Unverständnis
Zitat des Bankers Lloyd Blankfein
Die Finanzkrise steckt der Weltwirtschaft noch immer in den Knochen. Doch die Banken scheinen aus dem Gröbsten raus. Lloyd Blankfein, Chef der Investment-Bank Goldman Sachs, hat eine perfekte Verbindung zwischen Glaube und Geschäft entdeckt: Als Banker, sagte er in einem Interview, sei er doch nur ein Mann, der «Gottes Werk verrichtet». Mit Verwunderung und Unverständnis reagiert Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, auf diese Äusserung.
Nach der Erholung auf dem Finanzmarkt bereitet sich die Londoner City wieder auf einen Boni-Boom vor. Die Extra-Zahlungen für Banker am Finanzplatz in London werden nach Angaben des Instituts Centre for Economics and Business Research wahrscheinlich um 50 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro steigen. Millionenschwere Gehälter und Boni sind auch bei der US-Investmentbank Goldman Sachs schon wieder auf der Tagesordnung. Fast 17 Milliarden Dollar hat das Unternehmen dieses Jahr für Vergütungen zurückgelegt.
Gott lässt sich nicht spotten
Der Chef der US-amerikanischen Grossbank Goldman-Sachs Lloyd Blankfein hat jetzt lauthals verkündet, mit ihrer Arbeit verrichteten die Banken «Gottes Werk». «Wenn er 'Gottes Werk' auch in der Ausschüttung überreicher Boni in krisengeschüttelten Zeiten sieht, dann muss er sich über die Empörung von Seiten aller christlichen Kirchen nicht wundern», empört sich Schneider. «Es verwundert ja nicht, dass Menschen ihre Macht missbrauchen. Das kennen wir aus der Bibel. Von den Königen des Volkes Israel wird regelmässig gesagt: 'Sie taten, was dem Herrn missfiel.' Machtmissbrauch damals - Machtmissbrauch heute! Aber die Könige Israels mussten die Erfahrung machen: Gott lässt sich nicht spotten. Diese Warnung wollen wir auch Herrn Blankfein weitersagen, denn das Schicksal dieser Könige wünschen wir ihm wirklich nicht», warnt Schneider.«Zum Wohl seiner Nächsten»
«Wenn Herr Blankfein auch die Milliarden-Boni wirklich als Teil von 'Gottes Werk' und damit letztlich als Segen bezeichnet, dann muss er sie zum Wohl seiner Nächsten einsetzen - und sie nicht sich selbst oder seinen Kollegen in die Tasche stecken. Wer die Nächsten sind, kann man übrigens im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter lernen: die Ausgeraubten und Geschlagenen, die Armen und Behinderten, die Benachteiligten und Gefährdeten», gibt Schneider zu bedenken. Quellen: EKiR-Pressestelle/LivenetDatum: 17.11.2009