Vishal Mangalwadi in Region Thun

«Wir amputieren unsere Seele»

Vishal Mangalwadi sprach an einer Veranstaltung in Thierachern BE
Der bekannte indisch-amerikanische Philosoph und Autor Vishal Mangalwadi sprach in Thierachern BE vor einem vollgepackten Saal darüber, wie die Schweiz zu dem Land wurde, das sie ist – und wie sie in der Gefahr ist, ihre Seele zu verlieren.

Er ist einer der führenden christlichen Intellektuellen unserer Zeit: Vishal Mangalwadi hat sich äusserst gründlich mit den Wurzeln unserer westlichen Zivilisation auseinandergesetzt. Unter den 25 Büchern, die aus seiner Feder stammen, ist die Bekanntesten «Das Buch der Mitte» und «Die Seele des Westens». Er legt aus der Geschichte dar, dass die Bibel und der christliche Glaube wesentlich zur westlichen Kultur geführt haben und dass wir heute in der Gefahr sind, «diesen Ast, auf dem wir sitzen, abzusägen», wie er es formulierte.

«Europa war ein brutaler Ort»

An einer von der EDU organisierten Veranstaltung in Thierachern BE am vergangenen Donnerstag erklärte Mangalwadi, wie die Werte, die bis heute die Schweiz ausmachen – etwa Freiheit, Toleranz, Kreativität und Bildung – seit der Zeit von Reformation und Renaissance unser Land geprägt haben. «Europa im Mittelalter war brutal. Tausende von jungen Männern, die keine Arbeit hatten, verkauften sich als Söldner, um gegen Bezahlung andere Menschen zu töten.» Gegen diese und andere Traditionen stellte sich Zwingli unter Berufung auf die Bibel: «Christen sind keine Sklaven, sondern Söhne und frei.» Auch die anderen Reformatoren beriefen sich auf die Bibel, entgegen vieler weltlicher und kirchlicher Traditionen. Am Beispiel Vadians von St.Gallen beschrieb er, wie gesunde Ordnungen, medizinische Versorgung, Bildung und vor allem Toleranz aus der Bibel entwickelt wurden. «Der Renaissance-Humanist Vadian hatte mit Zwingli studiert und war der Meinung, das St. Gallen sich nach dem Wort Gottes richten sollte, nicht nach den Traditionen.»

Eine gebildete und integere Nation

«Vadian setzte sich dafür ein, dass der Wille Gottes geschieht in jedem Bereich der Gesellschaft. Das machte die CH zu einer gebildeten und integren Nation», so Mangalwadi. Später wandelten Persönlichkeiten wie Alfred Escher die Ergebnisse der Religion in Wirtschaftsinitiativen um. So baute er die ETH, um die Industrialisierung voranzutreiben. «Auch die im 19. Jahrhundert gesetzlich verankerten Patentrechte basieren auf dem biblischen Gebot: Du sollst nicht geistiges Eigentum stehlen und fremdes Eigentum nicht begehren, sondern selbst schaffen, was du für den Fortschritt brauchst», so Mangalwadi. Diese Ehrlichkeit finde man heute noch, wenn auf dem Land in Bauernläden einfach eingekauft werden kann und selbstverständlich damit gerechnet werde, dass die Kunden das bezahlen, was sie mitgenommen haben.

Biblische Polarität oder östliches Denken?

Mangalwadi (links) im Gespräch mit Livenet-Redaktor Reinhold Scharnowski

Ein anderer Grundgedanke der Bibel ist die Polarität: ein Gott, der in drei Personen Eins ist, schafft Menschen «nach seinem Ebenbild». Darum sind Mann und Frau polar angelegt, sollen aber Eins werden. Die heutige Verwirrung im Wesen und Verhältnis der Geschlechter gehe letztlich darauf zurück, dass hinduistisches Denken im Westen Einzug gehalten habe: «Im Hinduismus ist letztlich alles Eins. Eine Dualität ist Illusion. Gender und Geschlecht sind nur Punkte auf einem Spektrum.» 

Es tut sich etwas

Indem der Westen die christlichen Grundlagen – nicht zuletzt auch die Toleranz – über Bord werfe, schade er sich und seiner Lebensqualität enorm. Darauf müsse unermüdlich hingewiesen werden. Mangalwadi: «Christliche Parteien müssen heute die Schlachten kämpfen, die vor 500 Jahren die Reformatoren gekämpft haben.»

Im Gespräch mit Livenet stimmte der Autor dann aber auch zu, dass es in den letzten Jahren Zeichen der Hoffnung gebe. Immer mehr Menschen würden erkennen, dass die letztlich aus der Bibel stammenden Werte wiedergewonnen werden müssen. Mangalwadi selbst will im Februar 2026 in der Schweiz und in Frankreich eine «dritte Bildungsrevolution» starten, die wieder die Brücke zwischen dem Bildungsauftrag und der Kirche schlagen soll. Man darf gespannt sein.

Zur Webseite:
Truth Matters
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Datum: 22.11.2025
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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