Opium als tägliches Brot: Afghanische Flüchtlinge in Pakistan

Flüchlingslager
KinderAfghanistan

Die Eltern arbeiten von früh bis spät, um genug zum Leben zu haben. Männer suchen die Häuser in der verwüsteten Heimat instandzustellen, während die Mütter mit den Kindern im Flüchtlingslager bleiben und sich abrackern. Zur Nahrung gehört für viele Opium.

In der Region der pakistanischen Stadt Peshawar fanden in den 80-er Jahren, als die Sowjets ins angrenzende Afghanistan einfielen, Hunderttausende von Menschen Zuflucht. Im Flüchtlingslager Khurasan leben derzeit nach einem Bericht des BBC-Internetdienstes 1‘800 Afghanen; die allermeisten knüpfen Teppiche.

Damit die Kinder sie nicht stören, kriegen sie einen Finger voll Opium aus dem Topf. „Dies ist sehr gefährlich, ich weiss, und kann die Gesundheit unserer Kinder schädigen, aber wie können wir aufhören mit der Arbeit an den Teppichen, wenn sie allein uns ein Einkommen verschafft?“ sagt Mallaley, eine Flüchtlingsfrau.

Ein Mann, der zwanzig Jahre im Lager verbracht hat, sagt, dass viele Eltern den Kinder Opium vorenthalten möchten – aber wenn sie beduselt sind, gehen sie nicht auf die Strassen betteln.

Ihr Mann ist zurück in Afghanistan und sucht das im Krieg zerstörte Heim wieder aufzubauen. „Da mein Mann weg ist, haben wir keine Wahl; wir müssen, um zu überleben und unsere Angehörigen und Kinder durchzubringen, in einem Teppichbetrieb arbeiten.“ Die Familie Mallaleys will bald zurückkehren.

Bis dann gehört Opium zum Alltag, auch der Erwachsenen: „Der Opiumkonsum erhält unseren Antrieb zur Arbeit; wir leisten mehr und vermeiden Langeweile.“ Frauen und Männer nehmen das Rauschgift, das in Afghanistan (und auch in gewissen Stammes-Gebieten Pakistans) ungehindert angebaut wird. Einer von ihnen unterstreicht: „Man wird nicht müde und kann bis spät in die Nacht hinein arbeiten.“

Die Erwachsenen wissen um den Schaden für die Gesundheit. Doch wenig wird unternommen, um den Teufelskreis zu durchbrechen. 60% der ethnischen Turkmenen im Lager, die Teppiche herstellen, sind opiumsüchtig. Die Abhängigkeit verbindet Vater und Sohn, stört also den Familienfrieden nicht, wie die BBC schreibt.

Einige Hilfswerke nehmen sich des Problems an. Zehn Kilometer vom Lager betreibt der afghanische Arzt Tariq Suleman ein Zentrum für die Behandlung der Opiumsucht. „Wir tun, was wir können, für die Rehabilitation von süchtigen Afghanen. Aber die Bedrohung kann nicht ausgerottet werden, bis die Opiumproduktion in Afghanistan und Pakistan durch ein geplantes Programm kontrolliert wird.“

Datum: 14.07.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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