchen wir im Alphabet ein Wort mit Y. Und zweitens soll Ysop hier für all die unzähligen Wörter stehen, die verdeutlichen, welchen Reichtum das biblische Umfeld besitzt. Wer anfängt, sich damit zu beschäftigen, wird schnell merken, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt. Das ABC des Glaubens ist nur der Anfang, ein erster Schritt. Danach sollten wir weitere Schritte gehen und nicht stehen bleiben. Wir sollten immer mehr eintauchen in die Vielfalt Gottes mitten in unserer begrenzten Welt und sie aufspüren.

Die kleine Pflanze Ysop erinnert uns daran, dass es viele Einzelheiten und Zusammenhänge gibt, die uns helfen, Gottes Handeln und Wirken noch besser zu verstehen. Sie lehrt uns, genau hinzusehen und immer wieder offen und lernbereit zu sein. Und sie erscheint immer wieder an entscheidenden Punkten der Bibel:

Die Gnade Gottes

Beim Auszug aus Ägypten sollten die Israeliten einen Ysopbüschel nehmen, es in das Blut des Passahlamms tauchen und an die Türpfosten streichen, als Zeichen für die vergebende Gnade Gottes (2.Mose 12,22). Auch bei den Opfern im Tempel spielte Ysop eine wichtige Rolle (3.Mose 14,49–52; 4.Mose 19,6, vgl. Hebräer 9, 9). König Salomo schrieb in den Weisheitsbüchern über die Eigenschaften des Ysop (1.Könige 5,13). König David betet in seinem Busspsalm, in dem er seinen Ehebruch und Mord bekennt: «Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiss werde» (Psalm 51,19).

Selbst bei der Kreuzigung von Jesus begegnen wir dieser Pflanze: Johannes beschreibt die Szene, wenige Augenblicke vor Jesu Tod: «Da stand ein Gefäss voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund» (Johannes 19,9). Und schliesslich führt uns das scheinbar unscheinbare Ysop zum Kern der Geschichte Gottes – zum Kreuz.

>> Weitere Texte in dieser Serie finden Sie hier.

Datum: 18.08.2005
Autor: Roland Werner

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