Christliche Gefangene in Eritrea freigelassen
Die Organisation «Open Doors», die sich für verfolgte Christen einsetzt, berichtet, dass unter den Freigelassenen offenbar Gläubige, Geschäftsleute und Politiker waren. Die Namen der freigelassenen Personen wurden nicht veröffentlicht. Zudem bestätigte Open Doors, dass keiner der sieben Kirchenleiter, für deren Freilassung sich die Organisation seit Jahren einsetzt, darunter war.
Die christlichen Leiter – Tekleab Menghisteab, Million Gebreselassie, Kidane Weldou, Gebremedhin Gebregiorgis, Kuflu Gebremeskel, Futsum Gebrenegus und Haile Naizge – befinden sich jeweils seit über 20 Jahren ohne rechtliches Verfahren in Haft.
Für Willkür bekannt
Sie dürfen weder von Familienangehörigen besucht werden noch haben sie Zugang zu einem Anwalt oder die Möglichkeit, vor Gericht zu erscheinen. Einige Beobachter vermuten, dass ein schlechter Gesundheitszustand eine Rolle bei der Entscheidung der Regierung gespielt haben könnte, bestimmte Gefangene freizulassen. Ehemalige Häftlinge berichteten, während ihrer langen Haft unter den harten Gefängnisbedingungen schwere Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes entwickelt zu haben.
Auch die freigelassenen Gefangenen – darunter Christen – waren ohne Anklage festgehalten worden. Das eritreische Gefängnissystem ist für willkürliche Inhaftierungen und unmenschliche Bedingungen bekannt. Anfang des Jahres erklärte «Open Doors», dass weiterhin Tausende Gewissensgefangene ohne rechtlichen Beistand oder Kontakt zu ihren Familien inhaftiert seien.
Schwere persönliche Verluste erlitten
Open Doors begrüsst die Freilassungen, erklärt jedoch, dass weiterhin grosse Sorgen hinsichtlich des körperlichen, emotionalen und geistlichen Zustands der Freigelassenen bestünden. Die Hilfsorganisation rief zu anhaltendem internationalen Einsatz für die weiterhin inhaftierten Kirchenleiter auf.
Menghisteab, Gebrenegus und Gebregiorgis wurden am 19. November 2004 wegen ihrer Beteiligung an einer Erneuerungsbewegung innerhalb der Eritreisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche festgenommen. Diese Kirche ist eine der vier staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften des Landes. Alle drei befinden sich seitdem ohne Anklage oder Gerichtsverfahren in Haft.
Im Laufe der Jahre haben die Inhaftierten schwere persönliche Verluste erlitten. Die Ehefrau und der Vater von Gebrenegus starben während seiner Haft, und die Ehefrau von Gebregiorgis verstarb 2022 an Krebs. Menghisteabs Ehefrau und Töchter flohen aus Sicherheitsgründen aus dem Land.
Seit über 20 Jahren hinter Gittern
Zwei der inhaftierten Leiter, Naizge und Gebremeskel, wurden bei Razzien in den frühen Morgenstunden am 23. Mai 2004 festgenommen. Naizge war damals Vorsitzender der «Full-Gospel»-Kirche, während Gebremeskel den Vorsitz der «Eritreischen Evangelischen Allianz» innehatte und als Gastdozent tätig war.
Naizges Mutter starb, ohne ihren Sohn jemals wiederzusehen, und seine Ehefrau und Kinder beantragten schliesslich Asyl in Nordamerika. Gebremeskel wurde zuletzt 2021 bei Krankenhausbesuchen gesehen.
Ein weiterer Inhaftierter, Gebreselassie, leitete die «Rhema Evangelical Church» in Massawa und arbeitete als Anästhesist in einem örtlichen Krankenhaus. Er wurde am 3. Juni 2004 an einer Polizeikontrolle festgenommen, zwei Monate lang auf der Zweiten Polizeistation in Asmara festgehalten und später nach Wengel Mermera verlegt.
Die jüngste der sieben Festnahmen betrifft Weldou, der am 18. März 2005 in Asmara entführt wurde. Er war leitender Pastor einer Kirche in Asmara und Mitglied des Exekutivkomitees von «Gideons International» in Eritrea.
Als «Nordkorea Afrikas» bezeichnet
Die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit schätzt, dass 51 Prozent der 6,3 Millionen Einwohner Eritreas sunnitische Muslime sind und 41 Prozent der Eritreisch-Orthodoxen Kirche angehören.
Römisch-katholische Christen machen etwa fünf Prozent aus. Alle übrigen Gruppen – darunter Protestanten, Atheisten, Bahai und Anhänger traditioneller Religionen – kommen zusammen auf weniger als fünf Prozent der Einwohner.
Eritrea, oft als das «Nordkorea Afrikas» bezeichnet, wird von Präsident Isaias Afwerki regiert, der seit der Unabhängigkeit des Landes von Äthiopien im Jahr 1993 an der Macht ist. Das Regime setzt einen unbefristeten Militärdienst durch, unterdrückt jeglichen Widerstand und hat bislang keine demokratischen Wahlen abgehalten. Unabhängige religiöse Betätigung wird als Bedrohung der staatlichen Autorität angesehen.
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Datum: 26.12.2025
Autor:
Anugrah Kumar / Daniel Gerber
Quelle:
Christian Post / gekürzte Übersetzung: Livenet