Rat der Kirchen verurteilt Wahlgewalt in Tansania
Am 29. Oktober fanden in Tansania Präsidentschaftswahlen statt, welche die amtierende Präsidentin Samia Suluhu Hassan mit 98 Prozent der Stimmen gewann. Mehrere Oppositionsführer wurden im Vorfeld der Wahl unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit festgenommen. Oppositionsführer Tundu Lissu wurde des Hochverrats beschuldigt und von der Teilnahme an der Wahl ausgeschlossen.
Nach der Wahl kam es in der Hauptstadt Daressalam, sowie in den Städten Mbeya und Tunduma zu Zusammenstössen zwischen Polizei und Demonstrierenden. Das volle Ausmass der Gewalt ist bislang unklar, doch fest steht, dass die Polizei massive Gewalt anwendete und mehrere Menschen ums Leben kamen.
ÖRK besorgt und betroffen
Der ÖRK, eine Gemeinschaft von 356 Kirchen aus mehr als 120 Ländern, die weltweit über 580 Millionen Christen vertreten, zeigte sich «zutiefst besorgt und betroffen» über die Lage. Generalsekretär Jerry Pillay erklärte: «Berichte über weit verbreitete Proteste, den exzessiven Einsatz von Gewalt durch Sicherheitskräfte und zahlreiche zivile Opfer sind äusserst beunruhigend. Sie verlangen nach dringender moralischer Reflexion und Rechenschaft.»
Der ÖRK trauert gemeinsam mit den tansanischen Kirchen und der gesamten ökumenischen Gemeinschaft um die verlorenen Leben und verurteilt den Einsatz tödlicher Gewalt gegen Bürgerinnen und Bürger, die ihr legitimes Recht auf friedliche Versammlung und freie Meinungsäusserung wahrnehmen.
Kritische Stimmen zum Schweigen gebracht
Jerry Pillay hielt weiter fest: «Die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens – ein Geschenk Gottes – muss jederzeit geschützt werden. Kein politischer Prozess darf jemals das Vergiessen unschuldigen Blutes rechtfertigen.»
Der ÖRK sei zutiefst beunruhigt über Berichte, die auf weitreichende Unterdrückung hinweisen – darunter Massenverhaftungen, Einschüchterungen und Beschränkungen des Internetzugangs –, die den zivilgesellschaftlichen Raum weiter einengen und kritische Stimmen zum Schweigen bringen.
Tansanias christlicher Rat gewürdigt
Jerry Pillay betonte, dass der Ausschluss zentraler Oppositionsfiguren und -parteien die Glaubwürdigkeit der Wahl untergrabe: «Der ÖRK steht in Solidarität mit dem tansanischen Volk in seinem Streben nach Frieden, Gerechtigkeit und transparenter Regierungsführung. Wir würdigen die Rolle des Christlichen Rats von Tansania (CCT) und anderer religiöser Organisationen, die weiterhin zu Besonnenheit, Dialog und Versöhnung aufrufen – trotz der zunehmenden Spannungen.»
Der ÖRK appellierte, Dialog statt Gewalt zu suchen und die Menschenrechte zu schützen. Zudem forderte er eine unabhängige Untersuchung der Gewalttaten, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
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Datum: 12.11.2025
Autor:
Christian Today / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Today / Übersetzung: Livenet