Wer sind wir?

Die VBG gibt sich ein modernes Leitbild

Das neue Leitbild der VBG stellte sich einer doppelten Herausforderung. Die Aktiven sollen klar und deutlich erfahren, wofür die VBG stehen will. Und dies soll in einer Sprache geschehen, die auch Aussenstehende verstehen. Wie die VBG das anging und umsetzte, erklärt VBG-Leiter Dr. Benedikt Walker.
Benedikt Walker

Livenet: Benedikt Walker, weshalb brauchte die VBG ein neues Leitbild? Hat sie sich verändert?
Benedikt Walker:
Vor Jahren sagte mir ein über 80-jähriger Freund, dass er sich wünsche, dass die VBG auch in diesen Tagen dasselbe tue, wie sie vor gegen 60 Jahren getan hat. Aber wenn wir genau das Gleiche tun, das sie getan haben, dann würden wir nicht dasselbe tun. Dieses weise Wort des Freundes ist für mich eine Aufforderung, ständig auf der Suche zu sein, wie wir als VBG heute unter Mittelschülern, Studierenden und Berufstätigen den christlichen Glauben zum Thema machen und von der Liebe Gottes weitererzählen können, die wir erleben durften.

So hat sich der Grundauftrag der VBG über die letzten Jahrzehnte nicht verändert. Da die VBG aber eine Bewegung von Menschen ist, müssen wir den Auftrag regelmässig neu buchstabieren und mit eigenen Worten selber formulieren. Jedes Leitbild ist ein Versuch, die Vision und die Überzeugungen mit eigenen Formulierungen auszudrücken. In einem Leitbildprozess muss man sich auch bewusst sein, dass jede Verschriftlichung eine Vereinfachung von etwas Komplexerem darstellt und nie allem gerecht werden kann.

Sie haben ein Leitbild entwickelt, das auch Aussenstehende verstehen sollen. Wer ist unter «Aussenstehenden» gemeint?
«Aussenstehende» tönt nicht nur, sondern ist auch ausschliessend. Und genau das wollen wir vermeiden. Unser Ziel war, das Leitbild so formulieren, dass es auch für Leute verständlich ist, die weder aktiv in einer VBG Gruppe mitwirken, noch im Gebet oder finanziell mittragen. In der Umsetzung bedeutete dies für mich:

  • Wir verzichten bewusst auf die Unterscheidung zwischen einer internen und einer externen Version. Wir haben nur ein Papier und dieses ist öffentlich zugänglich.
  • Als VBG verstehen wir uns als Bewegung, die nicht ausschliessend, sondern integrierend ist. Es ist mir sehr wichtig, dass das Leitbild auch eine Identität vermittelt. So schreiben wir im Leitbild bewusst «Wir sind überzeugt ...» oder «Weil wir ... erfahren haben».
  • Als VBG entwickeln wir immer wieder eine Insidersprache. Darunter leidet die Verständlichkeit und kann gegen aussen ungewollt auch den Anschein von Arroganz bewirken. Dieser Problematik müssen wir uns bewusst sein und sie regelmässig angehen.

Wie ist es Ihnen gelungen, diese Sprache zu entwickeln und durchzuziehen? Auf welche bislang wichtigen Begriffe wurde verzichtet?
Im ganzen Leitbildprozess hatten wir Teilprozesse, in denen der Fokus auf dem Inhaltlichen lag und andere, in denen wir uns stärker auf das Sprachliche konzentrierten. Dies half uns besonders in der Anfangsphase, wichtige inhaltliche Anliegen aufzunehmen und nicht schon zu Beginn zu ersticken. Im ersten Entwurf standen z.B. Ausdrücke wie «dreieiniger Gott», Apologetik und «integriertes Christsein». In der weiteren Überarbeitung waren wir bemüht, unser Anliegen mit allgemein verständlichen Formulierungen auszudrücken. Wie weit dies gelungen ist, werden die Reaktionen von nicht eingefleischten VBGlerInnen zeigen.

In der Schlussphase legten wir den Entwurf auch einem guten Freund vom Schweizer Fernsehen vor und fragten ihn, welche Reaktionen der Entwurf in seiner Redaktion auslösen würden und wie unsere Formulierungen von säkularen Schweizern verstanden würden. Er machte uns auf Ausdrücke aufmerksam, die wir auf seine Anregung hin umformulierten.

Das neue Leitbild soll auch ein Führungsinstrument sein. Was verstehen Sie darunter?
Mit dem Leitbild haben wir drei Funktionen im Blick: Identitätsvermittlung, Führungsinstrument und Kommunikation. So ist das Leitbild für uns ein Bild, welches aufzeigt, in welche «Himmelsrichtung» wir schauen und laufen wollen. Dies verlangt, dass wir auch einmal stehen bleiben müssen und überprüfen, ob wir uns auf dem im Leitbild beschriebenen Weg befinden und was in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde. Weiter ist das Leitbild ein wertvolles Hilfsmittel für vorliegende Projektentscheide.

Was erhoffen Sie sich vom neuen Leitbild an Wirkungen bei christlichen Werken und Kirchen sowie in der säkularen Öffentlichkeit?
Das Leitbild versucht, auf einer A4-Seite auszusagen, wie wir uns verstehen, wer wir sind, was unser Kernanliegen ist und was unsere Überzeugungen sind. Damit erhalten Noch-Nicht-VBGkenner und -kennerinnen die Möglichkeit zu erfahren, was wir als typisch für uns ansehen. Ich erhoffe mir, dass die Zusammenarbeit zu Institutionen erleichtert wird und falsche Vorurteile abgebaut werden können. Dies besonders, wenn man sich nicht persönlich kennt.

Weiter freue ich mich natürlich sehr, wenn Leute beim Lesen des Leitbildes «gluschtig» gemacht wurden, die VBG näher kennen zu lernen.

Datum: 15.03.2013
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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