Missionsarbeit öffentlich machen
Es war im Jahr 1949. Die Rufe aus Übersee, die um Schweizer Missionare baten, fanden Gehör. Die Schweizerische Missions-Gemeinschaft (SMG) wurde gegründet. Die ersten Missionare waren berufene, willensstarke Pioniere. Sie nahmen oft wochenlange Reisen in abgelegene Weltgegenden auf sich und wussten, dass sie ihre Angehörigen über Jahre hinaus nicht mehr sehen würden. Wenn es gut ging, funktionierte die Briefpost. So konnte alle paar Monate ein Lebenszeichen verschickt werden.
63 Jahre später. Transport- und Kommunikationsmittel machen die Welt zum «Dorf». Die Zeiten der gefährlichen Reisen und langen Vorbereitungen sind mehrheitlich vorbei. Internet, E-Mail und Skype haben die Briefpost abgelöst. Alles ist schneller und kurzfristiger geworden, auch die Entscheidungen für einen Einsatz mit der SMG im Ausland.
Ein globales Netzwerk
Seit zwei Jahren leitet Roman Jösler, 53, die Geschicke der SMG. Zuvor war er im Personalmanagement internationaler Firmen leitend tätig gewesen. Jetzt setzt er seine Fachkompetenz ein, um den Lauf des Evangeliums zu unterstützen. «Das macht Sinn», meint Jösler, «es entspricht meiner innersten Überzeugung.» Ihm gefällt die Arbeit bei der SMG mit ihrer breiten Basis und der grossen Vielfalt an Einsatzorten und Tätigkeiten. Ihr Netzwerk spannt sich über alle Kontinente. Drei Vollzeit- und neun Teilzeitangestellte halten den Kontakt zu über 90 Partnerorganisationen und begleiten rund 240 Missionare.
Vom Missionar zum Mitarbeiter
Missionare, missionieren? Diese Wörter sind in der Öffentlichkeit negativ besetzt. Glauben soll man dürfen, das Missionieren aber lassen. Wie geht eine Missionsgesellschaft damit um? SMG-Leiter Jösler: «Wir reden heute nicht mehr von 'Missionaren', sondern von 'Mitarbeitenden', so wie es in einer Firma oder verschiedenen anderen Missionsgesellschaften üblich ist.»
Weder Auftrag, noch Motivation hätten sich geändert, wohl aber das Profil des Missionars und das Umfeld. Zurzeit finde eine Art Generationenwechsel unter den Mitarbeitenden statt. Solche, die für Jahrzehnte im Einsatz gestanden haben, kehren jetzt heim oder werden pensioniert. Die entstehenden Lücken gilt es wieder zu füllen. Und zwar mit Menschen, die sich nicht mehr fürs Leben, aber doch für einige Jahre in dieser Aufgabe sehen.
Fachwissen vorausgesetzt
Die Missionstätigkeit bewegt sich heute parallel zum klassischen Gemeindebau vor allem in sozialen, pädagogischen, technischen und berufsbildenden Bereichen. Neben einer theologischen Ausbildung ist deshalb ein solides berufliches Fachwissen gefragt. Geändert haben sich auch die Einsatzgebiete. Zwar kommen noch immer viele Anfragen aus Südamerika, Afrika und Asien. Aber der Auftrag liegt auch zunehmend «vor der Haustüre». Roman Jösler nennt europäische Länder wie Frankreich, Österreich, Italien und Spanien. Aber auch die Schweiz selbst.
Das Interesse an Missionseinsätzen sei nach wie vor vorhanden, allerdings abhängig davon, wie die lokalen Gemeinden und Kirchen damit umgingen. «Dort, wo ältere Mitglieder den missionarischen Gedanken pflegen, geht er auch einfacher auf die jüngere Generation über», so die Beobachtung von Roman Jösler. Es sei Aufgabe der christlichen Gemeinden, «dem Auftrag Jesu zu folgen und das Licht des Evangeliums, sowohl lokal als auch global, weiterzutragen.» Die SMG sehe sich in der Verantwortung, das entsprechende Bewusstsein bei Christen und in Gemeinden zu schärfen.
Geld nachhaltig einsetzen
«Wenn ich sehe, wie Missionare sich manchmal abmühen müssen, um ihr Auskommen zusammenzubringen, hinterfrage ich schon mal gewisse technische, respektive strukturelle Investitionen und Event-Programme in unseren Gemeinden», sinniert der Missionsleiter. Werden die Finanzen am richtigen Ort eingesetzt? Nicht umsonst soll der verantwortliche Umgang mit Geld im Reich Gottes am SMG-Missionsfest thematisiert werden.
Roman Jösler hat eine Vision: «Die zahlreichen missionarisch tätigen schweizerischen Organisationen treten in einer grossen Aktion medienwirksam an die Öffentlichkeit.» Viel Gutes könnte über die Arbeit dieser Werke berichtet werden. Säkulare Events wie die Radio-DRS-Aktion «Jede Rappe zellt» machen es vor, wie sich Menschen bewegen lassen.
Diesen Artikel hat uns freundlicherweise «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.
Webseite:
SMG World
Datum: 03.11.2012
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz