Evangelische Allianz setzt auf Wachstum
Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) verstärkt ihre Tätigkeit in verschiedenen Bereichen und schafft dazu auch neue Stellen. So erhält der Zentralsekretär bereits ab 1. Juli einen Assistenten (60%), der ihn im Blick auf verstärkte Aussenkontakte entlasten wird. Im Rahmen einer Projektstelle wird ausserdem der Ostschweizer Pfarrer Thomas Beerle ab 15.8.08 zu 40% als Vernetzer und Sektionsentwickler der SEA wirken. Gleichzeitig wird er ein neuartiges Zielgruppenprojekt in der St. Galler Landeskirche aufbauen. „In der ganzen Schweiz entwickeln sich zurzeit Netzwerke von aktiven Christen“, stellte Beerle in Aarau fest. Hier möchte er als Katalysator wirken und Anstösse zur Weiterentwicklung geben.
Roland Mürner, der sich für die Projekt Kickoff 2008 eingesetzt hat, wird neu zu 60% Assistent von Zentralsekretärs Hansjörg Leutwyler. Als Absolvent der Fachhochschule Nordwestschweiz bingt er dazu gute berufliche Voraussetzungen mit.
Schliesslich bekommt die SEA ab 1. September mit einer Stellenaufstockung von 40 % einen weiteren Medienbeauftragten. Der bisherige Medienbeauftragte Fritz Herrli wird sein Pensum um 20% reduzieren.
Veranstaltungen und Projekte
In Form eines Podiums berichteten Leiter lokaler Sektionen von Thun bis Winterthur über laufende Entwicklungen und Projekte. Dabei wurde die Tendenz in den Sektionen sichtbar, Veranstaltungen zu kreieren, die einerseits einen besseren Bezug zur Gesellschaft herstellen, aber Menschen einen Zugang zum christlichen Glauben ermöglichen. Intensiver werden auch die Kontakte der Pfarrer und Pastoren untereinander. Sie tragen dazu bei, dass Pastoren weniger oft ausbrennen, wie der Basler Sektionspräsident Pfarrer Roger Roger sagte.. Zudem ermöglichen sie ein vorurteilsfreieres Zugehen auch von Freikirchenleitern zu landeskirchlichen Pfarrpersonen und umgekehrt.
In den Berichten der SEA Arbeitsgruppen wurde deutlich, dass die SEA das Spektrum ihrer Tätigkeit verbreitert hat. Berichte aus Arbeitsgruppen wie der Arbeitsgemeinschaft für interkulturelle Zusammenarbeit (AGiK) oder der Arbeitsgemeinschaft Klima, Energie, Umwelt (AKU) oder Kunst und Kultur (Arts+) machten dies deutlich. Ebenso die Petition für die Aufstockung der Entwicklungshilfe durch die Kampagne „StopArmut2015“.
Finanzen – Manna für heute
Mit schöner Regelmässigkeit hat die SEA-Rechnung in den vergangenen Jahren einen kleinen Überschuss ausgewiesen, 2007 knapp 2’300 Franken, sodass die SEA ein bescheidenes Eigenkapital von rund 13’000 Franken ausweist. Dies bei Einnahmen von 690’000 und Ausgaben von 686’800 Franken. „Manna für heute, aber nicht für morgen“, bemerkte der abtretende SEA-Präsident Thomas Bucher dazu.
Das SEA-Zentralsekretariat erlebt zurzeit ein beschleunigtes Wachstum. Für 2008 wurde das Budget um 79’000 Franken nach oben angepasst, um Personalaufstockungen zu finanzieren. Der Mehraufwand wird zum Teil durch bereits zugesagte zweckgebundene Spenden ermöglicht. Das Budget 2009 rechnet nochmals mit 71’000 Franken Mehreinnahmen und -ausgaben, also mit insgesamt mit 820’000 Franken.
Wechsel im Präsidium
Nach zehn Jahren im Zentralvorstand und davon sechsjähriger SEA-Präsidentschaft hat Thomas Bucher, Leiter von OM Europa, sein Ehrenamt an Wilf Gasser übergeben. Bucher sei immer für pragmatische Lösungen offen gewesen, wenn Probleme anstanden, sagte Zentralsekretär Hansjörg Leutwyler zum Abschied. Er habe Bucher auch als persönlichen Freund zu schätzen gewusst. Bucher würdigte den amtierenden Zentralsekretär als ausgezeichneten Netzwerker, der grosses Vertrauen unter evangelischen Christen geniesse und ein Sekretariat mit kompetenten und zuverlässigen Leuten führe. In seinem Rückblick würdigte Bucher die Vision des 1998 verstorbenen Zentralsekretärs Frank Probst. Dieser sei seiner Zeit voraus gewesen und habe die damalige SEA überfordert. Heute sei aber vieles von Probsts Vision verwirklicht.
