Internationale Gesellschaft für Menschenrechte: "Extreme Brutalität gegen Christen in Vietnam"

Die vietnamesische Regierung schränkt die Religionsfreiheit durch einzelne Gesetze und Dekrete erheblich ein.

Frankfurt. Eine dramatische Verschärfung der Menschenrechtslage in Vietnam sieht die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). In ihrem Jahresbericht wirft die Initiative den Behörden eine "extreme Brutalität gegen ethnische evangelische Christen in Zentral- und Nordvietnam" vor. Sie grenze an Ausrottung. Zudem gebe es Schauprozesse gegen Dissidenten sowie drastische Beschränkungen der Meinungs- und Religionsfreiheit.

Nach Informationen der IGFM hat die Gewalt gegen Angehörige der eingeborenen Völker im zentral- und nordvietnamesischen Hochland zu einer Massenflucht aus den Stammesgebieten geführt. Die Regierung unterstelle den evangelischen Christen aus ethnischen Minderheiten wie H'Mong, Dao und Thai, Autonomiebewegungen für einen eigenen Staat zu unterstützen. Ein Ende der seit Anfang 2001 entfachten Flüchtlingswelle sei nicht absehbar.

Vietnam setze die Verfolgung seiner Bürger sogar auf kambodschanischem Boden fort. Mitte 2002 startete die Regierung nach IGFM-Angaben eine Verfolgungskampagne gegen Personen, die sich für Religionsfreiheit oder für das Landbesitzrecht der indigenen Völker einsetzen. Das Schicksal von Hunderten Inhaftierten und Vermissten bleibe ungeklärt.

Meinungsfreiheit stark eingeschränkt

Darüber hinaus beklagt die Menschenrechtsorganisation grosse Einschränkungen der Meinungs- und der Pressefreiheit. Die Regierung verfolge Journalisten, beschlagnahme Bücher namhafter Dissidenten und blockiere den Zugang zu kritischen Internet-Seiten. Mehrere Internet-Cafés seien geschlossen worden. Gegen Dissidenten seien Schmähkampagnen in den staatlichen Medien und öffentliche Schauprozesse veranstaltet worden.

Die IGFM warf der Regierung ausserdem vor, Religionsgemeinschaften auch mit illegalen Mitteln zu bekämpfen. Insbesondere Anhänger der vom Staat nicht anerkannten Religionsgemeinschaften würden zunehmend zu Zielscheiben gewaltsamer Übergriffe.

Nachdem alle bedeutenden Führungspersönlichkeiten der Vereinigten Buddhistischen Kirche Vietnam und der Hoa-Hao Buddhisten verhaftet oder unter Hausarrest gestellt worden seien, ziele die Verfolgung nun auf deren engste Mitarbeiter. Mehrere Mitglieder beider Kirchen hätten mit Selbstverbrennung und Hungerstreiks protestiert oder seien nach Kambodscha geflohen.

354 von 412 evangelischen Gemeinden geschlossen

Auch die beiden offiziell zugelassenen Evangelischen Kirchen (EKV-Nord und EKV-Süd) und die katholische Kirche klagen nach IGFM-Informationen über massive Behinderungen ihrer Arbeit und die steigende Gewaltbereitschaft der Behörden in Zentral- und Nordvietnam. In der Provinz Dak-Lak seien 354 von 412 evangelischen Gemeinden geschlossen worden. Versammlungen seien gewaltsam aufgelöst, Kapellen zerstört und Menschen misshandelt worden.

Datum: 14.02.2003
Quelle: Kipa

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