Den religiösen Minderheiten in Italien geht es immer schlechter
An der italienischen evangelischen Synode vom 30. Oktober bis 2. November in Torre Pellice (Provinz Turin) ist die schwierige Beziehung zum Staat und die zunehmende Marginalisierung religiöser Minderheiten thematisiert worden.
200 Personen haben an der Synode der Federazione delle chiese evangeliche in Italia (FCEI, Vereinigung der evangelischen Kirchen in Italien) teilgenommen. Hauptthemen waren die religiöse Freiheit, die ökumenische Zusammenarbeit und die Präsenz der evangelischen Kirchen in den Massenmedien.
Laut einer Pressemeldung hat sich die Synode besorgt gezeigt wegen der jüngsten Polemik über Kruzifixe in italienischen Schulen. Die Hierarchie der katholischen Kirche mische sich „zunehmend in Gesellschaft und Institutionen ein, speziell in Bereiche der Schule“. Ausserdem wurde an der Synode gesagt, die religiösen Minderheiten seien im öffentlichen Kommunikationssystem immer weniger präsent und immer weniger sichtbar.
An der Synode wurde Gianni Long als Präsident der FCEI für eine weitere Amtsdauer bestätigt. Der FCEI gehören die Kirchen der Waldenser, Methodisten, Baptisten, Lutheraner, der Heilsarmee und einiger Freikirchen an.
Der evangelische Kirchenbund in Italien (Federazione delle chiese evangeliche in Italia - FCEI) wurde am 5 November 1967 in Mailand gegründet. Folgende Kirchen (ca. 65'000 Gläubige) sind Mitglied der FCEI: Die Waldenserkirche, die Methodistische Kirche, die Baptistische Union, die Lutherische Kirche, die Heilsarmee, der Bund der Freikirchen, die Italienische Apostolische Kirche, die Pfingstkirche „Fiumi di vita“ von Neapel und die Kirche helvetischen Bekenntinisses von Triest. Weitere Denominationen, wenn auch nicht Mitglieder der FCEI, arbeiten auf verschiedene Weise mit der FCEI zusammen; insbesondere ist in dieser Hinsicht die von der FCEI promovierte „Kommission der evangelischen Kirchen in Italien für die Beziehungen zwischen Kirche un Staat“ zu erwähnen.
Zweck der FCEI ist es, die Glaubenseinheit aufzuzeigen und in Italien einen gemeinsamen Weg für das Zeugnis zu suchen. Der Bund soll für die Kirchen, die sich darum bemühen gemeinsame Ziele und Programme auszuarbeiten, ein Bezugspunkt sein. Zudem setzt sich die FCEI für den Schutz der Religionsfreiheit ein und unterstützt und fördert zwischenkirchliche und ökumenische Kontakte in Italien und im Ausland.
Torre Pellice ist Zentrum der Waldenserkirche. Diese wurde schon vor der Reformation am Ende des 12. Jahrhunderts durch Petrus Valdus und einige seiner Freunde gegründet. Die Waldenserbewegung hatte in ihrer Entwicklung einige beharrliche Eigenschaften: Armut, Ablehnung der Verbindung von Kirche und Staat und das freie Lesen und Predigen des Evangeliums ( in moderner Sprache) von jedem Gläubigen, Mann oder Frau.
Überwiegend in Mitteleuropa verbreitet, wurde die Waldenserbewegung in manchen Ländern durch die Reformation aufgenommen, während sie sich in Italien 1532 von einer Bewegung in eine Kirche änderte.
Datum: 10.11.2003
Autor: Fritz Imhof