Erzbischof aus Sudan warnt

«Eine der meist übersehenen Katastrophen»

Sudanesische Vertriebene fliehen nach der Eroberung von El Fasher durch die RSF nach Tawila (Symbolbild)
Ein Erzbischof aus dem Sudan hat einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet und davor gewarnt, dass der eskalierende Bürgerkrieg im Sudan eine der weltweit meist übersehenen humanitären Katastrophen ausgelöst hat.

Erzbischof Ezekiel Kondo äusserte diesen Appell erst vor kurzem, während eines Besuchs am «Sarum College» in Salisbury. Er beschrieb ein Land am Abgrund, gezeichnet von einem Konflikt, der zwölf Millionen Menschen vertrieben hat und bis zu 150’000 Menschen das Leben gekostet haben könnte – fast doppelt so viele wie zunächst angenommen.

«Die humanitäre Krise im Sudan ist enorm», bedauert er und erklärte, dass einige Familien so verzweifelt seien, dass sie «Bäume» und «Tierfutter» essen, während sie versuchen, ohne verlässlichen Zugang zu Nahrung, Wasser oder Unterkunft zu überleben.

Warum Gaza und Ukraine, aber nicht Sudan?

Während die internationale Aufmerksamkeit auf der Besetzung von al-Fashir liegt, wo paramilitärische Truppen beschuldigt werden, Massentötungen und Übergriffe gegen Zivilisten zu verüben, sagte Erzbischof Ezekiel Kondo, dass die Brutalität weitaus verbreiteter sei.

Er bestätigte, dass auch in Kum, im Gebiet der Nuba-Berge um Daleng, sowie in Barra, einer instabilen Region in Nordkordofan, Gräueltaten stattfinden.

Kondo kritisierte die begrenzte Medienberichterstattung über den Krieg im Sudan und argumentierte, dass das Ausmass des Leids anderen globalen Krisen – etwa in Gaza und der Ukraine – gleichkomme oder diese sogar übertreffe.

Mehr internationaler Druck nötig

«Menschen sterben einfach still», sagte er. Trotz der Gefahren verteilen Kirchen im gesamten Sudan lebensrettende Nothilfe – unterstützt von internationalen Partnern.

Da Banken und Transportsysteme zusammengebrochen sind, nutzen örtliche Pastoren mobile Geldüberweisungen, um Lebensmittel zu kaufen und sowohl Christen als auch Muslimen Unterstützung zukommen zu lassen.

Erzbischof Ezekiel Kondo begrüsste die diplomatischen Bemühungen der Quad-Gruppe, bestehend aus Ägypten, den USA, den VAE und Saudi-Arabien, die auf einen Waffenstillstand hinarbeitet. Zugleich betonte er jedoch, dass es mehr internationalen Druck brauche.

«Gott weiss es»

Mit Blick auf ein mögliches Ende des Konflikts sagte er: «Ich glaube, dass es irgendwann kommen wird. Wir wissen nicht genau, ob es nahe ist, aber Gott weiss es.»

In der Zwischenzeit könne die Welt «nicht einfach zusehen und Menschen sterben lassen», während weiter Gräueltaten begangen würden, sagte er und rief die internationale Gemeinschaft zum Handeln auf.

Zum Abschluss seiner Rede richtete der Erzbischof einen direkten Appell an Christen weltweit, dem Sudan in einem, wie er es nannte, entscheidenden Moment für das Überleben des Landes beizustehen.

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Datum: 12.12.2025
Autor: Obianuju Mbah / Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / gekürzte Übersetzung: Livenet

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