«Du bist an allem schuld!»
«Ich war in meinem Leben nicht auf Rosen gebettet», sagt Simone Hubo (52). Das sind blumige Worte für schlimmste Kindheitserlebnisse. Immer wieder hat ihr alkoholkranker Vater ihre Mutter geschlagen. Gleichzeitig liebte er aber seine Tochter geradezu abgöttisch. Deshalb hasste die Mutter sie. Schliesslich wurde die Ehe geschieden. Die Mutter fand einen neuen Partner und Simone bekam einen neuen «Vater» – der sie aber schlug. Auch diese Beziehung ging in die Brüche.
Ein schrecklicher Plan scheitert
Die wohl schlimmste Erfahrung machte Simone Hubo mit einem Bekannten ihrer Mutter. Er war als «Weiberheld» berüchtigt, der auch junge Mädchen missbrauchte.
Angeblich wollte ihre Mutter dafür sorgen, dass dieser Mann verhaftet wurde. Dafür sollte die Mutter – wie sie sagte – «viel Geld erhalten». Die damals 13-jährige Simone wurde auserwählt, den Mann zu überführen. Ihr versprochener Lohn: ein neues Kleid. Doch der Plan ging schief. Als sie plötzlich allein mit dem Mann in einem Raum war und er anfing, sie zu begrapschen, wehrte sie sich und versuchte zu fliehen. Doch die Zimmertür war von aussen verschlossen! Das kam dem Mann verdächtig vor und er liess von ihr ab. Bei der Mutter war die Tochter seitdem «unten durch»: «Du hast alles versaut! Du bist an allem schuld!» Simone fühlte sich als Versagerin. Seitdem wollte sie nicht mehr leben. Sie überlegte, giftige Beeren zu essen – traute sich aber nicht. Sie stürzte sich mit ihrem Fahrrad unter ein Pferdefuhrwerk – und kam mit einigen Schrammen davon. Sie sprang bei einem Klassenausflug in einen See – und wurde von Mitschülern gerettet.
Not erkannt
Endlich erkannte ein Lehrer ihre Not und kümmerte sich um sie. Er sorgte dafür, dass sie nach der 10. Klasse weit weg von ihren Eltern eine Lehrstelle in einer Baumwollspinnerei im sächsischen Vogtland fand.
Später heiratete Simone Hubo und bekam zwei Kinder. Doch wenn es Probleme gab, kamen die Selbstmordgedanken zurück.
Eine Gideon-Bibel bringt die Wende
1998 schenkte ihr eine Bewohnerin ihrer kleinen Heimatstadt Mühltroff im Vogtland eine Gideon-Bibel. Sie fand das Neue Testament «faszinierend: Ich spürte, dass es mir guttut, darin zu lesen. Es tröstete mich.» Simone Hubo begann zu beten – und erlebte ein Wunder: Nachdem sie Gott um Heilung ihrer Schilddrüsenerkrankung gebeten hatte, verschwanden die Symptome! Ein Arzt bestätigte am nächsten Tag die Heilung. Sie wurde Christin und liess sich in der evangelischen Kirche im Zentrum des Vogtlandes – in Plauen – taufen.
Trotz des Wunders blieben die Selbstmordgedanken. Doch die Lektüre der Bibel veränderte allmählich ihr Denken. Simone Hubo begriff, dass sie durch einen Suizid Gottes Plan mit ihrem Leben zunichtemachen würde. Weiteres Leid blieb ihr dennoch nicht erspart: Bei einem Autounfall wurde sie sehr schwer verletzt, bei einem anderen kam ihre 17jährige Tochter ums Leben. Aber sie erkannte bei alledem, dass von Gott «eine übernatürliche Kraft ausgeht». Heute weiss sie: «Gottes Wege sind unergründlich. Aber er meint es gut mit uns!»
Datum: 23.07.2012
Autor: Klaus Rösler
Quelle: idea