Zum neuen Präsidenten wählten die Delegierten den Berner Psychiater und langjährigen leitenden Mitarbeiter der Vineyard-Bewegung, Wilf Gasser, 51. Er erhielt das einstimmige Votum der Delegierten und wurde mit einem Segensgebet in sein Amt eingesetzt.
Er trete das neue Amt mit Freude, aber auch mit Respekt an, sagte Wilf Gasser, der seine geistlichen Wurzeln in der Chrischona-Gemeinde Hallau und der VBG hat und leitender Mitarbeiter der Vineyard Bern war.
Wertschätzung für unterschiedliche Traditionen
Gasser erinnerte in Anspielung an Nehemia, Kapitel 3 (Mauerbau in Jerusalem) daran, dass es oft Menschen brauche, die einfach bereit seien anzupacken, auch wenn sie nicht die optimalen Begabungen mitbrächten. Auch die SEA zeichne sich durch eine grosse Wertschätzung für unterschiedliche Traditionen aus. Wichtig sei für ihn das biblische Zwillingspaar „Gnade und Wahrheit“. Echte Allianzchristen seien liebenswürdige, glaubwürdige und wertschätzende Menschen. Besonders schätzt Gasser auch den Aufbruch an diakonischen Initiativen in der Allianz.
Neu in den SEA-Zentralvorstand wurde Pfarrerin Sabine Aschmann, 44, (Thayngen) gewählt. Als Vorstandsmitglied ist sie bereit, jährlich ehrenamtlich zwei Wochen Arbeitszeit in die SEA zu investieren.
Siehe auch Artikel: Evangelische Allianz wählte neuen Präsidenten
Kommentar
SEA: Ein vitaler Baum
Von Peter Schmid
Die Schweizerische Evangelische Allianz lebt von freiwilligem Engagement. Am Deutschschweizer Baum wachsen fortwährend neue Äste: Fachgruppen nehmen sich drängender Themen wie Klima und interkulturelles Zusammenleben an.
Die jährliche Delegiertenversammlung, die am Freitag in Aarau stattfand, liess die Dynamik der Bewegung in der Deutschschweiz erahnen. In den letzten Jahren sind Arbeitsgemeinschaften für Künstler, für soziales Engagement und für Klimafragen entstanden. In weiteren Fachgruppen, den Sektionen und auch im Zentralsekretariat wirken Christen freiwillig mit, teils ohne Entschädigung. So kommt die SEA mit einem Jahresbudget aus, das (noch) deutlich unter einer Million Franken liegt. Sponsoren finanzieren Vorhaben, mit denen die SEA in die Öffentlichkeit treten kann, namentlich die „4telstunde für Jesus“.
Evangelische Werte
Manchmal gelingen der Evangelischen Allianz Treffer wie die plakatierte Botschaft „Liebes Bundesamt, Treue ist der beste Gummi“. Auf DJ Bobos Vampirsong („…geniesse die Fahrt in die Hölle“) reagierte die SEA mit einem Stopp-Suizid-Plakat. Solche Stellungsbezüge sind in der Wertediskussion umso wichtiger, als die reformierten Kirchen angesichts der Vielfalt der Lebensformen und dem Kult des Individualismus keine deutliche Linie erkennen lassen.
Mit Dr. med. Wilf Gasser löst ein Kantonsparlamentarier und Ehetherapeut den Missionsleiter Thomas Bucher an der Spitze der Bewegung ab. Das Spannungsfeld Gesellschaft-Familie erfordert tatsächlich höchste Aufmerksamkeit. Deutlicher für die Wehrlosen und Bedrängten eintreten ist ein Gebot der Stunde.
Innerevangelische Ökumene
International tut dies die Evangelische Allianz, indem sie Gemeinden empfiehlt, den „Sonntag der verfolgten Kirche“ zu begehen. Während die reformierten Kirchen das Miteinander aller Protestanten zugunsten der Zusammenarbeit mit den Katholiken vor Ort da und dort ausblenden, befördert die Evangelische Allianz jene Ökumene, die am nächsten liegt: die innerprotestanische. Der Ökonom Hans Schmid hat in einem Buch den reformierten Kirchen geraten, von den Freikirchen Impulse zu übernehmen. Die SEA bietet sich als Plattform an; in den lokalen und regionalen Sektionen kann – könnte – vieles ausprobiert werden, was dem Schweizer Protestantismus insgesamt zu gute käme.
Datum: 18.06.2008
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch / idea