"Auch unter einer Kombinationstherapie bleiben einige wenige infizierte Zellen im Körper zurück. Diese können reaktiviert werden sobald die Behandlung abgesetzt wird." Zudem, so Lüthy zur 'NZZ am Sonntag' brächten die Medikamente schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich. "Zum Beispiel schwindet das Fett an Armen und Beinen, während das Bauchfett zunimmt. Dazu kommt häufig eine Fettstoffwechselstörung, die das Cholesterin massiv ansteigen lässt." Das grösste Problem für den AIDS-Spezialisten, der 1995 von der Uni Zürich wegging, um im Lighthouse Sterbende zu betreuen, und seit 1999 das Zentrum für Infektionskrankheiten in der Klinik Im Park in Zürich leitet, ist jedoch die Therapietreue: "Wie kann man einem Menschen, der sich sonst gesund fühlt, eine 100-prozentige Therapietreue beibringen?" Pro Woche müssten 14 Dosen eingenommen werden, wer nur eine bis zwei vergesse, riskiere ein Versagen der Therapie. Und da lauere die Resistenz - "dass die Medikamente ihre Wirkung verlieren". Aus diesem Grund, sagt Ruedi Lüthy, "gibt es auch keine billige Drittweltlösung in Bezug auf die HIV-Therapie". Es gebe nur die optimale Therapie, die eine für hiesige Verhältnisse hohe Disziplin voraussetze - alles andere blockiere die Vermehrung des Virus nicht. Und dann "ist die Gefahr der flächendeckenden Resistenz eine wirklich katastrophale Aussicht". Als eines der wenigen Mut machenden Beispiele im Kampf gegen AIDS ausserhalb der reichen Länder nennt Lüthy Uganda, wo die Zahl der Neuinfektionen abgenommen habe. Ein Grund: "Hier haben sich alle Kirchen zusammengetan und bei den Jugendlichen erfolgreiche Aufklärung und Prävention geleistet." Quelle: New York Times, NZZDer Zürcher AIDS-Arzt Ruedi Lüthy hat die Hoffnung aufgegeben, AIDS zu heilen.
Datum: 10.07.2002