Verzicht auf Millionenvertrag

«Jemand wie Frank Schaefer verdient Respekt»

Frank Schaefer verlängert seinen Vertrag beim Bundesligisten 1. FC Köln nicht. Er macht persönliche Gründe geltend, der Christ prangert die Lage im Fussballgeschäft an – und erntet Respekt.
1.-FC-Köln-Trainer Frank Schaefer

Joachim Schmidt bringt es in seinem Kommentar in der «Kölner Rundschau» auf den Punkt: «Eine Welt, in der Lug und Trug zur Tagesordnung gehören, in der bei vielen Spielern die Söldnermentalität über der Identifikation mit dem sie bezahlenden Verein steht, ist nicht die seine.» Für Frank Schaefer sei nun das Mass voll gewesen, als zum wiederholten Mal interne Dinge über die Medien in die Öffentlichkeit getragen worden seien, schreibt Schmidt, und weiter: «Während die meisten seiner Trainerkollegen bei solchen Vertrauensbrüchen wegschauen, ist er seinen Werten treu geblieben. Er verzichtet auf ein Leben im Rampenlicht und ein Jahreseinkommen von mehr als einer halben Million Euro. So viel Anständigkeit ist selten und für viele von uns kaum nachvollziehbar. Umso mehr verdient jemand wie Frank Schaefer Respekt.»

Fans betroffen

In der Fanszene des 1. FC Köln hat sich erneut Widerstand gegen die Vereinsführung formiert, berichtet «Radio Köln». Anlass war die Entscheidung von Trainer Frank Schaefer nach Saisonende aufzuhören. Am Ostermontagabend demonstrierten deshalb vor dem Geissbockheim, dem Klubhaus des FC, rund 250 Fans.
Wenn wundert es? Als Schaefer von der Kölner U23 zu den Profis wechselte, war der seine Mannschaft auf einem Abstiegsplatz – heute liegt das Team auf Rang 14, sechs Punkte von einem direkten Abstiegsplatz entfernt und drei vor der Relegation.

Was Schaefer störte

Wie vor seiner Ernennung zum Cheftrainer wird er wieder andere Aufgaben ausführen. Gestört hat Schaefer unter anderem auch, dass plötzlich sein Glaube für sein zögern bei einer allfällgien Vertragsverlängerung in den Brennpunkt des Interesses rückte; der 47jährige ist Mitglied einer Baptistengemeinde in Köln. Im «Kölner Express» hatte er betont: «Ich kann sagen, dass genau das nicht mein Problem ist. Mein Glaube steht in keinem Zusammenhang mit meinem Job und meinen Überlegungen für die Zukunft.»

Der Glaube sei für ihn nicht nur Trost, sondern Zuversicht und Freude – Leben pur, wurde Schaefer im «Express» zitiert. Er spiele eine Hauptrolle in seinem Leben, er lese in der Bibel und bete. «Aber ich bete nie dafür, dass wir ein Spiel gewinnen.»

Respekt vor Schaefer

Er sei sehr traurig über den Entscheid, sagte 1.-FC-Köln-Präsident Wolfgang Overath: «Ich bin überzeugt, aus ihm wäre ein grosser Trainer geworden, einer, der in diesem Geschäft viel Geld verdienen kann.»
Schaefers Entscheid stösst auf Respekt:

Weltmeister und Kommentator Günter Netzer sprach von einem ungewöhnlichen aber ehrlichen und konsequenten Schritt. Auch Nationaltrainer Joachim Löw meldete sich zu Wort: «Ich finde es beachtlich, dass ein Trainerkollege freiwillig auf eine Karriere in der Bundesliga verzichtet.»

Und Wolfgang Holzhäuser, Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen: «Ich ziehe den Hut davor, dass jemand in der Lage ist, auf die Millionen zu verzichten und zu sagen: Ich will mein Leben zurück.»

Datum: 27.04.2011
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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